Berliner Uhren

Glossar

A-jour-Arbeit, frz.: ajouré: „durchbrochen“: in der Goldschmiede- und Uhrmachertechnik Bezeichnung für alle durchbrochen gearbeiteten Teile, wie Gehäuse, Unruhkloben, Fassungen usw.

Ägyptomanie: Ägyptenbegeisterung, besonders nach den von Napoleon Bonaparte geförderten Expeditionen 1798 bis 1801; beeinflusste die Mode, Architektur, bildende Kunst und das Kunsthandwerk.

Äquation: Zeitgleichung, Unterschied zwischen der (wahren) Sonnenzeit und der mittleren Zeit eines Ortes. Im Laufe des Jahres beträgt dieser Unterschied zwischen +14 und -16 Minuten. Die Differenz ergibt sich zum einen infolge Veränderungen der Bahngeschwindigkeit der Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne auf der elliptischen Erdbahn, zum anderen aufgrund der Erdumdrehung um ihre Achse, die nicht senkrecht zur Bahnebene steht.

Akanthusblatt: eine u.a. im Mittelmeerraum beheimatete Pflanzengattung. Der Name leitet sich vom Altgriechischen Akanthos „der Dornige“ ab. Die dekorative Blattform kommt seit der Antike in der Baukunst und später vielfach als Ornament im Kunsthandwerk, z.B. bei der Verzierung von Zifferblättern, an Möbelbeschlägen oder in der Email-Malerei auf Uhrgehäusen vor.

Applike, Applikation: lat. applicare „anfügen“: ein auf eine Fläche aufgesetzter und daran befestigter Gegenstand, bei Uhren z.B. dekorative Zierelemente auf dem Gehäuse.

Arbeitsbalg, siehe Balganlage

Architrav: in der Architektur ein auf einer Stützenreihe, z.B. Säulen, ruhender, tragender Querbalken.

Arkus: lat. „Bogen“, bei frühen Bodenstanduhren mit Metallzifferring das halbkreisförmige Feld über dem viereckigen Zifferblatt, das meist bestimmte Funktionen der Uhr anzeigt oder die Signatur des Uhrmachers.

Baldachin: im Übertragenen: Thronhimmel; bei Uhrgehäusen Bezeichnung für den wie ein Thronhimmel geschwungenen oberen Abschluss

Balganlage: Baugruppe im Flötenwerk, die zuständig ist für die gleichmäßige Erzeugung, Regulierung und Verteilung von Druckluft. Die Flötenwerke enthalten jeweils zwei kleine Schöpf- oder Arbeitsbälge. Diese saugen die Luft an, die zum Anblasen der Pfeifen benötigt wird, und pumpen diese in den Magazinbalg, in dem die Luft gespeichert wird. Von dort aus gelangt sie über Windkanäle zur Windlade, auf der die Labialpfeifen stehen.

Balusterpfeiler: bei Uhrwerken in der Mitte meist bauchige Abstandshalter zwischen den Platinen

Basisbrett, siehe Werkstuhl

Bierlasur: Methode zur Imitation von Holz oder Stein, bei der Bier ohne Kohlensäure mit transparenten Pigmenten versetzt wird.

Blasebalg, siehe Balganlage

Bläuen: Form des Anlassens: Durch Erhitzen auf ca. 290 °C erhält das Stahl-Werkstück, z.B. Zeiger oder Schraubenköpfe, eine blaue Färbung und eine größere Härte. Nebeneffekte sind eine dekorative Wirkung und ein gewisser Rostschutz.

Blindplatine: auch Blindboden genannt, trägt das Zifferblatt, das mit seinen Zifferblattfüßen durch Stifte auf dem Blindboden befestigt wird. Dieser besitzt meistens drei bis vier Pfeiler, die wiederum mit dem Uhrwerk verstiftet werden.

Bombieren: frz.: „Wölben“: in der Uhrmacherei angewandte Technik bei Uhrgläsern oder Metallblechen für Gehäuseschalen.

Boulle-Stil, siehe Marketerie

Bronzeur: Kunsthandwerker, spezialisiert auf das Aufbringen von Bronzepatina auf zumeist metallische Gegenstände.

Brückenbauweise: statt einer oberen Vollplatine werden hier die einzelnen Bauteile, Räderwerk, Hemm- und Schwingsystem mit separaten Brücken bzw. Kloben ausgestattet. Das erlaubt eine bessere Kontrolle der Eingriffe. Brücken werden generell mit zwei Schrauben montiert, der Kloben mit einer.

