Ansichtssache!

Fazit

 

Wie in der Ausstellung deutlich wurde, sind die kartographischen Darstellungen des Niederrheins und der Niederlande aus der Frühen Neuzeit eng mit der politischen Geschichte jener Zeit verbunden.
Der Niederrhein war Schauplatz mehrerer überregionaler Konflikte wie dem spanisch-niederländischen Krieg oder dem Streit zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg um die Erbfolge in Jülich-Kleve-Berg. Kartographen waren in diesen Konflikten nicht immer neutrale Beobachter, die sich um ein möglichst objektives Abbild der Wirklichkeit bemühten, sondern ergriffen in Teilen Partei für eine Seite und stellten deren Sichtweise dar. Dies wurde etwa am Beispiel von Ortelius gezeigt, der im Dienst von Philipp II. stand und mit seiner Karte des antiken „Belgiens“ die Einheit der Niederlande beschwor.

Bei der Betrachtung von Karten sollte also immer bedacht werden, dass sie subjektiv sind und ein bestimmtes Weltbild mittransportieren. Für die Einordnung einer Karte ist es deshalb von Bedeutung zu ermitteln, wer ihr Urheber ist und in welchem Kontext sie entstanden ist. Damit wird ein anderes Problem angesprochen, das in der Ausstellung ebenfalls deutlich gemacht wurde: Nicht bei allen Karten lässt sich der Urheber mit Sicherheit bestimmen. Insbesondere ist es oftmals schwierig die Ursprungskarte zu ermitteln, da viele Kartographen mit Kopien und Vorlagen arbeiteten. Auch eine genaue Datierung ist bei einigen Karten nicht möglich. Teilweise muss sich die Geschichtswissenschaft dabei mit begründeten Vermutungen und Spekulationen begnügen.

Mit unserer Ausstellung haben wir das Ziel verfolgt, einen Zugang zu historischen Karten zu schaffen und das Publikum für den Umgang mit diesen zu sensibilisieren. Dabei sollte deutlich geworden sein, dass Karten immer aus ihrer Zeit heraus, unter Einbezug ihrer Hersteller und Verleger sowie vor dem historischen Kontext zu verstehen sind. Eine Erkenntnis, die bis in die Gegenwart hinein Gültigkeit hat. 

Verantwortlich für Konzeption und Realisierung der Ausstellung waren Matthias Dapper, Gerd Gellißen, André Ingendae und Viktor-Emanuel zu Sachsen.

Die Textbeiträge stammen von Carl Beckmann, Till Bodden, Matthias Dapper, Jamie Duponcheel, Katja Felsinger, Gerd Gellißen, Lukas Hanskötter, Doris Hastenrath-Hütz, André Ingendae, Jean-Paul Kneip, Stefan Müller, Leon von Oertzen, Yannick Rehmet, Mia Reißner, Viktor-Emanuel zu Sachsen, Richard Weimann, Vinzenz Woltering und Jakob Zerdzinski.

 

Diese Ausstellung entstand im Rahmen des Projektseminars "Die Bühne der Welt. Der Niederrhein in der Frühen Neuzeit" an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) im Sommersemester 2022. Das Seminar wurde durchgeführt von Kristina Hartfiel, HHU, und Nils Loscheider, Städt. Museum Schloss Rheydt in Mönchengladbach.

2022-11-23