Italien in Potsdam

Neue Kammern

1768 fasste Friedrich II. (1712–1786) den Entschluss, das 20 Jahre zuvor von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753) unmittelbar neben Schloss Sanssouci und symmetrisch zur Bildergalerie erbaute Orangeriegebäude, das der Überwinterung von Kübelpflanzen diente, in ein Gästeschloss umgestalten zu lassen.

In dem fortan als „Neuen Kammern“ bezeichneten Schloss, erwartet den Besucher entgegen des schlichten äußeren Erscheinungsbildes, eine Abfolge von prachtvoll dekorierten Festräumen und Appartements. Höhepunkt der Raumfolge ist der rechteckige, mit antiken Büsten geschmückte und kostbarem Jaspis ausgekleidete Jaspissaal im Zentrum des Schlosses. Der Raum wird von einem Deckengemälde mit einer Venusdarstellung bekrönt, die den Idealen des 18. Jahrhunderts auf das Schönste entspricht. Unter den luxuriös eingerichteten Gästeappartements sind zwei gänzlich mit intarsiengeschmückten Holzvertäfelungen ausgestattete Räume und das Grüne Lackkabinett. Zahlreiche Gemälde mit Ansichten der Stadt Potsdam aus dem 18. Jahrhundert ergänzen die Dekorationskunst.

I.

In der sich an den Jaspissaal anschließenden Ovidgalerie sind auf den vergoldeten Wandreliefs Szenen aus den Metamorphosen des römischen Dichters Ovids (43 v.Chr–17 n.Chr) dargestellt – einer bei Friedrich II. beliebten literarischen Quelle.

II.

Die Ovidgalerie vermittelt den Charakter höfisch-festlicher Leichtigkeit. Die vierzehn vergoldeten Reliefdarstellungen bilden den Höhepunkt im Schaffen der aus Bayreuth stammenden Bildhauerbrüder Johann David Räntz (1729–1783) und Johann Lorenz Wilhelm Räntz (1733–1776). Ovids Liebesgeschichten zwischen Göttern und Menschen waren im 18. Jahrhundert ein beliebtes Sujet in der Kunst. Kennzeichnend für die Metamorphosen-Motive in den Neuen Kammern ist, dass sie von den üblichen Darstellungen in der Kunst abweichen, indem sie andere Momentaufnahmen innerhalb der jeweiligen Geschichte zeigen. [Saskia Hüneke]

Bildunterschrift:

I. Potsdam, Park Sanssouci, Neue Kammern, Jaspissaal. Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Leo Seidel (2006) (CC BY-NC-SA) / F0006004

II. Potsdam, Park Sanssouci, Neue Kammern, Ovidgalerie. Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Gerhard Murza (1994) (CC BY-NC-SA) / F0008211

2019-07-25

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