Vom Salon ins Museum

Der Schenkungsvertrag

Im Schenkungsvertrag, den Hermann Kestner mit dem Magistrat der Stadt Hannover am 5. April 1884 abschloss, wird die Logik der Zusammensetzung der Sammlung noch deutlicher. Hierin werden akribisch die einzelnen Sammlungsbereiche aufgegliedert.

Da wären zunächst die Objekte, die im Wesentlichen zu den Antiken gehören: "1. Ägyptische, Griechische, Etruskische, Römische Alterthümer mit Einschluss der Münzen, Gemmen und Pasten-Sammlung, sowie der Vasen, Lampen und Terrakotta-Sammlung mit den dazugehörigen Kupferwerken und erklärenden wissenschaftlichen Schriften".

Danach werden die Gattungen aufgeführt, die August Kestner selbst als Kunstsachen bezeichnet hat und nicht zu den Antiken zählt, nämlich: "2. Neuere Kunstgegenstände, umfassend eine Sammlung von Ölgemälden, Majoliken, eine Kupferstichsammlung von ca. 80.000 Stücken, eine Sammlung von Handzeichnungen, sowie spätere Münzen und Medaillen mit den dazu gehörenden Hülfswerken […]".

Die Sammlung wird ergänzt durch eine umfangreiche Bibliothek, die den Sammler in die Lage versetzte, die notwendigen wissenschaftlichen Informationen zur inhaltlichen und wissenschaftlichen Erschließung der Objekte zu bekommen: "3. Eine Bibliothek von circa 10.000 Bänden, umfassend alte und neue Classiker, Ethnografie, Culturgeschichte, vergleichende Sprachforschung, Mythologie, Religions- und Sagenforschung, Sitten und Gebräuche, malerische Reisen und Topographie, religiöse und weltliche National- und Volksdichtung mit Hülfs- und Sammelwerken, Sprachlehren, Dialectforschung, Zeitschriften und Lexiken".

Den vierten Abschnitt macht die Aufzählung der Bestände aus, die Kestners hochdifferenziertes Interesse an Musikforschung dokumentiert: "4. Eine Bibliothek für Musikwissenschaft und Kunst, enthaltend alte und neue theoretische Werke. Musikgeschichte, Harmonie- und Compositionslehre, General-Bass, praktische Musikwerke verschiedener Nationen, die religiöse und weltliche Musik der civilisierten älteren und neueren Völker umfassen, Hymnologie der Inder, Hebräer, Griechen, Römer, liturgische, religiöse Gesänge, alte und neue Bibel- und Gesangbuchs-Ausgaben, namhafte Componisten, Volks- und National-Musik, vorzugsweise Volkslieder und Volkstänze".

2021-11-17

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