Champlevé-Technik: frz.: „erhöhtes Feld“, auch Gruben-Email: seit der Antike bekannte Emailliertechnik, bei der flache Mulden in die Oberfläche eines Metallobjekts durch Gravieren, Ätzen, Schaben oder eine andere Technik erzeugt und mit farbigem Glasemail gefüllt werden. Beim anschließenden Brennen schmilzt das Email. Nach dem Abkühlen wird die Oberfläche des Objekts poliert. Das erhöhte Motiv bleibt stehen.

Chinoiserie: in Europa ab der zweiten Hälfte des 17. sowie im 18. Jahrhundert verbreitete Kunstform, die in Anlehnung an chinesische oder allgemein ostasiatische Darstellungen Ziermotive zur Dekoration von Keramik, Möbeln, Uhren, Textilien, Wand- und Deckengestaltung benutzte. Geweckt wurde das Interesse durch Handelsimporte sowie Reisebeschreibungen aus Ostasien.

Claves: lat. clavis: „Schlüssel“: Die Claves sind, auf einem Clavesblock oder Clavesbalken gereiht gelagert, wesentliches Bauteil bei Walzenspielwerken. Als zweiarmige Hebel tasten sie die Stiftwalze ab und geben dessen Information an die Mechanik des angeschlossenen Instruments weiter.

Clavesblock: Achse, auf der sämtliche Claves des Flötenwerkes montiert sind.

Doreur: Vergolder im Kunsthandwerk.

Ebenist: spezialisierter Kunsttischler, der Furniere von edlen, oft exotischen Hölzern für Marketerien an Möbeln, Uhren und ähnliches verwendet.

Email: durch Metalloxidpigmente gefärbte und durch Brennen verglaste Schmelzmasse aus Quarzsand und Flussspat unter Zusatz von Borax, Soda und Bleioxid. Die Technik der Emailmalerei auf Uhrgehäusen und Zifferblättern wurde um 1630 in Blois/Frankreich entwickelt. Weitere Zentren dieser Kunst waren Paris und Genf, wo Ende des 17. Jahrhunderts z.B. Pierre Huaud und seine drei Söhne (zeitweise auch in Berlin) wirkten. In der Nähe von Berlin etablierte sich in Friedrichsthal bei Oranienburg eine von Genfer Herstellern (Louis Buzat) betriebene Manufaktur, die besonders schöne und große, aber auch kostspielige Zifferblätter für die Berliner Uhren produzierte.

Federhaus: frz. barillet, ein flacher Zylinder mit oder ohne Verzahnung, worin die Antriebsfeder gelagert und gespannt wird.

Feinregulierung: eine Vorrichtung, meist feine Verzahnung, die direkt in die Regulierung der Pendel- bzw. der Spirallänge eingreift. Auch andere Reguliermethoden werden besonders bei Präzisionsuhren angewandt.

Feuervergoldung: seit der Antike bekannte Art der Vergoldung mit Goldamalgam, eine Mischung aus Gold und Quecksilber. Dieses Amalgam wird auf die zu vergoldenden Uhrwerksteile, wie Platinen und Gehäuse, aufgetragen und anschließend erhitzt. Dabei verdampft das Quecksilber, und eine festhaftende, dünne Goldschicht bleibt übrig.

Foliant: lat. folium: „Blatt“, Buch im Folio-Format; im Maß eines einmal gefalteten, traditionell römischen Pergamentbogens (ca. A3-Format).

Formuhr: tragbare Uhren, die von der runden Normalform abweichen, z.B. Herz-, Kreuz- oder Totenkopfform.

Freimaurer: nach ihrem Selbstverständnis ein ethischer Bund freier Menschen aller sozialen Schichten, Bildungsgrade und Glaubensvorstellungen, die nach den Grundidealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz ihr Leben ausrichten. F. sind in Logen organisiert und der Verschwiegenheit, besonders bei freimaurerischen Bräuchen und Logenangelegenheiten, verpflichtet.

Frühklassizismus, siehe Klassizismus

Fuß: Längenmaß (1 Fuß = ca. 30 cm), das die Tonlage eines Registers in Fuß (32‘, 16´, 8‘, 4‘, 2‘ usw.) nach der Länge der größten Pfeife (C) eines Registers bezeichnet.

Gedackte Pfeifen: Labialpfeifen, die oben geschlossen sind. Sie klingen eine Oktave tiefer als offene „ungedackte“ Pfeifen gleicher Größe.

Gnomon: Schattenzeiger bei Sonnenuhren.

