1150 Jahre Stift Wunstorf

Praktizierter Glauben und alltägliches Leben im Stift

Der Alltag der Stiftsdamen im Mittelalter, ist heute nicht mehr mit Sicherheit zu rekonstruieren, jedoch können Vermutungen anhand vorhandener Quellen getroffen werden. So gibt es im Mittelalter verfasste kirchliche Regelwerke für das Leben in Frauenstiften (institutio sanctimonialiumsiehe Stiftsverfassung, und viele weitere Quellen, die Rückschlüsse ermöglichen.

Es ist klar, dass das Leben in Frauenstiften zwar einige Gemeinsamkeiten mit dem klösterlichen Leben hatte, sich jedoch in vielen Punkten auch wesentlich unterschied. Zwei der wichtigsten Unterscheidungen waren, dass die Stiftsdamen nur für eine gewisse Zeit in das Stift eintraten und nicht auf all ihren Privatbesitz verzichten mussten. Gemeinsam war den beiden Lebensformen, zum einen die Verpflichtung zur Keuschheit und zum anderen das abgetrennte Leben von der Außenwelt. 

Der Alltag der Stiftsdamen war vom gemeinsamen Leben in der Kommunität und den Gebetsverpflichtungen in Form der Stundengebete geprägt. Es gab ein gemeinsames Schlafhaus, das sogenannte Dormitorium, in welchem die Stiftsdamen übernachteten. Trotz dieses gemeinsamen Schlafplatzes hatten die adeligen Stiftsdamen auch eigene Wohnungen und somit auch gewisse private Rückzugsräume. Der Tag war strukturiert durch Stundengebete, gemeinschaftlich vollzogene Stundengebete der Gemeinschaft wurden Chorgebete (hora canonica) genannt. Die Anzahl der zu vollziehenden Stundengebete änderte sich mit den Jahren und nahm Stück für Stück ab, anfangs waren es sieben gemeinsam vollzogene Stundengebete. Auch die Mahlzeiten wurden anfangs gemeinsam im Refektorium eingenommen.  

2021-10-11