Berliner Uhren

Tisch- und Konsoluhren

Diese Großuhren wurden auf einem Tisch, Kamin oder einer Wandkonsole platziert. Anfangs besaßen sie waagerechte Zifferblätter und verfügten über Federzugantrieb. Später erhielten die Werke ein kurzes Pendel, und das Zifferblatt wurde wie das Uhrwerk vertikal im Gehäuse positioniert. Auch die Bezeichnung Stutzuhr ist geläufig. Sie leitet sich von der gekürzten (gestutzten) Bodenstanduhr ab, bei der der Uhrenkopf als Gehäuse dient. In England wurde das Modell als Bracket Clock, in Frankreich als Pendule weiter entwickelt.

Die ersten Stutzuhren im Berliner Raum finden sich in den Schlössern der Kurfürstenfamilie, verfügten zumeist über ein Schlag-, Weck- und Repetierwerk, waren jedoch größtenteils in den Niederlanden und in England hergestellt worden. Doch gab es in Berlin ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fähige Hofuhrmacher, wie der oben erwähnte Albrecht oder Michael Clement, von dem eine runde Tischuhr mit waagerechtem Zifferblatt (München, Deutsches Museum) bekannt ist. Die Feuerzeugweckuhr von Pierre Fromery stellt ein besonderes Kuriosum dar, mit der der Hofbüchsenmacher und Uhrmacher von seinen unterschiedlichen kunsthandwerklichen Fähigkeiten Zeugnis gab.

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts unterlag auch die Tischuhr – wie die Bodenstanduhr – in der äußeren Gestaltung der jeweiligen Mode. Besonders beliebt waren um 1740 bis 1760 die Gehäuse mit „eingeschnürter Taille“ unterhalb des Zifferblatts im Stil des Rokoko, ab den späten 1760er Jahren Uhren in aufwändig staffierten Porzellangehäusen der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin. Zum Ende des Jahrhunderts bis in die Zeit nach 1800 beeinflussten antike Formen die klassizistische Gestaltung der Uhren. Vor allem französische Entwürfe – publiziert in Stichwerken und Zeitschriften – gaben die Vorlagen für die Berliner Uhrmacher, wenn sie nicht die Gehäuse selbst aus Frankreich bezogen. Die Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten mit Vasen, Obelisken, Figuren waren schier unendlich. Damit hatte sich allerdings das dekorative Repertoire erschöpft. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bedienten sich auch die Berliner Hersteller wieder alter Formen und wandelten sie im historistischen Stil ab. Tischuhren, wie Uhren allgemein, waren spätestens seit der Industrialisierung zu einer Massenware geworden, für die preiswertere Materialien, wie beispielsweise Zinkguss statt Bronze, in vorgefertigten Modellen verwendet wurden.

2020-12-03

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