Grande Sonnerie: voller Viertelstundenschlag, bei dem vor jedem Viertelstundenschlag außerdem die jeweilige Stunde geschlagen wird. Petite Sonnerie: Stundenschlag erfolgt nur zur vollen Stunde.

Gravurkitt: wird verwendet, um Gravuren besser sichtbar zu machen. Auf das gravierte, leicht erwärmte Werkstück wird der Kitt in die Fugen getrieben, anschließend nach dem Aushärten überschüssiger Kitt entfernt. Die Rezepte für den Kitt variieren je nach Gravurmeister.

Gregorianischer Kalender: auf Anordnung von Papst Gregor XIII. ab 1582 verbreiteter Sonnenkalender, der allmählich den Julianischen und andere Kalender ablöste. Sein Vorteil bestand gegenüber den früheren Kalendern in einer verbesserten Regelung der Schaltjahre.

Harpyie: in der griechischen Mythologie Mischwesen aus Vogel und Frauenkopf Hauptuhr: Steueruhr einer zentral gesteuerten Uhrenanlage mit einer oder mehreren parallel geschalteten, synchron laufenden Nebenuhren.

Hemmungen:

- Ankerhemmung: Überbegriff für rückführende und ruhende Hemmungen.

- Anker, frz. ancre: bezeichnet den ankerförmigen Teil, der bei Ankerhemmungen in das Hemmrad einfällt und dadurch das Laufwerk hemmt. In Verbindung mit der Schwingung eines Pendels oder einer Unruh erhält dieser einen Impuls und bewegt sich weiter. Im Moment der Weiterbewegung gibt er für einen Moment das Laufwerk frei, der Anker hemmt nun den Zahn auf der anderen Seite. Die Ankergabel, die fest am Anker montiert ist, gibt an das Schwingsystem (Pendel oder Unruh) den nächsten Impuls weiter.

- rückführende Massivanker-Hemmung: Clementhemmung, benannt nach ihrem Erfinder William Clement, der sie 1680 in Gebrauch brachte. Während das Pendel den Ergänzungsbogen schwingt, drückt das Pendel mit Hilfe des Ankers auf einen Zahn des Ankerrades und bewirkt so eine Rückführung des Ankerrades, das heißt, seine Drehung entgegen der Richtung der Antriebskraft.

- Béthune-Hemmung: Chevalier de Béthune entwickelte 1725 eine rückführende Hemmung für Pendeluhren, die eine Variante der Ankerhemmung ist. Sie besitzt zum Trieb des Hemmungsrades senkrecht stehende Zähne und einen geteilten Anker, deren Arme an je einer eigenen Welle ihre Funktion erfüllen und mit verlängerten Hebeln, die zueinander in Verbindung stehen, sich im Takt bewegen.

- Spindel-Hemmung: älteste Art der Hemmung. Das Hemmungsrad ist als Kronrad ausgebildet und die Achse der Spindel liegt somit waagerecht über den Zähnen. Die Lappen liegen so weit auseinander, dass sie entgegengesetzt den gegenüberstehenden Zähnen in das Kronrad greifen.

- Palettenanker-Hemmung: gehört zu den freien Hemmungen. Wird hauptsächlich in tragbaren Uhren verwendet. Nach dem Auslösen der Hemmung und der darauf folgenden Impulsgabe schwingt die Unruh frei, wobei sie dem Störeinfluß der Hemmung nicht ausgesetzt ist.

- Graham-Hemmung: benannt nach seinem Erfinder George Graham (1673-1751). Sie gehört zu den ruhenden Hemmungen. Der Anker besitzt Ruheflächen, die im Kreisbogen um den Ankerdrehpunkt geformt sind. Hierdurch steht das Hemmungsrad während des Ergänzungsbogens des Pendels still (ruht). Der Kraftverlust, der bei der rückführenden Hemmung erhebliche Nachteile nach sich zieht, fällt hier weg. Die Ruheflächen (Paletten) sind meistens auswechselbar, oft aus Rubin oder orientalischem Saphir, so dass die Ruhereibung sehr gering ist.

- Zylinderhemmung: vom Prinzip her ähnlich der Graham-Hemmung. Ihr Anker besteht aus einem seitlich geöffneten Stahlrohr, dem Zylinder, auf den die Unruh aufgenietet ist. Die Funktion des Ankers erfüllt also ein Zylinder, der in eine halbe Teilung des Zylinderrades eingreift.

