Lebensläufe zur Zeit der Aufklärung
Der Verlauf eines Lebens hing zur Zeit der Aufklärung stark von dem Stand ab, in den man geboren wurde.
Nicht nur die materielle Überlieferung zur Alltagskultur der Aufklärung sondern auch zu ganz unterschiedlichen Lebenswegen, die uns Einblicke in verschiedene Alltäglichkeiten geben können, ist in Sachsen-Anhalt mehr als umfangreich. So findet man hier das Geburtshaus Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) in Stendal, der als Schustersohn zum Präsidenten der Altertümer von Rom aufstieg oder auch das Gros der Briefe Anna Luise Karschs (1722–1791), die als Bierbrauerstochter und einfache Magd geboren, im Alter von 40 als Dichterin reüssierte. Ebenso eindrücklich sind die Zeugnisse zu Dichtern der Aufklärung wie etwa Gottfried August Bürger (1747–1794) oder des Freiherrn Georg Friedrich Philipp von Hardenberg (1772–1801), besser bekannt als Novalis, deren Werk und Wirken an den bis heute erhaltenen Geburts- und Wohnhäusern in Molmerswende und in Wiederstedt zu erleben sind.
Eine andere außergewöhnliche und zugleich exemplarische Biografie ist die des Berend Lehmann (1661–1730) aus Halberstadt, einem der berühmtesten Hofjuden seiner Zeit, der geschickt zwischen der Welt seiner Glaubensbrüder und der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft agieren musste. Spuren von politisch und kulturell einflussreichen Äbtissinnen wie etwa Maria Aurora von Königsmarck (1662–1728) oder Prinzessin Anna Amalie von Preußen (1723–1787) findet man im freiweltlichen reichsunmittelbaren Damenstift in Quedlinburg. In den Gartenanlagen rund um den Schlossberg ist der Gestaltungswille der Äbtissinnen noch heute zu sehen.
2018-06-28