Familie

Das eiserne Kreuz, Illustration für die Zeitschrift "Der Bildermann. Steinzeichnungen für’s deutsche Volk." herausgegeben von Paul Cassirer, 1916 (Heft 8, 20. Juli, S. 3)

Heinrich Zille war vor allem durch seine sozialkritischen Grafiken bekannt, die er häufig durch Berliner Sprachfloskeln ergänzte. Seine Zeichnungen erschienen in bekannten deutschen Satirezeitschriften, wie "Simlicissimus", "Ulk" und in den "Lustigen Blättern". Während sich Zille wie viele seiner Künstlerkollegen vom Hurra-Patriotismus des Ersten Weltkrieges anstecken ließ, zeigten seine Blätter im Verlauf der ersten beiden Kriegsjahre immer stärker das Unverständnis über die politischen Zusammenhänge auf.
Zille publizierte insgesamt sieben Lithografien in der pazifistischen Zeitschrift "Der Bildermann", welche vom Verleger und Galerist Paul Cassirer herausgegeben wurde. Cassirer machte zum Kriegsausbruch selbst Erfahrungen im Kriegsdienst und Lazarett, die zu seiner kriegsfeindlichen Gesinnung beitrugen. Das Werk "Das eiserne Kreuz" erschien in der Juniausgabe im "Bildermann". In einer kleinen Wohnung im Kellergeschoss sitzt eine Frau mit drei von vier Kindern auf dem Bett und starrt verloren auf die gegenüberstehende Kommode, vor der ein kleiner Junge steht. Auf der Kommode liegt ein Brief mit der Information über den Tod ihres Mannes im Krieg und das Eiserne Kreuz, als höchste preußische Kriegsauszeichnung. Die Lithografie erschien zu einer Zeit, die von einer zunehmenden Kriegsmüdigkeit geprägt war. Zille persiflierte die im Krieg üblichen Auszeichnungen, die den Verlust vieler Familien nicht wettmachen konnte.

"In der ersten Ausgabe des ’Bildermann’ begründeten die Herausgeber ihren Verzicht, nicht mehr nur "Bilder des Krieges" zu publizieren: "Trotz den Schrecken unserer Zeit blieb unsere Seele den alten Göttern treu. Mitten im Krieg will sie schauen, wie sie vor dem Krieg geschaut hat, sogar genießen, wie sie vordem genossen hat. Die Not des Krieges hat uns gelehrt, dem Schrecken ruhig in die Augen zu sehen, aber sie hat auch unser Sehnen aus dem Schrecken heraus nach Reinem, Höherem wieder erweckt und innerlich gemacht."" (zit. nach: Ein Fest der Künste. Paul Cassirer. Der Kunsthändler als Verleger, (hg. v. Rahel E. Feilchenfeldt-Steiner; Thomas Raff), München, 2006, S. 221)

(Object from: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Original entry)

Material /Technique ...

Lithografie

Measurements ...

Bildgröße 260 x 213 mm/ Blattmaß 352 x 278 mm

Template creation ...

... Who:

... When:1916

... Where:Berlin 

Printed ...

... Who:

... When:1916

... Where:Berlin 

Literature ...

  • Feilchenfeldt, Rahel E. (2002): Paul-Cassirer-Verlag. Berlin 1898-1933. Eine kommentierte Bibliographie. München