- Scherenhemmung: auch Amant-Hemmung, Stiften-Hemmung oder Stiftengang genannt. Sie wurde 1741 von dem Pariser Großuhrmacher Louis Amant erfunden. Sie zählt zu den ruhenden Hemmungen. Statt Zähne besitzt das Hemmungsrad Stifte. Der Anker in Scherenform ist mit dem Pendel verbunden und hat einen sehr ruhigen Gang. Sie übertraf sowohl die Spindel- als auch die Anker-Hemmung (Clement) in der Ganggenauigkeit. Man baute sie vorwiegend in Großuhren ein. In Deutschland verwendete der Turmuhrmacher Johann Mannhardt die Scheren-Hemmung in vielen Turmuhren, weshalb sie auch als Mannhardt-Hemmung bekannt ist. Der bedeutende Uhrmacher Christian Möllinger verwendete diese Art der Hemmung in der von ihm 1797 geschaffenen Akademie-Uhr.

Hohltrieb (Laternentrieb): Ein Trieb, das anstelle der Zähne (Flügel) Stahlstifte hat, die in zwei runden Scheiben eingelassen sind, wodurch sie die Form einer Laterne erhalten. Sie sind leichter zu fertigen und materialsparender als Volltriebe und werden häufig bei einfachen Großuhren und Weckern verwendet.

Indikation: lat. indicare „anzeigen“: bei einer Uhr Anzeige der Stunden, Minuten, Sekunden, des Datums, Wochentags, Monats, Mondstands, der Weckzeit oder anderer Funktionen.

Intarsien: dekorative Einlegearbeit für Möbel, Uhren, Wand- und Fußbodenverkleidungen mit verschiedenen, zum Teil auch gefärbten Hölzern und anderen Materialien, wie Schildpatt, Perlmutt, Messing oder Zinn. Im Unterschied zur Marketerie werden die dünnen Materialplättchen in Vollholz eingearbeitet.

Kadratur: Bezeichnung für die Gesamtheit eines Mechanismus, der die Auslösung sowie die Vorgabe von Spiel-, Schlag- und Repetierwerken auslöst bzw. entspricht. Dieser liegt außerhalb des Uhrwerkes meist zwischen Uhrwerk und Zifferblatt oder auf der Rückplatine.

Karossenuhr (Kutschenuhr): vor allem im 18. Jahrhundert hergestellte, sehr große Taschenuhr (D: 9 bis 13 cm), die als Reiseuhr mit Schlag- und Weckwerk in einer Kutsche mitgeführt wurde. Zum Schutz gegen Stöße besitzt sie häufig mehrere Übergehäuse.

Kartusche: schildartige oder runde, meist gerahmte Fläche zur Aufnahme von Inschriften, Initialen, Wappen und dergleichen. Auf Zifferblättern Träger der Stunden- oder Minutenziffern.

Karyatide: aus der griechischen Architektur: weibliche Statue, die statt einer Säule oder eines Pfeilers das Gebälk eines Gebäudes oder einen Ziergiebel trägt. Kassette: frz. casette „kleines Kästchen“: kastenförmige Vertiefung bei der Gestaltung von Möbeln, Wänden oder Decken.

Klassizismus: Epoche in der Kunst nach dem Barock und Rokoko zwischen 1770 und 1840. Der Frühklassizismus wurde ausgelöst durch die wissenschaftlich-systematischen Ausgrabungen in Herculaneum (ab 1738) und Pompeji (ab 1748) und orientierte sich an den klassisch-schlichten Formen der Antike, die alle Gattungen der Kunst und des Kunsthandwerks beeinflussten. Den Übergang vom Spätbarock zum Klassizismus (ca. 1760-1790) bezeichnet man auch als Zopfstil, benannt nach dem Zopf, in dem die barocke Blumengirlande zu einem dünnen Band reduziert wird, frz.: Stil Louis Seize.

Kompensationsrostpendel: gleicht in Folge von Temperaturschwankungen Änderungen der Pendellänge aus, die den Gang der Uhr negativ beeinflussen (vor oder nachgehen lassen). Die Kompensation erfolgt hier durch die Anwendung zweier unterschiedlicher Metalle, die eine unterschiedliche Ausdehnungskraft besitzen und somit die Wirkung der Temperatur gegenseitig aufheben und die Pendellänge konstant bleiben lassen. Erfinder war der englische Uhrmacher John Harrison (1693-1776).

Konteremail: Emailschicht zur Stabilisierung der Rückseite der Grundplatte, damit sie sich während des Emaillierens nicht durch die unterschiedlich starke Wärmeausdehnung der Materialien beim Abkühlen des Glasflusses verzieht. Im Konteremail eines Zifferblatts ist mitunter die Signatur des Herstellers zu finden.

