Wilmersdorf-Dahlemer Schnellbahn

Bahnhöfe heute und früher

Die U-Bahnhöfe Heidelberger und Rüdesheimer Platz von Wilhelm Leitgebel

Die Stadt Wilmersdorf war bestrebt, mit dem Bau der eigenen Schnellbahnstrecke ihren Wohlstand zum Ausdruck zu bringen. Die prunkvoll ausgestalteten Bahnhöfe des Streckenabschnitts sollten anstelle von Stahlkonstruktionen allesamt steinerne Stützen erhalten, die diesen U-Bahnabschnitt noch heute von anderen Linien unterscheidet. Auf dem insgesamt 4,4 km langen Wilmersdorfer Streckenabschnitt entstanden fünf Untergrundbahnhöfe: Hohenzollernplatz, Fehrbelliner Platz, Heidelberger Platz, Rüdesheimer Platz und Rastatter Platz (ab 1913 Breitenbachplatz). Die technische Ausstattung und Abmessung folgte den Standards der beauftragten Hochbaugesellschaft. Stadtbaudirektor Hermann Müller oblag der Entwurf und die Durchführung der Bauarbeiten. Die architektonische Ausgestaltung der Bahnhöfe erfolgte durch den Wilmersdorfer Stadtbeamten und Architekt Wilhelm Leitgebel, der dem vornehmen Repräsentationsanspruch der Wohngegend entsprechend individuelle Gestaltungen an den Bahnhöfen vornahm. Beim U-Bahnhof Heidelberger Platz musste die Trassenführung wegen der unmittelbaren Unterfahrung der Ringbahnlinie abgesenkt werden. Das Profil lag somit doppelt so tief wie bei anderen U-Bahnhöfen. Durch diese Tieflage entwarf Wilhelm Leitgebel ein Kreuzgewölbe, welches einer Kathedrale ähnelte. Die Decken des Bahnsteigs wurden als Kreuzgratgewölbe angelegt und mit hängenden Leuchtkandelabern ausgestattet, die dem Warteraum eine Erhabenheit verleihen sollten, der durch die gekrümmte Lage und Verkleidungen durch Tonfliesen gesteigert wurde.

Der U-Bahnhof Rüdesheimer Platz wurde mit viereckigen Grantitpfeilern ausgestattet und durch farbige Mosaike und Keramiken den Weinbau betreffend ausgeschmückt. Die Entwürfe gehen auf Martin Meyer-Pyritz zurück und stellen eine Komposition aus Trauben, Weinlaub, Satyrn, Faunen und Insekten dar. Der U-Bahnhof Rüdesheimer Platz war wichtig für die Erschließung des Rheingauviertels durch die Terrain-Gesellschaft Südwest, in dessen Zuge die “Gartenterrassenstadt” als vornehme Wohngegend angelegt wurde.

2023-04-25

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Bau der Wilmersdorf-Dahlemer U-Bahnstrecke, Bau des Bahnsteigs im U-Bahnhof Rüdesheimer Platz
(Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim)

Bau des Bahnsteigs im U-Bahnhof Rüdesheimer Platz am 4. Juni 1911; ein Mann steht angelehnt an eine Granitsäule