Ansichtssache!

Guillaume Sanson - Spanisch Geldern / Gueldre Espanole

Kartograph/Verlerger vermutlich Guillaume Sanson / Alexis Hubert Jaillot (1632–1712)
Kartentitel GUELDRE ESPANOLE, ou Quartier de RUREMONDE dans le
DUCHÉ DE GUELDRE, avec ses Enclaves dans le Pays
circomvoisins
Übersetzung Kartentitel Spanisch Geldern, oder das Roermonder Quartier des Herzogtum
Gelderns, mit dessen Enklaven im umliegenden Land
Erscheinungsort Paris
Datierung 1692
Objektmaße 61,5 x 49 cm
Inventar-Nr. Gr 2843
Gebiet Oberquartier des Herzogtums Geldern mit angrenzenden Gebieten
der Herzogtümer Kleve, Jülich und Brabant, des Erzstifts Köln und
des Hochstifts Lüttich

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Diese Karte aus dem Jahre 1692 zeigt das Roermonder oder spanische Quartier des Herzogtums Gelderns mit angrenzenden Gebieten der Herzogtümer Kleve, Jülich und Brabant und Gebieten Kurkölns und des Hochstifts Lüttich mit den geldrischen Exklaven Viersen und Erkelenz. Die Karte ist in einem kleineren Maßstab im Vergleich zur Karte de Wits angefertigt. Sie ermöglicht eine bessere Zuordnung zu den Territorien der benachbarten Herzogtümer und Bistümer. Die Karte ist genordet. Die Grenzen des Quartiers sind gut auszumachen, ebenso die Grenzen der Exklaven. Die Hauptflüsse der Region, Rhein und Maas, sowie die Niers, sind deutlich hervorgehoben. Die von den Spaniern ab 1626 erbaute, unvollendet gebliebene Fossa Eugeniana vom Rhein bei Rheinberg („Rhynberck“) über Geldern („Gueldre“) nach Venlo („Venloo“) ist ebenfalls eingezeichnet.

Der Titel der Karte ist in einer Kartusche mit „GUELDRE ESPANOLE, ou Quartier de RUREMONDE dans le DUCHÉ DE GUELDRE, avec ses Enclaves dans le Pays circomvoisins“ angegeben. Als Kartographen und Hersteller sind Sr. Sanson, als Hersteller H. Jaillot in Paris angegeben. Der französische Titel entspricht dem lateinischen „TETRACHIA DUCATUS GELDRIEA RUREMONDANA sive HISPANICA“ der Karte de Wits, ergänzt durch den Hinweis auf die beiden Exklaven (Viersen und Erkelenz). Die Kartusche wird, wie in der Karte de Wits, durch das Wappen Gelderlands mit dem Herzogshut gekrönt. In einer zweiten Kartusche wird der Maßstab der Karte in den damals üblichen Einheiten wiedergegeben, nämlich wie in der Karte de Wits als „Grandes Lieues d’Allemagne“ („Milliare Germanicum medium“, die bis ins 19. Jahrhundert geltende deutsche Landmeile 7532,5 m) und die „Grandes Lieues de France en Communes de Paybas et d’une heure de Chemin“ („Große französische Meile oder eine Reisestunde“), darüber hinaus die italienische und die Gemeine Französische Meile. Die Kartensprache für Legenden und Territorien ist Französisch, Ortsnamen werden (bis auf „Gueldre“ = Geldern) in den jeweiligen Landessprachen und lokalen Dialekten aufgeführt. Die Detaildichte der Karte ist trotz des kleineren Maßstabes sehr hoch.

Die Karte wurde etwa 25 Jahre nach der Karte des Wits hergestellt. Beide bildeten damit die politische Situation der Region nach dem Westfälischen Frieden (1648) ab, mit dem gleichzeitig der Spanisch-Niederländische Krieg beendet wurde. Die Karte Sansons berücksichtigte im Gegensatz zu der Karte de Wits die Veränderungen im Herrschaftsgeflecht der Region in den das Gebiet Spanisch Gelderns flankierenden Gebieten, die sich durch den Erbfolgestreit der einst vereinigten Herzogtümer Kleve-Jülich-Berg ergeben hatten. Durch die Bestimmungen des Vertrages von Kleve im Jahre 1666 gingen Kleve und die Grafschaft Mark zum Kurfürstentum Brandenburg, die Herzogtümer Jülich und Berg und die Herrschaft Ravenstein zum Herrschaftsgebiet der katholischen Wittelsbacher von Pfalz-Neuburg.

Literatur:
HANTSCHE, Irmgard; Krähe, Harald: Geldern Atlas. Karten und Texte zur Geschichte eines Territoriums (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend; 103), Geldern 2003.

 

2022-11-07