Korallenkalk/Kohlenkalk: auch als schwarzer Marmor bezeichnet. Es handelt sich um Kalzit, hier aus versteinerten Korallen, die durch großen Druck ihre Färbung erhielten.

Kranzgesims: in der Architektur umlaufendes, vorspringendes Gesims, das die Fassade eines Gebäudes zum Dach abschließt.

Kutschenuhr, siehe Karossenuhr

Labialpfeifen: lat. labium „Lippe“. Pfeifen, bei denen der Ton wie bei einer Blockflöte entsteht: Der Luftstrom wird durch einen schmalen Spalt geblasen und an einer Kante gebrochen. Werden unterschieden von Zungenpfeifen.

La Chaux-de-Fonds, siehe Neuenburg

Louis XV/Louis-quinze-Stil: Epoche in der Innendekoration und Möbelkunst zwischen ca. 1730 bis 1760, etwa in der Regierungszeit des französischen Königs Ludwig XV. Entspricht annähernd dem Rokoko-Stil. Die zuvor beliebte klassisch-strenge Gliederung in der Raumausstattung und bei Einrichtungsgegenständen wird geschwungener und leichter.

Lünette, frz. lunette „kleiner Mond“: bei Uhren die Umrandung des Zifferblattes. Bei aufwändigen Großuhren oft als dekorativer Zierreif ausgebildet.

Magazinbalg, siehe Balganlage

Märkisches Provinzialmuseum: 1874 mit bürgerschaftlichem Engagement von der Stadt Berlin gegründet, um die Kultur und Geschichte der Stadt und der Mark Brandenburg zu dokumentieren. 1908 eröffnete der markante, historisierende Museumsbau aus rotem Backstein am Köllnischen Park, der nach den Plänen des Stadtbaurates Ludwig Hoffmann, in Anlehnung an Architekturmotive aus der Mark Brandenburg, errichtet wurde. Die Umbenennung in Märkisches Museum erfolgte in den 1930er Jahren. Heute ist das Museum einer von sechs Standorten der Stiftung Stadtmuseum Berlin.

Marketerie: Furniertechnik bei Möbeln, Uhren oder Wandverkleidungen, bei der dünne Materialien, meist Furniere edler Hölzer, auf preiswertem Blindholz aufgeleimt werden. Die einzelnen Stücke werden im Ganzen vorgefertigt. Der französische Ebenist André-Charles Boulle (1642-1732) verfeinerte Ende des 17. Jahrhunderts diese ursprünglich in Italien entwickelte Technik, bei der die Furniere mit dünnen Messingplatten kombiniert und durch vergoldete Applikationen bereichert wurden. Die in dieser Art gefertigten und nach ihm (Boulle-Marketerie) benannten kunsthandwerklichen Gegenstände waren besonders im Barock und Rokoko sehr beliebt und lebten im 19. Jahrhundert in der Möbelkunst noch einmal auf.

Messingintarsie, siehe Intarsie

Minuterie: Minutenmarkierungen auf dem Zifferblatt.

Musketier: Soldat der Infanterie, bewaffnet mit einer Muskete.

Neuenburg, frz. Neuchâtel: heute Republik und Kanton in der Schweiz; kam 1707 an das Königreich Brandenburg-Preußen (staats- und völkerrechtlich bis 1857). Die preußische Landesherrschaft unterstützte die örtliche Wirtschaft, auch im ländlichen Raum, so dass sich viele Manufakturen, darunter zahlreiche auf die Uhrenherstellung spezialisierte, etablierten. Uhrmacherzentren waren vor allem die Städte La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Einige hervorragende Uhrmacher wurden preußische Hofuhrmacher oder kamen (zumindest zeitweise) nach Brandenburg-Preußen. Mit diesem Transfer von Fachwissen trugen sie zur Begründung der Berliner Uhrenbautradition bei.

Nodus: lat. „Knoten“: knaufartige Verdickung

Papiermaché, auch Pappmaché: Gemisch aus Papierfasern, Wasser und einem Bindemittel, gelegentlich mit Zuschlagstoffen versetzt. Preiswertes Material zur Herstellung von Skulpturen und Dekorationen für Wände, Möbel etc.

Pendelfederaufhängung: Vorrichtung bzw. fester Punkt, an dem das Pendel aufgehängt wird. Zum Aufhängen und Freischwingen wird oben eine kleine Stahlfeder an diesem festen Punkt befestigt, in die der Pendelhaken mit Pendelstange und Linse eingehängt wird und somit das Pendel frei schwingen kann.

