Ansichtssache!

Arnold van Heurdt – Die Grafschaft Moers

Kartograph/Verleger Arnold van Heurdt (1651–1705) / Frederik de Wit (1630–1706)
Kartentitel COMITATUS MEURENSIS
Übersetzung Kartentitel Die Grafschaft Moers
Erscheinungsort Amsterdam
Datierung um 1700
Objektmaße 44,9 cm x 59,00 cm (Blatt); 44,95 cm x 59,05 cm (Platte)
Inventar-Nr. Gr 42
Gebiet Niederrhein, mit Fokus auf Grafschaft Moers

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Mittelpunkt dieser titellosen, genordeten Karte steht die Grafschaft Moers. Weite Teile des Niederrheins sind aber großflächig miterfasst. Es handelt sich um einen altkolorierten, auf Papier gedruckten Kupferstich. Die Karte gibt ihren Maßstab über den Kartenrand an, in der Breite wird dieser dabei oben und unten mittels der kürzeren „Milliare Gallicum magnum“ angegeben, in der Höhe links und rechts ist der Maßstab der längeren „Milliare Germanicum“ abgebildet. Die Maßstäbe sind in der Kartusche unten rechts genannt. Mittels farbiger Umrandungen sind die einzelnen Herrschaftsgebiete auf der Karte voneinander abgegrenzt. Die Provinzen sind in lateinischer Sprache tituliert, wohingegen ansonsten auf der Karte in Niederländisch formuliert wird.

Die Karte insgesamt ist sehr detailliert und fein ausgearbeitet. Schaut man sich besonders die Ortschaften einmal genau an, so fällt auf, dass keine Ortschaft der anderen gleicht. Es wurden also keine Schablonen angelegt, sondern jede Ortschaft hat eine eigene Identität über ein eigenes Erscheinungsbild erhalten, dass zumindest in Teilen auch der Realität nahe war, wie das Beispiel der sternförmigen Grundform der Stadt Moers auf der Karte zeigt, die genau der Realität entspricht. In das Gebiet der Grafschaft Moers wurde der meiste Aufwand investiert, hier wurde die Erfassung der Gegebenheiten am genauesten vorgenommen.  Neben den Ortschaften ist das kartographische Bild der Karte geprägt von einigen wichtigen Flüssen, Waldstücken und insbesondere auch vom Einbezug der topografischen Verhältnisse, die Eingang in die Landschaftsdarstellung gefunden haben.

Als besondere Schmuckelemente fallen bei dieser Karte in erster Linie die beiden Kartuschen unten ins Auge. Auf der vom Betrachter aus gesehen rechten Seite ist das Wappen der Stadt Moers platziert, auf der linken Seite ist ein gekröntes Wappen mit einem lateinischen Wappenspruch platziert, der Text im Wappen lautet auf Deutsch übersetzt in etwa: „Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt“. Das Wappen steht auf einem Stein, in den in lateinischer Sprache eine Mitteilung des Kartographen Arnold van Heurdt eingeschrieben steht. Er widmet die Karte mit diesem Text nämlich seinem Regenten, Wilhelm II. Prinz von Oranien. Als Figuren ergänzen die Szenerie von links nach rechts: Ein Flussgott, ein Adler, ein Löwe, eine Frau mit einem Ährenbündel (es handelt sich dabei wohl um eine Personifizierung der Ernte), eine Bäuerin mit zwei Kühen und eine Putte.

Aufgrund eines Hinweises am linken Rand der Karte kann gesagt werden, dass diese von Arnold van Heurdt erarbeitete Karte in der Werkstatt des auf Landkarten spezialisierten, Amsterdamer Kupferstechers und Kunsthändlers Frederick de Witt herausgegeben wurde. Der Zeitpunkt der Herausgabe kann nicht sicher bestimmt werden, Experten gehen aber von einer Publikation um das Jahr 1700 herum aus. Van Heurdt war der Landrentmeister in der Grafschaft Moers und zugleich auch Kartograph. So erscheint es nicht abwegig, dass die Karte entweder von Wilhelm III. Prinz von Oranien bei van Heurdt in Auftrag gegeben wurde, oder dass der Kartograph diese aus freien Stücken zusammengestellt und seinem Regenten, dem Statthalter der Niederlande, gewidmet hat.

2022-10-26