Auf einem kleinen Pergament ist leider sehr knapp ausgeschnitten ein koloriertes Bild zu sehen, das den hl. Norbert und den „P. B. Waltmann“, den ersten Abt von St. Michiels in Antwerpen, zeigt.

Der hl. Norbert ist in Chorkleidung mit Rochett und Mozetta dargestellt, der Habit ist rot eingefärbt, ebenso die Mozetta. Darüber trägt er das Pallium, darunter das Pektorale. In der Rechten hält er den doppelgekreuzten Metropolitenstab und die Siegespalme. B.P. Waltmann ist im Habit mit braungefärbtem Chormantel dargestellt; in der Linken hält er einen großen Abtstab. Beide Gestalten tragen die Tonsur und einen Heiligenschein. Der Stab ist jeweils auf ein Buch am Boden gestützt; das von Norbert ist aufgeschlagen, das von Waltmann geschlossen. Beide halten mit der freien Hand ein Ostensorium, ein eucharistisches Schaugefäß wie eine Monstranz, das von einem großen Strahlenkranz umgeben ist. Ihre Augen sind verehrend darauf gerichtet.

Zu Füssen von Norbert windet sich ein drachenähnliches Ungetier, das in drei Köpfen mit je geöffneten Augen endet; man erkennt eine gekrönte Frau, einen gekrönten Mann, vielleicht einen König, und einen behelmten Ritter.  Die drei Gestalten sind vornehm gekleidet; eine nach oben ausgestreckte Hand hält eine kleine Hostie, die andere zeigt auf das geöffnete Buch zu Füssen Norberts. Die drei Gestalten könnten die weitverbreiteten Anhängerschaft Tanchelms darstellen.

Auch zu Füssen Waltmann windet sich eine Gestalt, die das Gesicht nach Oben hebt, wobei die Augen mit einer Art Binde verdeckt sind, die Blindheit der Irrlehre symbolisierend.

Über dem Bild liest man in der Inschrift:

 „Haereditas mea praeclara est mihi“ = „Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu, Ja, mein Erbteil gefällt mir gut“ (Ps16,6a+b).

Am unteren Bildrand ist geschrieben: „S. Norbertus, cum B. P. Waltmann x…. S. Sacramentum Antverpiae gloriosus propugnantes“ = “Hl. Norbert mit dem Seligen P. Waltmann  ... glorreiche Verteidiger des Hl. Sakramentes in Antwerpen“.

Beide Prämonstratenser-‘Heilige‘ sind dargestellt als Verteidiger des Altarsakramentes und Über-winder einer eucharistischen Irrlehre, die ein Priester von Antwerpen, Tanchelm oder Tanchelinus, verbreitet hatte.  „Bischof Burchard von Cambrai hatte Norbert gebeten, 1124 nach Antwerpen zu gehen und diese Irrlehre zu bekämpfen nach dem Scheitern einer Mission von Weltpriestern. “Zu dieser Zeit hatte Tanchelm schon nicht mehr gelebt, aber seine Anhänger waren sehr zahlreich geworden. „Als die Kanoniker von St. Michiels ihre Kirche dem Prämonstratenserorden überließen, wurde Waltmann der erste Abt. Er zeichnete sich durch Geistesweite und Frömmigkeit aus und half bei der Unterdrückung der Irrlehren des Tanchelm. Unter seiner Leitung erlebte das Kloster einen großen Aufschwung und gründete drei Tochterklöster, Middelburg (1128), Tongerlo (1130) und Averbode (1134). Waltmann starb [vier Jahre nach Norbert] 1138.“ (Hagiologion, Windberg 1999,  S. 83/84).