Vom Salon ins Museum

"Ich bringe mein ganzes Haus in Ordnung, sehe nach und verzeichne alle meine Sammlungen ..."

Ein paar Jahre bevor August Kestner in Rom die erste Fassung seines Testamentes niederschrieb, machte er sich an die Dokumentation seiner Sammlungen.

Am 6. August 1834 schreibt der 57-jährige: „Ich bringe mein ganzes Haus in Ordnung, sehe nach und verzeichne alle meine Sammlungen, Bücher und Kupferstiche. Der letzteren sind einundzwanzig Mappen, eingeschlossen eine von Handzeichnungen“.

Von einem einheitlichen Konzept kann nicht die Rede sein. Zu willkürlich wirkt die Zusammenstellung der Objekte. Aber dennoch findet sich eine Idee von Ordnung in seinem endgültigen Testament, das vom 12. September 1851 datiert. Darin setzt August Kestner seinen Neffen Hermann zum Erben seiner Sammlungen ein, „dass er dieses ihm übertragene Museum Kestnerianum verwalte, wie ich es selbst verwaltet habe [...]“.

Hierin kommt bereits zum Ausdruck, dass Kestner selbst seinen Sammlungen musealen Charakter beimisst. Tatsächlich aber enthält das Testament eine Systematik, die gleichermaßen an frühneuzeitliche Kunstkammern, deren Rezeption im vaterländischen Geist des Historismus und an die entsprechend geprägte zeitgenössische Gründungswelle von Kunstgewerbemuseen erinnert, deren Bestände ganz wesentlich nach Materialien unterteilt waren.

So heißt es im Testament konkret: „Ihm [Hermann] daher sollen alle meine Sammlungen von Kunstsachen und Alterthümern, an Gemälden, Zeichnungen, Münzen, geschnittenen Steinen, Pasten, Bronzen, Terracotten, Gypsabgüssen, Gold und Silbersachen, Holz, Knochen, Elfenbein, Gefässen aller Materialien, kurz aller Monumente der Kunst und des Alterthums, abgeliefert werden […]“. Das Testament unterscheidet letztlich eben doch systematisch zwischen Monumenten der Kunst und des Alterthums.

2022-02-10

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