"Krieg ist mein Lied"

Porträt Ewald Christian von Kleist

Ewald Christian von Kleist wurde in dem vorliegenden Bildnis von Gottfried Hempel für den gemeinsamen Freund Gleim nicht in seiner Eigenschaft als Offizier und auch nicht in seinem Rang als Adeliger, sondern in seiner Dichternatur porträtiert. Der Spross einer alten pommerschen Adelsfamilie trat nach seinem Studium der Rechte in Königsberg in die dänische Armee ein und machte hier zügig Karriere. Nach dem Regierungsantritt Friedrichs II. und dessen Aufruf an alle preußischen Offiziere in fremden Diensten kehrte Kleist zurück und trat in das in Potsdam in Garnison liegende Regiment des Prinzen Heinrich ein, ein neu gegründetes Eliteregiment. Mit diesem machte er die Feldzüge des Zweiten Schlesischen Krieges 1744/45 mit. Im Lager vor Prag erfreute er sich einige Zeit der Gesellschaft seines Busenfreundes Gleim, der sich dort als Schreiber des Prinzen Wilhelm von Brandenburg-Schwedt aufhielt, bis er die Leiche seines Herrn nach Berlin zurückzubegleiten hatte. Nach elf Friedensjahren, am 28. August 1756, zog Kleist abermals mit seinem Regiment ins Feld, voll der Siegeszuversicht und begierig, Ehre zu verdienen. Kleists Feldbriefe an Gleim enthalten nicht nur detaillierte Nachrichten von der Belagerung der sächsischen Armee bei Pirna und den kleineren Scharmützeln, an denen er selbst beteiligt war, sondern stets auch umfassende Beschreibungen der großen Schlachten, von denen auch er stets nur durch Mittelsmänner, Kuriere der beteiligten Feldherren beziehungsweise des Königs oder Offiziere, mit denen er gesprochen hatte, unterrichtet war. Die eingehenden Darstellungen, die Gleim von Kleist zu Beginn des Krieges erhielt und die ihm einen Wissensvorsprung vor allen seinen Korrespondenten und Gesprächspartnern verschafften, brachten Gleim auf den Gedanken, das Thema schriftstellerisch zu behandeln. Zunächst hatte er im Sinn, die Geschichte des Krieges oder auch nur der Feldzüge des Jahres 1756 zu verfassen. Kleists enthusiastische Schilderungen des Königs dürften Gleims Verehrung Friedrichs weiter angefacht haben. Kleist war häufig in Fühlung mit dem Feind und auch an kleineren Scharmützeln beteiligt, nicht aber an einer Operation unter dem Kommando des Königs. Zeitweise war er auch während des Krieges in Garnison beziehungsweise hatte in Leipzig ein Lazarett zu leiten. Beständig verzehrte er sich nach der Gelegenheit zum Kampf für seinen König, die er unbedingt nutzen wollte, Ehre zu erlangen und damit auch eine längst überfällige Beförderung zu erreichen. Die erste große Schlacht, die er mitfocht, war zugleich seine letzte, die Schlacht bei Kunersdorf, die mit der verheerendsten Niederlage im militärischen Wirken Friedrichs II. endete. Dass die preußische Monarchie danach dennoch fortbestand, konnte sich der König selbst nicht anders denn als „Mirakel“ erklären. Kleist erlag den Wunden, die er sich bei seinem draufgängerischen Einsatz in der Schlacht zugezogen hatte. Für Gleim war der geliebte Freund Kleist gleichsam der zweite Protagonist des Krieges neben seinem Helden Friedrich. Diese beiden sind auch die Fluchtpunkte von Gleims Hoffen und Bangen „Gott erhalte nur unsern großen Friederich und meinen liebsten Kleist! So lautet mein tägliches Gebet.“ (Kleist’s Werke Bd 3, S. 150). Ebenso wie das Gedenken an Friedrich, fasste Gleim auch die Erinnerung an Kleist noch in seinen späten Lebensjahren immer wieder in Verse. Gleim hatte Kleist 1743 kennengelernt, wo dieser seine Aufgabe als Hauslehrer versah und jener in Garnison lag. Gleim war es, der Kleist ermutigte, sein dichterisches Talent zu verwirklichen. Wenige Jahre darauf machte er sich mit dem Epos „Der Frühling“ einen Namen in der literarischen Welt. Mit seiner Ode „An die preußische Armee“ trat er auch als patriotischer Dichter hervor.

(Object from: GLEIMHAUS Museum der deutschen Aufklärung Original entry)

Material /Technique ...

Öl auf Leinwand

Measurements ...

48,8 x 38,8 cm (mit Rahmen 51,4 x 42,5 cm)

Was depicted (Actor) ...

... Who:

Painted ...

... Who:

... When:1749-1751

Literature ...

  • Becker, Carl (1911): Der Freundschaftstempel im Gleimhause zu Halberstadt. Halberstadt
  • Becker, Carl (1963): Die Bildnisse im Gleimhaus. Halberstadt
  • Jaenicke, Eduard (1865): Inventarium der zum Canonicus-Gleim’schen Nachlasse gehörigen Bücher, Handschriften, Gemälde und Kupferstiche (handschriftlich). Halberstadt
  • Körte, Wilhelm (1811): Johann Wilhelm Ludwig Gleims Leben. Aus seinen Briefen und Schriften. Halberstadt
  • Körte, Wilhelm ([1810/20]): Inventarium der zum Canonicus-Gleimschen-Nachlaße gehörigen Bücher und Handschriften, Kupferstiche und Gemälde. Angefertigt durch Dr. Wilhelm Körte, damit darnach ein wißenschaftlich geordnetes Verzeichniß demnächst angefertigt werden könne. [Halberstadt]
  • Lacher, Reimar F. (2011): "Ein Maler u bel esprit". Zu Leben und Werk Gottfried Hempels. In: Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Spurensuche in Museen und Archiven Sachsen-Anhalts. Hg. v. Katrin Dziekan, Ingo Pfeifer und Ute Pott. Halle 2011
  • Lacher, Reimar F. (2017): "Friedrich, unser Held" - Gleim und sein König. Göttingen
  • Lacher, Reimar F. (Hg.) (2010): Von Mensch zu Mensch. Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung. Halle
  • Nachlassinventar (1803): Inventarium des Nachlasses des am 18ten Februar 1803 zu Halberstadt verstorbenen Canonicus und Dom-Secretair Johann Wilhelm Ludwig Gleim, .... Halberstadt
  • Niemann, Ludwig Ferdinand (1824): Die Stadt Halberstadt und die Umgebung derselben. Halberstadt
  • Scholke, Horst (2000): Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Bestandskatalog. Bearb. v. Horst Scholke mit einem Essay von Wolfgang Adam. Leipzig