Pendule: allgemein für Uhr mit frei schwingendem Pendel: Pendeluhr. Häufig auch gebraucht für einen bestimmten Typ von Tisch- oder Konsoluhr französischer Herkunft oder nach französischen Vorbildern aus dem 18./19. Jahrhundert. Meist ist hier das Gehäuse besonders reich und der Mode entsprechend gestaltet.

Perlstab: Zierleiste mit kleinen Kugeln, die wie eine Perlenkette aneinandergereiht sind. Dient in der Möbelkunst für dekorative Einfassungen.

Pfeifenlade, Pfeifenstock: siehe Windlade

Pilaster: aus der Architektur bspw. in der Möbelkunst übernommenes, pfeilerartiges Formelement.

Platine (Vorderplatine, Rückplatine): frz. „Platte“, Uhrplatine, Werkplatte. Zwischen Vorder-und Rückplatine befindet sich das eigentliche Uhrwerk, das in seinen Lagern läuft.

Polimentvergoldung: auf einen in mehreren Schichten aufgetragenen und polierten Kreidegrund erfolgt ein Polimentaufstrich/Bolus, meist von roter, gelber oder blaugrauer Färbung. Nach dem Trocknen werden die Stellen, die vergoldet werden sollen, angefeuchtet und das Blattgold angelegt. Das Gold kann dann auf Hochglanz poliert werden, so dass die Oberfläche von massivem Gold kaum zu unterscheiden ist. Eignet sich nur für Innenräume oder Gegenstände in Innenräumen.

Polyeder: ein von vielen Flächen begrenzter, prismatischer Körper, zum Beispiel Würfel oder Oktaeder. Bei einer polyedrischen Sonnenuhr wird meist jede der einzelnen Flächen mit Zifferblatt und Schattenstab versehen. Sinn der vielen Zifferblätter bei Sonnenuhren des 15. bis 18. Jahrhunderts war es, unterschiedliche Stunden anzugeben (z.B. italienische, Basler, Nürnberger oder Prager Stunden).

Postament, auch Piedestal: Sockel, Unterbau

Radunruh: Nachfolger des Waagbalkens, jedoch für tragbare Uhren, siehe Unruh.

Rechenschlagwerk, siehe Schlagwerk

Register: chromatische Reihe von Pfeifen gleicher Bauart und Klangfarbe und unterschiedlicher Tonhöhe, die über einen Registerzug als Ganzes an- und ausgeschaltet und mit anderen Registern kombiniert werden können.

Regulator: abgeleitet von Regulieruhr, worunter astronomische Probier-Uhren, Wandchronometer, Normal-Uhren und die Kompensationspendel-Uhren verstanden wurden. Im frühen 19. Jahrhundert besonders in Österreich kreiert. Hier ist die Einteilung des Zifferblattes hervorzuheben. Die Anzeige sowohl für die Minuten, Stunden und Sekunden erfolgte in einzelnen dezentralen Zifferblättern, wobei die Minuten den großen Kreis des Zifferblattes beanspruchen. Ausgestattet oft mit weiteren Indikationen wie Äquation, Sonnenauf- und -untergang, Datumsanzeige, Wochentage und Mondphase. Außerdem meistens mit Präzisionshemmung und Kompensationspendel.

Regulierscheibe: Vorrichtung zum Regulieren des Ganges der Unruh durch Spirallängenveränderung. Oft mit Skalierung ausgestattet.

Repetition: lat. „Wiederholung“: bei Uhren mit Schlagwerk für die Wiederholung der letzten Schlagfolge.

Resonanzboden: akustisch wichtiges Bauteil bei besaiteten Instrumenten: meist aus Fichtenholz gefertigte, in das Gehäuse eingelassene Fläche geringer Dicke, welche die Saitenschwingungen über Stege aufnimmt und verstärkt an die Luft weitergibt. Wesentlich für Lautstärke und Klang des Instruments.

Rocaille: frz. „Muschelwerk“: in der Dekorationskunst des 18. Jahrhundert C- oder S-förmig geschwungene Ornamente, meist asymmetrisch zusammengefügt, oft von muschelartig geriffelter Struktur, in Pflanzenformen übergehend. Im Französischen steht für das Wort Rokoko der Begriff „style rocaille“.

