Bildnis des Eduard (VI.) als Prinz von Wales (1537-1553). Der Italiener Bartolozzi, der von 1764 bis 1802 in England als Kupferstecher des Königs wirkte, hat ein umfangreiches Werk an Reproduktionsstichen vor allem von Malern seiner Zeit geschaffen, so von Josua Reynolds oder der Angelica Kauffmann. Seine Arbeiten fanden nicht nur wegen der bevorzugten Maler, sondern wegen seiner ausgefeilten graphischen Technik, der neuartigen Punktiertechnik, europaweit Absatz. Bartolozzi beabsichtigte mit seinen Radierungen keinen Faksimile-Anspruch, sondern wollte mit seiner Kunst die Zeichnungen bildgerechter ausführen und ihnen eine geschlossene Wirkung verschaffen. Dadurch gewinnt zwar der optische Eindruck, jedoch auf Kosten der Feinnervigkeit Holbeinscher Zeichenkunst. Fürst Franz hat eine ganze Reihe von Arbeiten Bartolozzis im Gotischen Haus unterbringen lassen. In der Gestaltung der Decke des Speisezimmers scheint Fürst Franz noch einmal raumbeherrschend seine innige Verknüpfung von deutscher und italienischer Kunst demonstrieren zu wollen. In die Mitte der Decke ließ er ein Ölbild von Heinrich Beck nach Annibale Carracci ein. Nach Rode ist es ein „Génie de la Gloire“ nach einem Bild aus der Dresdener Galerie. Dieser im 18. Jahrhundert besonders geschätzte italienische Maler wurde von 18 Farbradierungen nach Zeichnungen Holbeins von Bartolozzi umrahmt. Diese Gestaltung erscheint wie eine dem Gotischen Haus angemessene Variation der Jahrzehnte vorher im Festsaal des Wörlitzer Landhauses ausgeführten Gestaltung mit der Carracciausmalung nach den Fresken der Villa Farnese. (Text: Reinhard Melzer, gekürzt)