Der Bildhauer Ridolfo Schadow

Casa Buti

Künstlerpension und Treffpunkt mit Freunden

Ridolfo Schadow lebte in der Casa Buti, einer Herberge in der Via Sistina 48-51, welche von der Familie Buti unterhalten wurde. Er übernahm die Wohnräume des Bildhauers Christian Daniel Rauch, als dieser nach Preußen abberufen worden war. Zunächst bewohnte er ein, später zwei Zimmer in der ersten Etage. Seine Nachbarn waren außer Bertel Thorvaldsen u.a. die Maler Wilhelm Wach (1787-1845) und Adolf Senff (1785-1863). In weiteren Räumen der Casa Buti residierten zeitweilig Wilhelm von Humboldt (1767-1835) und seine Frau Caroline (1766-1829) mit ihren Kindern. In der Umgebung hatten sich viele Kunstschaffende niedergelassen: Nur drei Häuser entfernt, in der parallel verlaufenden Via Gregoriana, lebten Künstler und Reisende im Palazzo Zucchari. Am Fuß der unweit gelegenen Spanischen Treppe befand sich das bei Deutschen und Skandinaviern beliebte Caffè Greco. Wenige Meter den Monte Pincio hinauf residierten Künstlerinnen und Künstler in der Villa Malta.

Eine Zeichnung von Ferdinand Olivier (1785-1841) aus dem Jahr 1819 zeigt den Blick durch den Hof der Casa Buti zu der dahinter aufragenden ↗Villa Malta. Ein Jahr nach Olivier malte Johann Anton Ramboux (1790-1866) eine fast identische Ansicht der Casa Buti (siehe nebenstehendes Bild). In beiden Werken sind auch Bewohnerinnen des Hauses dargestellt, die ihren täglichen Aufgaben nachgehen. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um die Wirtin Anna Maria Buti und ihre drei Töchter Elena, Vittoria und Olimpia. Sie saßen häufig Modell für die Kunstschaffenden, so auch für Ridolfo Schadow. Die drei Mädchenfiguren der ↗Gruppe Urteil des Amor zeigen in Alter und Ähnlichkeit der Gesichtszüge Parallelen zu anderen, signierten Darstellungen der Buti-Schwestern.

Biographen sind sich sicher, dass Ridolfo mit der Ältesten, Elena (1797-1883?), verlobt war, obwohl er sich in den vorhandenen Quellen nie dazu äußerte. Sie war zur Stunde seines Todes an seiner Seite. Möglicherweise hat Schadow in der Sprache der Bildhauerkunst seine Auserwählte zu erkennen gegeben…

Sylva van der Heyden

2022-05-19