Industriegeschichte Ludwigsfelde

7.2 Ludwigsfelde - Stadt der Automobilbauer: Stadtentwicklung, Kommunalpolitik und städtisches Leben in einer kleinen Industriestadt der DDR

Autor: Dr. Carsten Benke

Herr Dr. Carsten Benke beschreibt in seiner Dissertation von 2010 u.a. die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen dem Ort Ludwigsfelde und seinen Industriebetrieben von 1949 bis 1989 - ein interessanter Beitrag zur 'Industriegeschichte Ludwigsfelde'

Die vollständige Dissertation ist als Dokument verknüpft (siehe unten). 

 

Abstrakt zur Dissertation:

Carsten Benke: Ludwigsfelde - Stadt der Automobilbauer. Stadtentwicklung,
Kommunalpolitik und städtisches Leben in einer kleinen Industriestadt der DDR

lm Mittelpunkt der Arbeit steht die Analyse der Entwicklung der südlich von Berlin gelegenen industriellen Kleinstadt Ludwigsfelde in den Jahren zwischen 1949 und 1989. Anhand des erst 1965 zur Stadt erklärten Industrieortes werden wichtige stadtgeschichtliche Problemlagen der DDR-Zeit für kleinere und mittlere Industriestädte in exemplarischer Weise untersucht.
Die Arbeit will damit einen Beitrag zur Kleinstadt- und Industriestadtforschung des 20. Jahrhunderts leisten. lm Vordergrund der Analyse stehen die Chancen und Handlungsspielräume, über die ein Industrieort verfügte, um eine innere Stadtwerdung unter den Bedingungen eines zentralistischen und an den Bedürfnissen der Industrie orientierten zentralistischen Planungssystems zu erreichen. Der Operationalisierung der Analyse der Entwicklungsmöglichkeiten
und lokalen Handlungsmuster dienen drei Leitperspektiven: die räumlich-strukturelle Stadtentwicklung, die Kommunalpolitik und die Möglichkeiten des städtischen Lebens.
Die Akteure, Methoden und Ergebnisse im Prozess der ,,Produktion von Stadt" stehen im Vordergrund der Analyse der Stadtentwicklung. Seit 1936 und erneut ab 1952 wurde Ludwigsfelde durch einen industriellen Großbetrieb und das daraus resultierende stetige Bevölkerungswachstum geprägt. Die Herausbildung städtischer Strukturen blieb jedoch defizitär.
Die Arbeit untersucht insbesondere die zahlreichen gescheiterten Versuche zur Etablierung eines Stadtzentrums. Mit eigenen lokalen Anstrengungen konnten die Mängel der zentral verursachten defizitären Urbanisierung jedoch partiell gemildert werden.
Als kreisangehörige Kommune besaß Ludwigsfelde eine schwache Stellung im administrativen System der DDR. Dennoch kam dem kommunalen Handeln eine wichtige und auch teils zunehmende Bedeutung zu, wodurch Spielräume trotz oder gerade wegen der Mangelwirtschaft entstanden. Obwohl die Verantwortlichen in die Parteidisziplin eingebunden blieben, entwickelten sie spezifische lokale Handlungslogiken. An der autoritären und zentralistischen Struktur der DDR ist auch bei Konstatierung von Spielräumen keine Modifikation vorzunehmen. Es zeigen sich aber Grenzen der zentralen Durchherrschung.
Hinsichtlich seiner sozialen Struktur war Ludwigsfelde zunächst vor allem eine Industriesiedlung, deren Bewohner sich in erster Linie als Werksangehörige verstanden. Nach dem Aufbau der Lkw-Produktion entwickelte sich jedoch sukzessive ein ausgeprägtes ,,städtisches" Selbstbewusstsein. Trotz der zahlreichen durch das Werk bereitgestellten Infrastruktur- und Freizeitangebote zeigte sich auch ein wachsender Wunsch nach städtischen Strukturen. Die Stadt im "realen Sozialisrnus" der DDR blieb als "Stadt" eine besondere Siedlungsform und Gesellschaftsformation, die als Erfahrungsbereich der Menschen
eigene Gesetzmäßigkeiten des lokalen Handelns und der lokalen Lebensrealität herausbildete.

2023-05-24

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