Berliner Uhren

Präzisionspendeluhren

Die Entdeckung des Pendelgesetzes durch den Niederländer Christian Huygens (1629-1695) war ein Meilenstein für eine immer bessere Ganggenauigkeit von ortsfesten Räderuhren. Hinzu kamen die Entwicklung hochpräziser Gangregler, neue Arten von freien Hemmungen und Vorrichtungen zur Temperaturkompensation. Präzisionspendeluhren wurden eingesetzt als Zeitnormal für Zeitdienstzwecke und für astronomische Beobachtungen. Vorreiter waren die wissenschaftlichen Gesellschaften in England und Frankreich, die sich als damals führende Seefahrernationen intensiv mit der Weiterentwicklung der Uhrentechnik beschäftigten und ihre Ergebnisse in entsprechenden Fachjournalen veröffentlichten. Mit Verzögerung gelangten diese Forschungen an die deutschen Uhrmacher, die meist nicht über Kenntnisse in der damaligen Wissenschaftssprache Latein verfügten. Auch gelang die Gründung der Berliner Societät der Wissenschaften erst einige Jahre nach denen in London und Paris.

Der Berliner Akademieastronom Johann Elert Bode forderte nach seinem Amtsantritt als Direktor der Sternwarte 1786 die Anschaffung (weiterer) präziser Messinstrumente und Uhren für das Observatorium. Als eine seiner ersten Amtshandlungen initiierte er 1787 die Installation der großen Akademieuhr des Hofuhrmachers Christian Möllinger. Auch Huguenin, G. Ernst und Christian Ernst Kleemeyer beschäftigten sich mit der Verbesserung von Präzisionspendeluhren und experimentierten auf diesem Feld. So baute C. E. Kleemeyer eine Uhr mit Schieferpendel, um bessere Gangergebnisse zu erzeugen. Im 19. Jahrhundert erlangten die Taschen- und Marinechronometer sowie die Präzisionspendeluhren des Königlich Astronomischen und Hofuhrmachers Christian Friedrich Tiede besondere Bedeutung. Die hohe Genauigkeit seiner Zeitmessgeräte, die weltweit zum Einsatz kamen, war denen aus Frankreich, England und der Schweiz gleichwertig.

2020-12-03

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Christian Möllinger, Alte Akademieuhr, 1787, Inv. Nr. K/G-0001
(Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften)

Ein schlichtes, schwarz gestrichenes Eisengestell trägt heute das Werk der Akademieuhr, des einst berühmtesten und ganggenauesten Berliner Zeitmessers. Von 1787 bis 1872 war sie die einzige...