Es ist nicht selbstverständlich, sich zu Fälschungen zu äußern. Im Hinblick auf museale Sammlungen fällt es deren ‚Hütern‘ nicht immer leicht, offensiv damit umzugehen. Eine Offenheit im Umgang mit diesen ‚Stiefkindern‘ ist offensichtlich auch nicht immer goutiert worden, zumal seitens übergeordneter Behördenvertreter gegenüber so manchen Museumskuratoren, wie eine aus heutiger Sicht als Anekdote zu bezeichnende Begebenheit bezeugt. Sie ereignete sich im Oktober 1906. Damals schickte sich der erste Direktor des damaligen Kestner-Museums, Carl Schuchhardt an, auf einer Tagung des „Verbandes von Museumsbeamten zur Abwehr von Fälschungen und unlauterem Geschäftsgebahren“ in Dresden vorzutragen.

Dazu kam es aber nicht, wie in den Veröffentlichungen zur neunten Sitzung nachzulesen ist  (Verhandlung 1906, 7–8): „Herr Brinckmann verliest einen Brief des Herrn Schuchhardt, nach dem derselbe durch seine vorgesetzte städtische Behörde im letzten Augenblick gehindert wurde, so wie er beabsichtigte, Fälschungen des Kestner-Museums der Versammlung vorzulegen, weil ein derartiger Vortrag ‚als nicht im Interesse der städtischen Verwaltung liegend‘ zu erachten sei. ‚Fälschungsfragen seien nach Meinung der Behörde immer Streitobjekte zwischen den Gelehrten, und was heute für falsch gelte, könne in ein paar Jahren wieder echt sein.‘ Im Auftrage der Versammlung richtete der Vorsitzende folgendes Telegramm an Herrn Schuchhardt: ‚Beschluss Ihres Magistrats hatte großen Heiterkeitserfolg in Direktorenversammlung. Bedauren Ihr Ausbleiben. Brinckmann.‘“  Trotz des Heiterkeitserfolges in Dresden sind Fragen zur Echtheit von Museumsobjekten dennoch eine ernste Sache, heute wie vor über 100 Jahren.