In der Zeit des Deutschen Kaiserreiches wuchsen die noch eigenständige Städte Wilmersdorf und Charlottenburg zu Großstädten heran. 1895 lebten 14 351 Menschen in Wilmersdorf wohingegen bereits fünfzehn Jahre später im Jahr 1910 bereits 109 716 Menschen in Deutsch-Wilmersdorf gemeldet waren. Eine ähnliche Entwicklung ist anhand der Zahlen zum Bevölkerungswachstum in Charlottenburg zu beobachten. Die Urbanisierung wurde vornehmlich durch die Konzentration von Gewerbe und Dienstleistungen vorangetrieben. Wilmersdorf  förderte die Erschließung unbebauter Flächen durch Terraingesellschaften und private Bauunternehmer. Das rasche Bevölkerungswachstum führte zunehmend  zu Verkehrsproblemen, wodurch die Suche nach modernen leistungsfähigen Verkehrsmitteln bestärkt worden war. Zudem gehört der Ausbau der Verkehrsmitteln zu den zentralen Infrastrukturmaßnahmen, die steuerkräftige Berliner:innen in die westlichen Vororte locken sollte. Die ersten Ideen zum Bau einer Hoch- und Untergrundbahn (auch: Schnellbahn) lieferte Werner Siemens in den 1880er Jahren. Im Februar 1902 wurde die erste Teilstrecke der Berliner U-Bahn durch die sogenannte „Ministerfahrt“ eröffnet. Ende des Jahres fuhren bereits zwei von drei Linien bis zum Zoologischen Garten in Charlottenburg. Die Hochbahngesellschaft schlug 1907 der Stadt Deutsch-Wilmersdorf den Bau einer eigenen Hoch- oder Untergrundbahn vor. Terraingesellschaften bezuschussten den Bau der heutigen U-Bahnlinie 3, die mit ihren aufwendig gestalteten Bahnhöfen Heidelberger Platz und Rüdesheimer Platz 1913 eröffnet wurde.

Die Online-Ausstellung präsentiert ein in Einzelbildern beschriftetes Album zur Stadtentwicklung vor dem Ersten Weltkrieg, als der Städte- und Wohnungsbau weitgehend privatwirtschaftlich organisiert war, und bildet einen bedeutenden Bestand früher Industriefotografie. Das Album dokumentiert den Bau der Strecke in noch weitgehend unbebauten Flächen, auf denen Bauprojekte wie das Rheingauviertel als Gartenstadt entwickelt wurden.