Forum Turcica

Osmanische Läufe – Beutestücke oder Handelsgut?

28. Oktober 2022

 

In den „Türkenbeuten“ Europas haben sich zahlreiche osmanische Feuerwaffen, vor allem Gewehre, erhalten. Dabei handelt es sich nur selten um einfache Mannschafts-Waffen. Meist sind die Schäftungen aufwändig verziert, was eher auf eine repräsentative Benutzung durch höhere Offiziere außerhalb des Kampfgeschehens hinzudeuten scheint. Den kostbarsten Teil dieser Waffen bilden jedoch die Läufe aus besonders hochwertigem Damaststahl mit häufig reichen Verzierungen in Gold und Silber, zuweilen auch mit Steineinlagen. In der Regel findet sich auf diesen Prunkstücken auch die Meistermarke des Laufschmieds.

Noch weit häufiger als in ihren originalen Montierungen finden sich diese Läufe jedoch in europäischen Schäftungen. Vereinzelt lässt sich die Herkunft eines Laufes aus einem Beutekontext erschließen. Bei der großen Menge jedoch stellt sich die Frage, ob sie nicht bereits gezielt für den europäischen Markt produziert und ungeschäftet gehandelt wurden. Darauf scheinen etwa einheitliche Garnituren aus Büchse, Flinte und Pistolen hinzudeuten, wie sie in Europa üblich waren.

Derart „hybride“ Objekte wurden in der Regel zwischen die europäischen Jagdwaffen in den fürstlichen Gewehrkammern eingereiht und folglich von der Wissenschaft in ihrer Besonderheit kaum beachtet. Bereits die oberflächliche Untersuchung dieser Objekte bringt in Gestaltung und Dekor zahlreiche verbindende Details zutage. Eine vertiefte Studie könnte Hinweise auf die bislang ungeklärten Entstehungskontexte und Vertriebswege dieser in Europa hoch geschätzten Produkte osmanischer Werkstätten liefern. Diesen Fragen ging der dritte Workshop des Forums nach.

 

Folgende Kolleginnen und Kollegen stellten in Kurzvorträgen einschlägige Bestände vor:

Marcus Pilz (Kunstsammlungen der Veste Coburg)

Antje Scherner (Museumslandschaft Hessen-Kassel)

Raphael Beuing (Bayerisches Nationalmuseum München)

Margit Kopp (Sammlung Privatstiftung Esterhazy)

Denis Haberland (Slowakische Nationalgalerie Bratislava)

Holger Schuckelt (Staatliche Kunstsammlungen Dresden)

 

Marcus Pilz

2024-04-12