Dynastische Legitimierung
Die Aufgabe, den Fortbestand einer Dynastie durch Nachkommen zu sichern, gehörte zu den wichtigsten Pflichten der Herrscher und besonders der Herrscherinnen. So war die Geburt eines Thronfolgers elementar für die Sicherung der dynastischen Kontinuität.
Eine nicht gesicherte Nachfolge konnte bedeuteten, dass im Fall des Erlöschens einer Linie andere Fürstenhäuser Ansprüche anmelden konnten. Dieses Mittel nutzte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg selbst im Zusammenhang mit der jülich-kleve-bergischen Erbfolge. Als der Herzog dieser Territorien 1609 ohne Nachkommen starb, beanspruchten die Herrscher Brandenburgs und Pfalz-Neuburgs die Erbschaft für sich. Der Streit zog sich bis 1666 hin, als der Hohenzoller das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und die Grafschaft Ravensberg endgültig für sich und seine Nachfolger sichern konnte. Auch bemühte sich der Kurfürst bis zu seinem Tode vergeblich, seine Söhne aus erster Ehe als Erben des kinderlosen niederländischen Statthalters Wilhelm III. von Oranien-Nassau (1650–1702) zu etablieren. Dies beruhte unter anderem auf testamentarischen Bestimmungen des Schwiegervaters des Kurfürsten, Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau (1584-1647), die besagten, dass die Nachfolge im Statthalteramt den Kindern seiner ältesten Tochter – Kurfürstin Louise Henriette von Brandenburg zufallen würde, sollte der männliche Stamm der Linie Oranien-Nassau erlöschen. Letztendlich verlief die Erbfolge nicht im Sinne Kurbrandenburgs, da Wilhelm III. 1695 einen anderen Verwandten zu seinem Universalerben bestimmte.
Neben der Sicherung des Fortbestands der Dynastie war jedoch auch die Legitimierung der eigenen Herrschaft von großer Bedeutung. Ihre bildliche Umsetzung im Medium der Kunst war besonders für Fürstenhäuser wie den Hohenzollern mit vergleichsweise kurzer dynastischer Vorgeschichte wichtig. Die Präsentation von Ahnenreihen gehörte daher zum Ausstattungsprogramm vieler Schlösser. So zeigten Bildnis-Serien der Kurfürsten von Brandenburg eine lange Reihe von Vorfahren, unter anderem die Statuen-Folge von Bartholomeus Eggers (1637–1692). Friedrich Wilhelm hatte den niederländischen Bildhauer 1685 mit der Arbeit an dieser Serie beauftragt, die dieser bis 1689 vollendete. Nach dem Tod des Kurfürsten ließ sein Nachfolger Kurfürst Friedrich III. sie durch seine eigene Statue von Eggers ergänzen und sie gemeinsam im damaligen Festsaal des Berliner Schlosses, dem sogenannten Alabastersaal, aufstellen. Sie wurden dort neben Skulpturen von römisch-deutschen Kaisern präsentiert. Indem die Serie die eigene Linie visuell bis in die Antike zurückführte, vermittelte sie Erfolg und Kontinuität der eigenen Dynastie. Zu diesem Zweck hatte Kurfürst Friedrich Wilhelm verschiedene Skulpturen-Folgen römischer Kaiser und Kaiserinnen für seine Schlösser in Auftrag gegeben.
2020-04-15