Der Große Kurfürst

Kurfürstliche Repräsentation

Fürstliche Kunstsammlungen wurden zielgerichtet im Sinne der herrschaftlichen Repräsentation angelegt und vermittelten darüber hinaus einen Eindruck von den künstlerischen Interessen und der finanziellen Potenz des Sammlers. Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges waren ein kulturelles Leben und eine höfische Prachtentfaltung am Hofe des Kurfürsten von Brandenburg nur in sehr geringem Maße möglich. Neben der enormen Aufgabe des Wiederaufbaus von Landwirtschaft und Handel gehörte auch die Förderung der Kultur in Brandenburg durch ein umfassendes Mäzenatentum zu den Leistungen des Kurfürsten. In und um Berlin, vor allem aber in der Umgebung von Potsdam ließ er mit der Gestaltung einer weiträumigen Kultur- und Residenzlandschaft beginnen. Seine umfangreichen Sammlungen wurden in den Residenzschlössern in Berlin, Potsdam und Königsberg sowie in den kleineren Landschlössern beispielsweise in Oranienburg, Caputh und Glienicke präsentiert. Diese Häuser waren mit kostbaren Textilien, Möbeln, Kunstgegenständen aus Glas, Edelmetall, Elfenbein, Bernstein sowie anderen wertvollen Materialien, zahlreichen Skulpturen und mehreren Hundert Gemälden eingerichtet. Auch eine Bibliothek, eine Rüstkammer sowie eine Kunst- und Wunderkammer gehörten in Berlin zur kurfürstlichen Sammlung. Der Kurfürst vergab Aufträge an berühmte Maler wie Daniel Seghers, Govert Flinck (1615-1660), Gerard van Honthorst (1592-1656), Theodoor van Thulden (1606-1669), Jan Mijtens (1613/1614-1670) und Pieter Nason (1612-1688) sowie an die angesehenen Bildhauer François Dieussaert (1600-1661) und Bartholomeus Eggers (1637-1692). Als Hofkünstler konnte er Maler, wie unter anderem Jan Lievens (1607-1674), Willem van Honthorst (1594-1666), Henri de Fromantiou (1633-nach 1693), Willem Frederiks. van Royen (um 1645-1723), Nicolaes Willingh (1640-1678) und Ottmar Elliger (1633-1679), an den Berliner Hof binden, wie auch den Goldschmied Daniel Männlich (1625-1701), den Teppichwirker Pierre Mercier (1650-1729), den Alchimisten und Glasmacher Johann Kunckel (1630-1703) sowie Gerard Dagly (ca. 1660-1615), der der Berliner Hoflackwerkstatt vorstand. Zudem erlebte die Medaillenkunst unter Kurfürst Friedrich Wilhelm einen Aufschwung. Die meisten Aufträge führten die überregional anerkannten Danziger Meister Johann Höhn d. Ä. (1607-1664) und sein Sohn Johann Höhn d.J. (1641-1693) sowie der aus Nürnberg als Münz- und Eisenschneider an den Berliner Hof berufene Gottfried Christian Leygebe (1630-1683) aus. Der Kurfürst sah in den plastischen Kleinstkunstwerken eine metallene Chronik seiner Taten. Er nutzte sie als Geschenke im diplomatischen Austausch mit anderen Höfen und als Sammlungsstücke für das eigene Medaillenkabinett. Zusätzlich sorgte die rege Ankaufstätigkeit des Kurfürsten auf dem Kunstmarkt in Amsterdam und London, aber auch in Leipzig, Regensburg, Augsburg und Danzig für einen Aufbau der kurfürstlichen Kunstsammlungen.

Durch die Verbindungen zur Familie Oranien-Nassau kamen einige besondere Meisterwerke, beispielsweise von Anthonis van Dyck (1599–1641), in die Kunstsammlungen. Friedrich Wilhelms Söhne aus erster Ehe hatten wertvolle Kunstgegenstände und Gemälde aus dem Besitz ihrer Großmutter mütterlicherseits, der Statthalterwitwe Amalia von Solms, geerbt. Bei der mehrjährigen Abwicklung der Erbangelegenheiten vertrat der Kurfürst seine Söhne. Als die Werke nach Berlin kamen, wählte er einige zur Ausgestaltung seiner eigenen Räume im Berliner Schloss aus.

Die guten Beziehungen zu Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604–1679) ermöglichten einen kulturellen Transfer aus der niederländischen Republik in die kurbrandenburgischen Gebieten und übten auch auf die kurfürstliche Sammlung wichtige Impulse aus. 1647 ernannte der Kurfürst Johann Moritz, der zuvor Gouverneur der Niederländischen Westindien-Kompanie in Brasilien gewesen war, zum Statthalter für die Gebiete Kleve und Mark. Dessen Kunstsammlung umfasste einzigartige Kunstschätze, wie beispielsweise eine wertvolle Möbelgarnitur aus Elfenbein, die er aus Brasilien mitbrachte und dem Kurfürsten verkaufte. Auch profitierte der Kurfürst von Johann Moritz‘ Verbindungen zu bedeutenden niederländischen Künstlern sowie von dessen stadt- und gartenplanerischen Talenten.

2020-04-15

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