Zu den Gemälden des Teepavillons am See der Römischen Bäder zählt auch die 1834 von dem Münchner Architekturmaler Wilhelm Gail (1804–1890) geschaffene Vedute. Zur Ausstattung des 1830 errichteten Pavillons gehörten siebzehn Gemälde zeitgenössischer Künstler, zu denen auch Werke von Carl Ludwig Rundt und August Schirmer zählten, die ausschließlich mediterrane Landschaften und Architekturveduten zeigten.

Den historisch interessierten und religiösen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) von Preußen, der diese Ansicht erwarb, haben derartige Motive häufig zu eigenen Bauvorhaben inspiriert. Der architekturbegeisterte Kronprinz zeichnete selber passioniert und fertigte zahlreiche Architekturskizzen. Die erhaltenen Blätter zeugen von seiner Vorliebe für die antike und mittelalterliche Baukunst Italiens.

Eine besondere Spannung von Gails Darstellung liegt im Kontrast der verschatteten Loggia, deren gotischen Arkaden einen hellen Ausblick auf die Insel San Giorgio eröffnen. Zu erkennen ist das von Andrea Palladio (1508–1580) ab 1565 erbaute Benediktinerkloster San Giorgio Maggiore. Seine Kirche ist noch ohne Seitenschiffe und die helle tempelartige Fassade dargestellt, die erst 30 Jahre nach dem Tod des Architekten vollendet wurde. Ausgeführt sind schon der Kuppeltambour sowie der charakteristische Campanile, der allerdings ein Wiederaufbau des 18. Jahrhunderts ist. Historisierend kleidet Gail auch die Figuren in der Loggia. Der Doge im Kreise von venezianischen Patriziern und Senatoren thront vor der imposanten Sichtachse, die sich durch Palladios Gestaltung, zwischen dem Dogenpalast und San Giorgio Maggiore ergibt.

Das Gemälde ist derzeit deponiert.

Franziska Ratajczak/Franziska Windt