Rokoko, Friderizianisches: Bezeichnung für eine Sonderform des Rokoko in Preußen unter der Regierung Friedrichs II. In der dekorativen Kunst beeinflussten u.a. die Bildhauer Johann August Nahl und die Brüder Johann Michael und Johann Christian Hoppenhaupt maßgeblich den Stil, der in besonderer Weise Rokokoornamente mit Motiven aus der Natur verbindet.

Rückplatine, siehe Platine

Schildpatt: äußere Hornschicht des Panzers der echten Karettschildkröte, in der Uhrmacherei für Intarsien an Großuhrgehäusen oder für Übergehäuse von Taschenuhren verwendet.

Schlagwerk:

- Schlossscheibenschlagwerk: in Abhängigkeit mit der Schlossscheibe, diese regelt die Länge der Schlagzahl. Auch mit Halbstundenschlag möglich.

- Rechenschlagwerk: siehe auch Kadratur. Nach Auslösung des Schlagwerkes bewegt sich der Rechen mit seinen Zähnen durch Heben des Schöpfers soweit nach oben, wie die Stundenstaffel den Rechenhebel abfallen ließ. Die Stundenstaffel ist wie eine Schnecke gearbeitet, die je nach Stunde in ungleiche Teile geteilt ist und die Anzahl der Schläge vorgibt. Das Rechenschlagwerk hat den Vorteil, dass die Anzahl der Schläge immer mit der Uhrzeit im Gleichnis ist und bei Fehlschlägen eine automatische Korrektur erfolgt. Es kann mit und ohne Halbstundenschlag, aber auch mit einem Viertelschlagwerk eingerichtet werden, das mit einem kleineren Rechen mit Viertelstaffel ausgestattet ist.

Schlossscheibe: frz. Roue de compte, diese sitzt an der Rückplatine und ist in zwölf ungleiche Teile geteilt, die jeweils ihrer Schlagzahl entsprechen. In diese und auf diese ungleichen Teile bewegt sich ein Hebel in Abtastfunktion bis dieser in die Aussparung fällt und das Schlagwerk abstellt.

Schlossscheibenschlagwerk, siehe Schlagwerk

Schnecke und Kette: für ein Uhrwerk mit Federhaus ohne Verzahnung. Die Feder wird gespannt, indem eine Kette an der äußeren Federhauswand eingehängt wird und die Kette auf die sogenannte Schnecke, die kegelförmig gestaltet und mit der nötigen Verzahnung versehen ist, aufgerollt wird. Die Schnecke greift direkt in das Uhrwerk ein und treibt dieses durch Kraft der Zugfeder an.

Seiltrommel: bei Flötenuhren die Trommel, die das Seil zum Heben des Gewichts aufnimmt.

Sekundenkompensationsrostpendel: siehe Kompensationsrostpendel. Hier für eine Sekundenpendeluhr.

Skalierung: abgeleitet von Skala. Maßeinteilung bei Messinstrumenten. In der Uhrmacherei als Anzeige für Reguliereinrichtungen der Ganggenauigkeit.

Solstitium: Sonnenwende

Sphinx: schon im alten Ägypten vorkommendes, fabelhaftes Mischwesen aus Löwenkörper und zumeist Menschenkopf, aber auch in Verbindung mit Widder-, Falken-, Sperberköpfen. Der griechischen Legende nach erwürgte die S. vorbeikommende Reisende, wenn sie das ihnen gestellte Rätsel nicht lösen konnten. Darstellungen von Sphingen gibt es seit dem Mittelalter auch in Europa. Im 18. Jahrhundert galt die S. als Symbol der Ewigkeit, Unsterblichkeit und des Rätselhaften.

Spindelgang: eine alte Art der Hemmung (siehe Hemmungen)

Spindelkloben: Lagerhalterung für die Spindelwelle.

Spiralrücker: zur Regulierung der Spirallänge, eine Art Öse, an der ein loser Kontaktpunkt die Bewegungen der Spirale hemmt.

Stimmstock: Statisch wichtiges Bauteil bei besaiteten Instrumenten: Aus Hartholz gefertigter Balken, mit Bohrungen versehen, in welche die Stimmwirbel (Teile, auf denen die Saitenenden aufgerollt werden) drehbar einschlagen sind.

Surrogat: Ersatz

Trommelrad: Antriebsrad für Uhren mit Gewichtszug. Die Trommel ist mit Rillen ausgestattet, die die Darmseite beim Aufzug aufnimmt und so ein gleichmäßiges Ablaufen des Gewichtes gewährleistet.

Unruh: frz. Balance, abgeleitet von „Ruhelosigkeit“. In tragbaren Uhren das Schwungrad. In Verbindung mit der Spirale bestimmt sie die Schwingungsdauer und somit die Ganggenauigkeit.

