Tradition und Identität
Die politischen und wirtschaftlichen Umbrüche und Ängste der 1920er Jahre verschärften den gängigen Interessenskonflikt zwischen Vertretern von Bewahren und Verändern.
Gerade in Zeiten der Unsicherheit bieten Traditionen und Gemeinschaft Menschen Halt und Orientierung. Dies zeigt sich beispielsweise am blühenden Vereinsleben der Weimarer Republik, das eine große Bandbreite aufwies – von politischen Vereinigungen bis zu Sportvereinen. Neben Freizeitgestaltung ging es hierbei immer auch um die Aushandlung von Identität und Zugehörigkeit.
Somit darf die „wilde Seite“ der 1920er Jahre nicht überbetont werden. Viele tradierte Rituale und vertraute Strukturen behielten ihre gesellschaftliche Relevanz. Auch das Fundament für die als typisch empfundenen künstlerischen Stilrichtungen des Expressionismus und der abstrakten Kunst war bereits vor dem Krieg gelegt; neben den neuen, radikaleren Ausprägungen standen somit bereits etablierte Künstler.
2020-11-25