Industriegeschichte Ludwigsfelde

7.1.1 Motorboot-Rennsport

Autor: Manfred Blumenthal

Von Landratten und Pantoffelhelden -
ein Rückblick auf den Motorboot-Rennsport in Ludwigsfelde
von 1956 bis 1990

mit den Anhängen
-  1 Bilder
-  2 Regeln und Begriffe
-  3 Tourenmotor
(siehe auch 2.2.4.8 ...Rennbootmotoren)

Vorwort von Manfred Blumental aus dem u.g. Dokument:

Wasser, lebensnotwendig und ein Genussmittel. Aber auch bedrohlich, gefährlich, oftmals sogar tödlich. Wasser fasziniert. Wasser bildet Barrieren, schafft unüberwindliche Hindernisse.
Unüberwindlich ?
Nicht für den Menschen.
Es mag wohl vor rund 30 000 Jahren gewesen sein, als ein Urzeitjäger die tragende Kraft eines Baumstammes erkannte und nutzte. Baumstamm, Floss, - aus ihnen entwickelten sich Bootsformen für die schnelle Fortbewegung oder den Transport von Gütern.
Ein Problem: der Antrieb des Bootes. Vermutlich erst das Strom-ab-gleiten, dann das Staken, der Wind und schließlich die Motorkraft.
Mit der Erfindung des Verbrennungsmotors fand auch dieser Eingang in den Bootsantrieb. Gottlieb Daimler setzte 1886 einen solchen in ein Boot und fuhr damit auf dem Neckar. Auch ließ er sich gleich die Schiffsschraube patentieren. Die Basis für die schnelle Fortbewegung auf dem Wasser war geschaffen.
Wie auf dem Lande so auch auf dem Wasser blieb es nicht bei der ausschließlich wirtschaftlichen Nutzung der neuen Antriebsquelle. Der Reiz der Geschwindigkeit lockte zu Wettkämpfen. Am Anfang nur „wer ist der Schnellste“, machten sich bald Regeln und Einstufungen erforderlich. So entstanden Bootsklassen und –formen, Motoren unterschiedlicher Größen und Anordnungen dazu.
Der Motorboot- Rennsport ward geboren.
Das er in Deutschland schnell populär wurde, lag an den zahlreichen Flüssen und Seen und an der auf hohem technischen Niveau befindlichen Motorentechnik. Wettbewerbe waren deutschlandweit möglich. Die Wasserfontänen der Boote, die Geschwindigkeit, die Geräuschkulisse, alles dies lockte zahlreiche Zuschauer an. Auch Presse und Film konnten sich dem nicht entziehen, denn selbst die Prominenz zeigte sich gerne bei diesem Sport.
Nach dem Ende des furchtbaren Zweiten Weltkrieges begann auch der Sport in Deutschland sich wieder zu regen. Erst zaghaft und mühsam, mit dem wirtschaftlichen Aufschwung aber immer besser.
Auch auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone gab es seit 1949 wieder Motorsport. Wie in den Jahrzehnten davor, konnte sich der Sport auch in den Jahren nach 1945 nicht dem politischen Kalkül und der Einflussnahme entziehen. Für die Durchsetzung politischer Interessen musste er immer wieder herhalten. Für die Anerkennung als Staatsgebilde war der Sport in der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ein Mittel zum Zweck.
Den Sportler interessierte das jedoch nur in zweiter Linie, wenn überhaupt.
Er wollte sich und seine Technik mit anderen vergleichen. Und der Sport bot Freiräume in der in allen Lebenslagen politisch beeinflussten Sphäre der Menschen.
Das der Sport nach dem Mauerbau 1961 für die DDR- Sportler den Blick über den Zaun ermöglichte, war nicht zuletzt ausschlaggebend für das große Können der Sportler. Wer ins Ausland wollte, vor allem ins kapitalistische, der musste erst einmal in der DDR an die Spitze kommen. Bei allem persönlichen Ehrgeiz, auch das gab noch einmal einen Motivationsschub.
Nur so ist verständlich, warum die mit dem Sport verbundenen Menschen die in dem nachfolgenden Beitrag beschriebenen Mühen, Strapazen, Risiken und Kosten auf sich genommen haben.
Hat es sich gelohnt?
Die Antwort ist: Ja.

2023-06-01

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