Unruhbrücke: Lager der Unruh für den oberen Zapfen der Unruhwelle, montiert mit zwei Schrauben.

Unruhkloben: Lager der Unruh für den oberen Zapfen der Unruhwelle, montiert mit einer Schraube.

Vollplatinenwerk: Sowohl Vorder- als auch Rückplatine sind massiv in einem Stück gearbeitet im Gegensatz zur Brückenbauweise.

Volute: lat. „das Gerollte“: schnecken- oder spiralförmig eingerollte Elemente in der Ornamentkunst und Architektur, z.B. die seitlich eingerollten Enden des ionischen Kapitells oder als Henkelform bei antiken (attischen) Keramikgefäßen.

Vorderplatine, siehe Platine

Vorspannung: siehe auch Schnecke und Kette. Um die Kette in ihrer Position zu halten, wird durch ein kleines Gesperr auf dem Federhaus die Feder am Vierkant/Federkern vorgespannt und so die Kette am Verrutschen gehindert. Die Vorspannung dient auch dazu, die mittlere Federkraft auszunutzen. Allerdings bleibt die Uhr abrupt stehen, wenn die Kette von der Schnecke abgelaufen ist. Das Aufziehen erfolgt dann wieder über die Schnecke.

Weckscheibe: kleine Scheibe mit der Zahleneinteilung von 1 bis 12, um die Weckzeit einstellen zu können.

Weckwerk: Bauteil einer Uhr, die zu einer beliebigen Zeit, je nach Einstellung, ein langanhaltendes Geräusch auf einer Glocke oder einer Rückwand hervorruft, wodurch der Schlafende geweckt werden soll.

Werkpfeiler: Abstandshalter zwischen den Platinen eines Vollplatinenwerks. Häufig in bestimmten Formen gestaltet.

Werkstuhl, auch Basisbrett: ein massives Brett, auf das das Uhrwerk montiert wird. Er ist in seinen Maßen so gestaltet, dass es genau in das Uhrengehäuse eingebaut/eingeschoben werden kann, so dass das Zifferblatt exakt im Kopf hinter dem Glas bzw. im Ausschnitt erscheint.

Windfang: frz. Volant, auch Windflügel genannt. Trieb mit breiten Flügeln, das vom letzten Rad des Schlag- oder Flötenwerkes angetrieben wird. Er hindert das Schlag- oder Flötenwerk am schnellen Ablauf und reguliert die Geschwindigkeit durch den Widerstand der Luft. Je nach Stellung der Flügel wird der Ablauf langsamer oder schneller.

Windflügel, siehe Windfang

Windlade: elementares Bauteil einer Orgel oder des Flötenwerkes. Flacher Kasten, auf dem die Pfeifen stehen und von der von der Balganlage mit Luft versorgt wird. Darin enthalten ist die Ventiltechnik zum Anspielen der Töne und zum Ein- und Ausschalten der Register. Beim Öffnen der Tonventile über die Mechanik mit Registerauswahl und Tastendruck bzw. über die Claves strömt die Luft in die Pfeifen.

Zarge: Rahmen eines Möbelstücks oder Seitenwand eines Musikinstruments

Zeit, mittlere/wahre, siehe Äquation

Zentralsekunde: Sekundenzeiger in der Mittelachse des Zifferblatts, häufig ein wenig länger als der Minutenzeiger.

Zifferblatt (Sonderformen):

- Trieze-pièces: aus 13 einzelnen Emailteilen zusammengestellt; Übergang zwischen den Zifferblättern mit kleinen, in einen Bronzegussrahmen eingelassenen Email-Kartuschen und den größeren runden Email-Zifferblättern in Schüsselform. Typisch für den Stil Louis XV bzw. die Zeit um 1765 in Frankreich, in Brandenburg-Preußen wenige Jahre später.

- à la soleil: frz. etwa „wie die Sonne“: selten vorkommende Form, bei der das Zifferblatt radial, also strahlenförmig, vom Mittelpunkt ausgehend „gefaltet“ ist.

Ziseleur: frz. ciseau „Meißel“: Kunsthandwerker, der Metall spanlos über eine weiche Unterlage mit Hammer und Punzen in der Technik des Treibens und Drückens bearbeitet. So entstehen Muster ohne Materialverlust im kalten Metall. Im Gegensatz dazu ist das Gravieren eine spanabhebende Technik.

Zopfstil, siehe Klassizismus

2020-12-03