"... und deutsches liest er nicht."

Porträt Anna Louisa Karsch geb. Dürbach

Die Dichterin Anna Louisa Karsch, geb. Dürbach, gesch. Hiersekorn (1722-1791) wuchs in Schlesien und Polen in teils ärmlichen Verhältnissen auf. Ein Onkel brachte ihr Lesen und Schreiben bei, so dass sie im Erwachsenenalter ihre Familie (die Kinder und auch den Mann, einen Trunkenbold) mit den Einkünften aus Gelegenheitsdichtungen über Wasser halten konnte. Regionale Bekanntheit erreichte sie mit panegyrischen (Kriegs-)Gesängen auf den polnischen König. Ihre Bekanntheit wuchs, als sie Gesänge auf den preußischen König Friedrich II. veröffentlichte. Adlige Gönner ermöglichten ihr Ende 1760, im vierten Jahr des Siebenjährigen Krieges, den Umzug nach Berlin und sorgten dafür, dass ihr zweiter Mann zu den Fahnen geschickt wurde. Rasch wurde Karsch wegen ihrer dichterischen Talents zur bestaunten Autorin in der preußischen Metropole und erhielt Zugang zu den literarischen Kreisen, obgleich sie nie ganz die Regeln der Schicklichkeit und der Etikette beherrschte. Auch gelang es ihr, immer wieder am preußischen Hof bei Ministern, weiteren Angestellten wie Hofdamen, aber auch bei Prinzen und Prinzessinnen vorgelassen zu werden. Ihre entsprechende Gelegenheitsdichtung fand große Aufmerksamkeit. Als der Hof vorübergehend kriegsbedingt nach Magdeburg ausgelagert war, siedelte auch Karsch in die Elbestadt über. Mit Anna Amalia, der Schwester Friedrichs II., traf sie öfter zusammen; zu einer von der Prinzessin komponierten Kantate stammte das Rezitativ von Karsch. Die Begeisterung für den preußischen König einte Karsch und Gleim. Unterschiedlicher Auffassung waren die Freunde in ihrer über Jahrzehnte währenden freundschaftlichen Verbindung, wer den Hof und in welcher Weise um Hilfe für deutsche Dichter bitten dürfe. Durch Vermittlung von Quintus Icilius (Karl Theophil Guichard) wurde Anna Louisa Karsch am 11. August 1763 (über zwanzig Jahre vor Gleim) in Potsdam bei Friedrich II. eine Audienz gewährt. Karsch war von der Begegnung, deren vermeintlichen Wortlaut sie auch zu Papier brachte, begeistert und ging im Nachhinein davon aus, dass der König ihr ein Haus in Charlottenburg, ein jährliche Pension über 200 Taler und Freiholz versprochen habe. Wiederholt erinnerte sie bei Hofe an das königliche Versprechen. Erst der Nachfolger Friedrich Wilhelm II. ließ der Dichterin im Dezember 1786 verkünden, dass er ihr ein Haus am Hackeschen Markt in Berlin bauen lassen wolle, das Anna Louisa Karsch – bereits kränklich – im April 1789 voreilig (bevor es trocken war) bezog. Sie starb knapp zwei Jahre darauf. (Ute Pott)

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

69 x 54 cm (mit Rahmen 72,5 x 54,3 cm)

Was depicted (Actor) ...

... Who:

Painted ...

... Who:

... When:1791

Literature ...

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt
  • Körte, Wilhelm (1811): Johann Wilhelm Ludwig Gleims Leben. Aus seinen Briefen und Schriften. Halberstadt
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt]
  • Lacher, Reimar F. (Hg.) (2010): Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung. Halle
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, .... Halberstadt
  • Niemann, Ludwig Ferdinand (1824): Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben. Halberstadt
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig
  • Ute Pott (2017): Das Bildnis der Dichterin Anna Louisa Karsch von Karl Christian Kehrer. Berlin