Bildergalerie

Ruhender Akt

Diese 1766 erstmals für die Bildergalerie Friedrich II. als Werk Tizians aufgeführte „Schlafende Venus“ zeigt einen weiblichen Akt auf der Seite liegend, das Haupt auf die Arme gebettet. 1770 wurde das Gemälde neben weitere vermeintliche Werke Tizians in der Bildergalerie von Sanssouci gehängt. Erst in den 1930er Jahren wurde es durch Henschel-Simon Alessandro Varotari, genannt Padovanino (1588-1649), zugeschrieben.

Die Bezeichnung als „Venus“ stammt vom Galeriedirektor des preußischen Königs, Matthias Oesterreich, und ist damals für Aktdarstellungen gebräuchlich. Dem Gemälde fehlen jedoch für die Darstellung einer Venus übliche Attribute. Die Pose der Schlummernden erinnert an die 1608 in Rom gefundene antike Skulptur eines schlafenden Hermaphroditen, die später durch Giovanni Bernini um eine Lagerstätte ergänzt wurde und die sich lange in der Sammlung Borghese befand. Heute ist sie im Pariser Musée du Louvre zu sehen. Da die gemalte Figur schon entlang der Kontur ihres Rückens ausgeschnitten und der obere Teil des Gemäldes ergänzt worden war, bevor sie in die Sammlung Friedrichs II. gelangte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, ob die Darstellung durch weitere Motive ursprünglich eine eindeutige ikonographische Aussage besaß. Schon Oesterreich bemängelte den schlechten, fragmentarischen Zustand der Leinwand und erwähnt Ergänzungen. Dazu gehören neben dem Hintergrund bspw. auch der rechte Fuß der Venus sowie Teile der blauen Decke.

Die historische Zuschreibung an Tizian lässt sich aufgrund der stärker aus der Umrisszeichnung als aus der Modellierung der Farben erwachsenden Figur nicht aufrechterhalten. Bislang ließ sich nicht abschließend klären, ob es sich bei dem „Ruhenden Akt“ um ein Werk Varotaris handelt oder ob man Poensgens 1935 geäußerten Vermutung folgen sollte, dass es aus der Hand von dessen Schüler Pietro Liberi stammen könnte. Dafür sprechen die vergleichsweise fein vertriebenen und geschlossenen Farbflächen, die den Bildgegenständen eine samtweiche Erscheinung verleihen. Verschiedene Eingriffe und Restaurierungen haben die originäre Erscheinung des Bildes stark beeinflusst, so dass eine Zuordnung schwierig bleibt.

Befindet sich in der Bildergalerie.

Franziska Ratajczak

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

ohne Rahmen: Höhe: 105.00 cm Breite: 172.00 cm

Was depicted (Actor) ...

... Who:

[Relationship to location] ...

Italy 

Literature ...

  • Oesterreich, Matthias: Beschreibung der Königlichen Bildergallerie und des Kabinets im Sans-Souci, 2. Aufl., Potsdam 1770.
  • Oesterreich, Matthias: Description des Tableaux de la Galerie Royale et du Cabinet de Sans-Souci, 2. Aufl., Potsdam 1771.
  • Eckardt, Götz: Die Bildergalerie in Sanssouci. Zur Geschichte des Bauwerks und seiner Sammlungen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Diss. Univ. Halle-Wittenberg, 1974 (Typoskript).
  • Die Bildergalerie in Sanssouci. Bauwerk, Sammlung und Restaurierung. Festschrift zur Wiedereröffnung 1996, bearb. v. Claudia Sommer (Red.), hrsg. v. d. Generaldirektion d. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Mailand 1996.
  • Die Schönste der Welt. Eine Wiederbegegnung mit der Bildergalerie Friedrichs des Großen, hrsg. vom Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Ausstellung, Potsdam, SPSG, 2013, Berlin 2013.