Künstlerinnen in Berlin und Brandenburg

Künstlerinnen im Haupterwerb

Wie konnte man in früheren Zeiten Künstlerin werden und wie gelang es, in einer von männlichen Kollegen bestimmten Gesellschaftsstruktur mit der künstlerischen Arbeit auch den Lebensunterhalt zu sichern?

Begabung war hier eine wichtige Voraussetzung, garantierte aber keineswegs eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Vielleicht sind Begabungen in Bauern- oder Arbeiterfamilien genauso vorhanden gewesen, keine einzige aber kam zur Blüte, zumindest nicht in der hier betrachteten Auswahl von etwa 350 Kunstwerken und etwas über 100 Künstlerinnenbiographien bis zum Geburtsjahr 1875, die sich aus überlieferten Sammlungsbeständen zufällig ergaben.
Günstige Voraussetzungen waren also notwendig. Eine solche war die Geburt in eine Künstlerfamilie, weil hierdurch handwerkliches Know-how, Kundenkontakte und mentale Schulung für den Beruf eines freiberuflichen Künstlers quasi mit der Muttermilch verabreicht wurden. Ein gutes finanzielles Polster für die Ausbildung und die Überbrückung schwerer Anfänge bildeten eine weitere Grundlage, ebenso Zuspruch und Offenheit für den gewählten Weg. Strategien von Eheschließungen sowie die damit häufig verbundene Mutterschaft, die dem konventionellen Modell entspricht, sind weitere Themen. Die Geburt von Kindern war durchaus häufiger mit vorübergehenden oder gänzlichen Abbrüchen künstlerischer Tätigkeit verbunden und führte in ein Dasein der Künstlerin im Nebenerwerb oder der Dilettantin. Viele Malerinnen haben deshalb das Ehe-Modell wegen der darin liegenden Gefahren ganz bewusst gemieden. Wie war hier ihr Ertrag?

Bei der Betrachtung der Objekte interessieren die künstlerische Qualität und die Originalität der bewältigten künstlerischen Aufgabe. Verknüpft wird dies mit einer biographischen Erzählung, die die Schwierigkeiten dieses ganz besonderen Künstlerweges immer mit bedenkt, um damit zu einem ausgewogenen Urteil zu gelangen und auch die Fehlstellen unseres Wissens auszusprechen.

2021-07-29