Der Bildhauer Ridolfo Schadow

Paris mit dem Apfel

Der schöne, nackte Jüngling im klassischen Kontrapost, mit langen Locken und einer phrygischen Mütze betrachtet sinnend den Apfel in seiner rechten Hand. Den Zeigefinger ans Kinn gelegt überlegt er, welcher der drei Göttinnen Aphrodite, Athene oder Hera er die Frucht als Preis für ihre Schönheit geben soll. Die Komposition entstand 1811 und zeigt sowohl den Eindruck antiker Statuen, die Ridolfo Schadow intensiv in Rom studierte, als auch den Einfluss seiner Mentoren Antonio Canova (1757-1822) und Berthel Thorvaldsen (1770-1844). Sicher war ihm bekannt, dass Canova nach eigenem Modell von 1807 gerade an der Marmorausführung seines „Paris“ für die Kaiserin Josephine arbeitete (1809-1812, heute St. Petersburg, Eremitage) und ebenfalls 1811 eine zweite Fassung für den bayrischen Kronprinzen Ludwig bestellt wurde (1816, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek München). Auch Thorvaldsens erste stehende Ganymed-Statue (1804) wirkte sicher vorbildhaft auf den jungen Bildhauer aus Berlin.
Nach Aussagen seines Vaters Gottfried Schadow löste die Paris-Figur „une vive sensation“ in Rom aus. Einen Gipsabguss seines Modells sandte Ridolfo noch 1811 nach Berlin, wo er im folgenden Jahr in der Ausstellung der Akademie der Künste gezeigt wurde. Ohne Bestellung ließ Gottfried Schadow nach dem Gips 1819/20 einen ersten Bronzeguss von Mathias Léquine und Louis Coué ausführen, der 1820 auf der Akademieausstellung präsentiert wurde. In der am 25. November 1820 in Dresden erschienenen Abend-Zeitung fand man „manches Gute“ an der Plastik, vor allem hinsichtlich der „Erfindung“, „nur die verunstaltende phrygische Mütze“ konnte der Kritik nicht standhalten. Schließlich sei der unbekleidete Paris „durch den Apfel in der Hand schon deutlich genug als jener kleinasiatische Jüngling charakterisirt“. Dies hielt den Kunstsammler Graf Franz Erwein von Schönborn nicht davon ab, die Figur 1821 für Schloss Weissenstein in Pommersfelden zu sichern.

Nach Ridolfos Tod entstand ebenfalls im Auftrag von Gottfried Schadow der zweite Bronzeguss im Jahr 1826 durch die Gebrüder Krebs, ziseliert von Lucas, einem Schüler von Coué. Diese Ausführung erwarb später der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (ab 1840 König Friedrich Wilhelm IV.) für die Terrasse seines Schlosses Charlottenhof im Park Sanssouci. Dort befindet sich der Paris noch immer.

Silke Kiesant

(Object from: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Original entry)

Material /Technique ...

Bronze, gegossen

Measurements ...

Hauptmaß: Höhe: 127.00 cm

Created ...

... Who:

... When:1826

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Literature ...

  • Eckardt, GötzRidolfo Schadow. Ein Bildhauer in Rom zwischen Klassizismus und Romantik, Köln 2000 (LETTER-Schriften, 13).
  • Gottfried Schadow. Aufsätze und Briefe; nebst einem Verzeichnis seiner Werker; zur Hunderjährigen Feier seiner Geburt 20. Mai 1764, hrsg. v. Julius Friedländer, 2. Aufl., Stuttgart 1890.
  • Nachrichten aus dem Gebiete der Künste und Wissenschaften. Correspondenz-Nachrichten. Aus Berlin. (Beschluß), in: Abendzeitung, Nr. 280, Dresden, 23.11.1820, o.S.