"... und deutsches liest er nicht."

De la Littérature Allemande; des Defauts Qu’on peut lui reprocher; quelles en sont les Causes; et par quels Moyens on peut les corriger.

Im Prinzip war die Schrift "De la Littérature Allemande" aus der Feder Friedrichs II. ein Kulturentwicklungskonzept. Der vollständige Titel des 1780 erschienenen, auf Französisch verfassten Traktats bringt dies deutlich zum Ausdruck: "Über die deutsche Litteratur, die Mängel die man ihr vorwerfen kann, die Ursachen derselben und die Mittel sie zu verbessern", wie die deutsche Übersetzung betitelt ist. Der Ansatz zeigt die Reichweite von Friedrichs landesväterlichen Bestrebungen, die nach der Konsolidierung des Landes Bemühungen um eine kulturelle Prosperität zu unternehmen sucht, die in der Schrift als Aufgabe des Staates verstanden wird. Die literarische Öffentlichkeit indes empfand die Schrift als Affront und wurde aufgestachelt, auch wenn die fast feindselig ablehnende Haltung gegenüber der deutschen Dichtung, die hier niedergelegt war, längst bekannt war.
Schon lange hatte der König gerade in seiner Geringschätzung der deutschen Literatur immer wieder entschiedensten Widerspruch erfahren. Diesen in dem Traktat schlicht ignoriert zu haben, dies ist ebenso befremdlich wie in einigen Zügen der Argumentationsgang. So zeugen die geradezu naiven Vorschläge zu einer künstlichen linguistischen Entwicklungsbeschleunigung von einem gründlichen Missverstehen der Evolution der Sprache. Auch kommt der Autor recht willkürlich vom schlechten Beispiel zu einer Verallgemeinerung. Goethe hat in einem solchen Zusammenhang das Wort "unrektifizierlich" gebraucht, auch wurde die "herrscherliche Attitüde" der Schrift gerügt (Friedrich II., König von Preußen, und die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts. Texte und Dokumente. Hg. v. Horst Steinmetz, Stuttgart 1985, S. 145, 350).
Es ist oft bemerkt worden, dass die Schrift im Wesentlichen bereits um die Mitte des Jahrhunderts entstanden war, also rund drei Jahrzehnte vor ihrer Veröffentlichung. Sie weist auffällige Analogien zu Johann Joachim Winckelmanns "Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst" (1755) auf. So stimmen beide Autoren im grundsätzlichen Befund der Rückständigkeit überein - hier von Sprache und Literatur, dort der Künste - wie auch in den Vorschlägen zur Überwindung des Barock und zur Weiterentwicklung durch die Nachahmung der Antike.
Das Kardinalproblem der Schrift ist wohl ihr Anachronismus. Die Grundannahme der Rückständigkeit hatte zur Zeit ihrer Entstehung gewiss weit mehr Berechtigung als im Jahr ihres Erscheinens. Die literarische Entwicklung der zwischenliegenden Jahrzehnte scheint der Autor nicht wahrgenommen zu haben.

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Druck

Measurements ...

8°, 80 S.

Published ...

... Who:

... When:1780

... Where:Berlin 

Copied (by hand) ...

... Who:

... When:1780

... Where:Berlin 

[Relationship to location] ...

Prussia 

Literature ...

  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen