30 Jahre Kurt Tucholsky Literaturmuseum - Ein Streifzug durchs Museum (27.4.1991 – 27.4.2021)

Einleitung

Als am 27. April 1991 die Kurt Tucholsky Gedenkstätte mit einer Ausstellung des Potsdamer Malers Wolfgang Wegener ihre Pforten öffnete, war ringsherum noch fast alles im Umbruch. Das Diabetiker-Sanatorium „Helmut Lehmann“, das seit 1953 im Schloss residierte, hatte im Juni 1990 die Räume der heutigen Galerie im Erdgeschoss des Nordflügels freigezogen, so dass eine umfassende Restaurierung beginnen konnte. Im März 1991 war endlich das ganze Schloss geräumt. Bei laufendem Besucherverkehr wurde im Juni 1991 die Sanatoriumsküche aus den Räumen der heutigen Dauerausstellung herausgebrochen und im November mit der Sanierung begonnen. Der Sammelbestand zu Tucholsky, der im Januar 1989 vom Heimatmuseum Neuruppin übernommen worden war, umfasste 107 Inventarnummern.

Die Archive des Museums mit den Sammlungsschwerpunkten Tucholsky, Weltbühne, Publizistik der Weimarer Republik, einer Kunstsammlung, Beständen zu Theodor Fontane, Armin T. Wegner, Erich Arendt und stadtgeschichtlichen Dokumenten umfassen heute über 10.000 Objekte. Dies rechtfertigte übrigens auch 2004 die Umbenennung von „Gedenkstätte“ zu „Literaturmuseum“. Im gleichen Jahr wurde es vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien als „Kultureller Gedächtnisort mit nationaler Bedeutung“ zertifiziert.

Wie alles begann

Bis zum März 1991 dienten die Räume des Museums, in denen eigentlich im Januar 1990 der 100. Geburtstag des Dichters begangen werden sollte, als Sanatoriumsküche. Erst im März 1991 zog das Sanatorium aus.  Am 27. April 1991 wurde in einem Teil der Räume (den Galerieräumen) die erste Ausstellung des Museums eröffnet. Allerdings mit einer Kunstausstellung, nicht mit Tucholsky - was später für Turbulenzen sorgen sollte... Es entwickelte sich, trotz manchem Gegenwind und Irritationen, eine aufregende Geschichte. Die virtuelle Ausstellung zeigt, wie es war und was es wurde.

Sanatoriumsküche 1991 (Kurt Tucholsky Literaturmuseum, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Protokoll

Protokoll Stadtverordnetenversammlung Rheinsberg vom 5. Januar 1989 (KTL, CC BY-NC-SA)

 Ein folgenschwerer Beschluss
Am 5. Januar 1989 fassten die Rheinsberger Stadtverordneten einen folgenschweren Beschluss... Zwar zunächst nur auf dem Papier, aber er blieb nicht ohne Wirkungen. Hier das Protokoll der Stadtverordnetenversammlung Rheinsberg vom 5. Januar 1989, auf der beschlossen wurde, eine "Kurt Tucholsky Gedenkstätte" im Schloss Rheinsberg zu errichten. Diese sollte ein Jahr später, zum 100. Geburtstag am 9.1.1990 eröffnet werden. Das Problem war nur, dass das Schloss der Stadt gar nicht gehörte, und das Sanatorium nicht daran dachte, die Räume frei zu geben.

30 Jahre - Die Zeit

"Es verwahrt sich eben doch viel leichter..."
Am 1. November 1991 erschien in der "ZEIT" ein polemischer Artikel, der sich mit dem nur langsamen Vorankommen der Gedenkstätte auseinandersetzte. Das Museum war zwar am 27. April 1991 eröffnet worden, von Tucholsky aber war noch nichts zu sehen. Der Autor mutmaßte, dass hier unter einer „Briefkastenfirma“ Tucholsky-Gelder „klammheimlich“ zur Sanierung des Schlosses umgewidmet würden. In Rheinsberg war man unerfahren mit dieser Art „negativer Presse“ und sorgte sich, mit Recht, um das ganze Projekt. Jetzt war Eile geboten – doch der Zufall half. In Rheinsbergs westfälischer Partnerstadt Ascheberg hatte der Tucholsky-Forscher und Biograf Richard von Soldenhoff eine fertige Ausstellung im Keller (die er 1985 in Wien gezeigt hatte). Rasch wurde nun die ehemalige Schlossküche geräumt und saniert, und am 5. Juni 1992 konnte Tucholsky ins Schloss einziehen – wenn auch zunächst mit einer geliehenen, befristeten Ausstellung.

Die ZEIT 1. November 1991

30 Jahre - Neuschnee

Neuschnee
Am 30. Oktober 1993 eröffnete endlich die erste eigene Dauerausstellung zu Kurt Tucholsky. Ihr Titel "Und es gibt keinen Neuschnee" war bewusst gewählt. Er verdeutlichte ihren Anspruch, nach den Jahren der Aufregung und des Kampfes nun mit Tucholsky in eine sachlichere, aber auch zukunftsfähige und nachhaltige Auseinandersetzung zu kommen. Zum Profil gehörte von Anfang an der Blick in die literarische Gegenwart: etwa monatliche Autorenlesungen und ab 1995 zwei Stadtschreiber pro Jahr.

Links: Blick in die neue Ausstellung 1993, rechts: Lesung im Museum (KTL, CC BY-NC-SA)

Museumsobjekte

Rheinsberg ein Bilderbuch für Verliebte. Ausgaben aus 100 Jahren - und das ist nur eine Auswahl:

 

30 Jahre - Schenkungen

Geschenkt ist geschenkt
Die erste Schenkung an das Museum erhielt es lang bevor es gegründet wurde: 1979 von Mary Gerold-Tucholsky für die erste Ausstellung in Rheinsberg. Seither haben uns immer wieder bedeutende Schenkungen erreicht: ein Tischchen, an dem Tucholsky 1933 bei Hedwig Müller in Zürich saß; wertvolle Autographen ...

Tisch und Autographen (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Geschenkt 2

... zwei Sessel und eine Lampe aus der Wohnung von Kurt und Mary Tucholsky; das Schlüsselbrett aus dem Hotel "Fürstenhof" in Rheinsberg, in dem "Claire und Wölfchen" 1911 Quartier nahmen; und immer wieder seltene Zeitschriften mit Erstdrucken.

Lampe, Schlüsselbrett und "Ulk" Wochenbeilage des Berliner Tageblatts von 1919 (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre Luxusausgabe

"Geistige Gründungsurkunde des Museums"
Diese Ausgabe des Buches "Rheinsberg" widmete Tucholsky handschriftlich am 10. März 1913 seiner Freundin und späteren ersten Ehefrau Else Weil, genannt "Claire Pimbusch". Das Buch mit weißem Ledereinband und goldener Prägung liegt in einer Schachtel aus dunkelviolettem Textil, ebenfalls mit goldener Prägung "C.P." (Claire Pimbusch). Auf der dritten Seite trug Tucholsky ein, dass dies das 1. Exemplar der auf 30 Exemplare beschränkten Sonderausgabe sei. "Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte" von Kurt Tucholsky mit Illustrationen von Kurt Szafranski erschien im Jahr 1912 bei dem Verlag "Axel Juncker" in Berlin. Tucholsky verarbeitete in diesem Buch einen Wochenendausflug mit Else Weil. Das Buch wurde ein großer Erfolg und begründete seinen Ruhm als Schriftsteller. 2009 kauften wir dieses einmalige Exemplar mit seinem ganzseitigen Widmungsgedicht als "geistige Gründungsurkunde des Museums" von einem Münchner Antiquar.

"Rheinsberg" Luxusausgabe Nr. 1 mit Widmung an Else Weil (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Federhalter

Tucholskys Federhalter (KTL, CC BY-NC-SA)

Liebesbriefe per Schreibmaschine
Handschriften von Kurt Tucholsky sind sehr selten, weil er fast alles mit der Schreibmaschine schrieb - selbst Liebesbriefe an seine Freundinnen und Frauen. Oft ist nur die Unterschrift handschriftlich. Die im Nachlass von Kurt Tucholsky erhaltene Schreibfeder trägt die Prägung LY 7 Diese Prägung verweist auf den Hersteller Heintze & Blanckertz, damals mit Firmensitz in Oranienburg bei Berlin. Unsere Recherche ergab, dass die Firma bei Kriegsende ausgebombt, nach dem Krieg in Westberlin neugegründet wurde und inzwischen in Werheim in Hessen ansässig ist.

30 Jahre - Handschriften

"Wenn Sie wirklich lieben können..."
Handschriften sind immer die Höhepunkte von musealen Sammlungen. Wir verfügen mittlerweile über mehr als 40 der sehr seltenen Autographen von Kurt Tucholsky. Darunter sind z.B. die beschriftete Streichholzschachtel von 1923, in der er seiner Freundin Mary heimlich einen Ring sandte, manchmal auch minimal, wie das selbst eingeklebte und beschriftete Foto in seinem Buch "Der Zeitsparer" von 1914 ...

Streichholzschachtel für Mary Gerold (1923), Buch mit Foto (1923), (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Handschriften 2

... sowie Widmungsexemplare seiner und fremder Bücher an Else Weil ("der blauen Blume") oder Hedwig Müller oder an den Schauspieler Willi Schäffers.

Links: Widmung für Willi Schaeffers (1926), rechts: Widmung an Else Weil (1919), (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Taschenlampe

Tucholskys Taschenlampe (KTL, CC BY-NC-SA)

Licht im Dunkel
Seit 1929 hatte sich Kurt Tucholsky in der Nähe von Göteborg in Schweden eine Villa gemietet, da er nicht mehr nach Deutschland zurückkehren wollte. Nach Auskunft von Tucholskys schwedischer Freundin Gertrude Meyer lag diese Taschenlampe immer an Tucholskys Bett, falls er nachts aufstehen musste. Die Firma „Daimon“ des Berliner Erfinders und Unternehmers Paul Schmidt hatte seit etwa 1900 das Patent für die sogenannte Trockenbatterie und die Taschenlampe angemeldet und stellte diese als erste in Massenproduktion her. 2018 konnten wir die Taschenlampe aus dem Nachlass der Tucholsky-Forscherin Beate Schmeichel-Falkenberg (1926 – 2017) erwerben.

PS: Die Lampe funktioniert noch!

30 Jahre - Matthias

Postkarte von Lisa Matthias (KTL, CC BY-NC-SA)

Lisa Matthias
Zur Sammlung des Museums gehören auch Bestände aus dem Umfeld von Kurt Tucholsky, die uns als Schenkung oder Nachlass erreichen. Neben den Briefen von Tucholskys "Lottchen" Lisa Matthias verfügen wir auch über umfangreiche Korrespondenzen von Mary Gerold-Tucholsky, der Erbin und Gründerin des Tucholsky-Archivs. Die Briefe von Lisa Matthias von 1963 an den Schweizer Publizisten Peter Garoni drehen sich um den Skandal, den ihr Buch "Ich war Tucholskys Lottchen" ausgelöst hatte. Das Buch hatte Mary Gerold und viele Rezensenten wegen "Indiskretion" verärgert, Garoni war einer der wenigen, die es positiv besprochen hatten.

30 Jahre - Dauerleihgabe

Briefe aus dem Exil
Der Schreibtisch und der Stuhl sind die auffälligsten Exponate unseres Museums. Beide gehörten Kurt Tucholsky, sie standen in seiner Villa „Nedsjölund“ in Hindås, Schweden. Tucholskys Schaffensphase kann auf nur 20 Jahre, zwischen 1912 und 1932, datiert werden. Bereits ein halbes Jahr vor der Machtübernahme der Nazis legte er aus Verzweiflung über die politische Situation seinen geliebten gespitzten Bleistift beiseite und veröffentlichte keine einzige Zeile mehr. Die Briefe, die er an diesem Schreibtisch schrieb, blieben sein einziges Ausdrucksmittel. Es sind „Briefe aus dem Schweigen“, Briefe aus dem schwedischen Exil, die er an seine Schweizer Freundin „Nuuna“ schrieb und von nun an unterzeichnete mit: „ein aufgehörter Deutscher“ und „ein aufgehörter Schriftsteller“. In den 1980er Jahren wurde Tucholskys schwedischer Nachlass nach Berlin überführt. Dort kam er ins Archiv der Akademie der Künste, die ihn 2004 unserem Museum als Dauerleihgaben übergab.

Schreibtisch und Koffer in der Ausstellung (KTL, CC BY-NC-SA)

 

Juden in Rheinsberg

Seit 2002 erforschten wir die Geschichte der Rheinsberger Juden. Unsere Recherchen führten uns durch etliche Archive in Neuruppin, Potsdam, Berlin und ganz Deutschland. Zudem befragten wir Zeitzeugen. 2005 stellten wir die Ergebnisse in einem Buch vor: "Juden in Rheinsberg. Eine Spurensuche". Erst viele Jahre später, im Coronajahr 2020, konnten wir die Ergebniss auch im öffentlichen Raum darstellen. Im Mai und im Oktober verlegten wir an fünf Stellen im Stadtkern von Rheinsberg insgesamt 13 Stolpersteine.

 

Links: Museumsleiter Dr. Peter Böthig bei der Verlegung eines Stolperstein (2020), rechts: Stolperstein für Ida Hirschfeld in Rheinsberg (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Else Weil

Ermordet in Auschwitz
Else Weil war die erste Ehefrau von Kurt Tucholsky und inspirierte ihn für die Figur der Claire in seinem Werk "Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte." Sie wurde 1889 in Berlin geboren, studierte als eine der ersten Frauen in Preußen Medizin in Berlin und reiste 1911 mit ihrem Freund Kurt Tucholsky nach Rheinsberg. 1918 zum Dr. med. promoviert, arbeitete sie als Ärztin. 1933 verlor sie als Jüdin die Kassenzulassung, emigrierte 1939 nach Frankreich und wurde an die deutschen Besatzer ausgeliefert. Sie starb im September 1942 im Vernichtungslager Auschwitz.

Else Weil ca. 1908 (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Else Weil 2

Seit 1997 haben wir ihr Leben recherchiert, 2010 widmeten wir ihr eine umfassende Ausstellung: "Fragmente eines deutsch-jüdischen Lebenswegs". 2019 erhielten wir als Schenkung den Nachlass ihrer Nichte Gabriele Weil aus London (1930 - 2019) mit über 350, zum Teil einzigartigen Dokumenten zum Leben von Else Weil.

Links: Dissertaion von Else Weil, mitte: Hochzeitsfoto der Eltern Siegmund und Franziska Weil (1888), rechts: Bürgerbrief des Urgroßvater Salomon Reis Krautheim (Prenzlau 1824), (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Wegner/Landau

Protest gegen Judenverfolgung
Der expressionistische Dichter und Reiseschriftsteller Armin T. Wegner und die Dichterin Lola Landau heirateten am 9. November 1920 im Rheinsberger Rathaus. Das Original der Heiratsurkunde liegt im Standesamt Rheinsberg. Von 1920 an lebten sie etwa 10 Jahre im nahen Neuglobsow. Wegner, der den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1916 miterlebt hatte und anklagte, protestierte im April 1933 gegen die einsetzende Judenverfolgung der Nazis. Beide überlebten im Exil in Italien und Palästina. 1999 zeigten wir eine umfassende Ausstellung und regten die Gründung der "Armin T. Wegner Gesellschaft" an.

Doppelportrait Armin T. Wegner und Lola Landau (KTL, CC BY-NC-SA)

Mehr als Tucholsky

Dies ist das Titelblatt der 4. Ausgabe des 9. Jahrgangs der "Illustrirten Frauen-Zeitung" vom 13. Februar 1882, ein Unterhaltungsmagazin für Frauen mit dem Untertitel "Ausgabe der `Modenwelt` mit Unterhaltungsblatt". Auf der Titelseite ist ein Porträt Theodor Fontanes sowie die Unterschrift des Schriftstellers abgebildet. Zu unserer Sammlung gehören drei handschriftliche Briefe Fontanes an den Magistrat der Stadt Rheinsberg von 1883 und zwei Erstdrucke von Werken Theodor Fontanes. Tucholsky war zeitlebens ein begeisterter Leser Fontanes.

Illustrierte Frauen-Zeitung (13.2 1882)

30 Jahre - Arendt

Erich Arendt
Der Dichter Erich Arendt wurde 1903 in Neuruppin geboren. Zu seinem 100. Geburtstag zeigten wir 2003 eine große Ausstellung mit zahlreichen Leihgaben und unbekannten Dokumenten. Die Ausstellung wurde später im Peter Huchel Haus Wilhelmshorst, in der Akademie der Künste Berlin, im Literaturhaus Berlin Fasanenstraße, im Museum Neuruppin, im Stadt- und Regionalmuseum Bautzen und im Hans Fallada Museum Carwitz gezeigt.

Erich Arendt in Berlin (um 1980),

30 Jahre - AWegener

Alfred Wegener
Alfred Wegener (1880 - 1930) gilt als der universalste Geowissenschaftler seit Alexander von Humboldt. Er beschäftigte sich z.B. mit den Höhenwinden („Jet Stream“) über dem Atlantik ebenso wie mit den „Klimaten der geologischen Vorzeit“ – also dem natürlichen Klimawandel und mit seiner Idee des Kontinentaldrifts. Er beschrieb die Entstehung der Mondkrater und der Fata Morgana und führte das Konzept der Turbulenz in die Meteorologie ein. Seine Weltgeltung als Geophysiker beruht auf seinem Buch »Die Entstehung der Kontinente und Ozeane« (1915), in dem er die Theorie der Plattentektonik begründete.

Das letzte Foto von Alfred Wegener (links), Grönland, Station Eismitte (November 1930), (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Wegener 2

Die Reise auf einem Frachtschiff über den Atlantik 1922 diente der Erforschung des Jet Stream. Mit eingeklebten Fotos und lustigen Versen hat er sie für seine Kinder aufgezeichnet. Wegener starb im November 1930 bei seiner großen Expedition in Grönland. Das Album wurde uns 2010 von Wegeners Enkel, Peter Harrer, geschenkt. Seit 2009 betreuen wir auch das kleine, von uns wiedereingerichtete Alfred Wegener Museum in Zechlinerhütte.

Illustrierter Reisebericht (1922), (KTL, CC BY-NC-SA)

Es geht voran!

Die Eröffnung der Gedenkstätte geschah am 27. April 1991 mit einer Ausstellung des Potsdamer Malers Wolfgang Wegener. Seither, also in dreißig Jahren, zeigte die Galerie bis heute 153 Ausstellungen zeitgenössischer Künstler. Darunter Werke so großartiger Künstler wie Wieland Förster, Cornelia Schleime, Angela Hampel, Thomas Florschuetz oder Ralf Hentrich. Neben Künstlern aus Deutschland zeigten wir Künstler aus China, Spanien, Frankreich, Argentinien, Italien, Syrien, Schweiz und Österreich.

Sei dennoch unverzagt. Angela Hampel (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Kunstsammlung

Kurt Tucholsky, Christian Mischke (KTL)

Die Kunstsammlung
Immer wieder hat Kurt Tucholsky als Autor und mit seinen Texten Bildende Künstler zur Auseinandersetzung angeregt. Unsere Kunstsammlung umfasst einen Bestand von über 250 Werken von Künstlern mit Bezug auf Kurt Tucholsky, wie Emil Stumpp (1927), Dieter Goltzsche (o.J.), Uwe Müller-Fabian (1996), Christian Mischke (2016), Marko Petsch (1995), Tony Torrilhon (1999) oder Armin Müller-Stahl (2008).

30 Jahre - Hörführung

Hörbares
Seit 2009 bieten wir den Besuchern einen Audioguide durch das Museum. Sprecher sind die Schauspielerin Nicole Kleine und unser ehemaliger Stadtschreiber Wiglaf Droste (1961-2019). Seit Ende 2020 gibt es auch eine MuseumsApp für das Kurt Tucholsky Literaturmuseum. Die App basiert auf unseren Audioguides, ist aber mit weiteren Abbildungen der Exponate erweitert. Sie ist in deutscher und in englischer Sprache verfügbar (Übersetzung Mitch Cohen). Eine zweite MuseumApp haben wir für das Alfred Wegener Museum in Zechlinerhütte entwickelt und online gestellt. Eingesprochen wurde diese App von dem Schauspieler und Regisseur Frank Matthus. Beide Apps sind als WebApps entwickelt – man muss also zu ihrer Nutzung keinerlei Programme installieren und sich nirgendwo anmelden oder registrieren. Beide Apps sind auf den Homepages der Museen verlinkt oder mittels eines QR-Codes aufrufbar.

Nicole Kleine und Wiglaf Droste (KTL, CC BY-NC-SA)

30 Jahre - Schaufenster

23. Archivschaufenster im Museum (KTL, CC BY-NC-SA)

Archivschaufenster
Seit 2012 zeigen wir in einem Nebenraum des Museums wechselnde kleine Ausstellungen, die wir "Archivschaufenster" nennen. Hier präsentieren wir Ausschnitte aus unseren Sammlungen, Neuzugänge oder kleinere thematische Ausstellungen. Themen waren z.B. die Bücherverbrennung, Juden in Rheinsberg, Vertonungen von Tucholsky-Texten, die Zeitschrift "Simpicissimus" oder auch Projekte mit Schülern.

30 Jahre - Invest

Invest-Ost
Auch vor größeren Umbauten bleibt ein Museum nicht verschont. Im November 2014 erhielten wir eine großzügige Förderung zur Erneuerung unserer Archiv-Infrastruktur – umzusetzen bis zum Jahresende… Im Februar 2015 war es vollbracht: der Umbau von insgesamt acht Räumen schuf eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowohl im Archivbereich als auch Servicebereich des Museums, deutlich verbesserte Präsentationsmöglichkeiten für unsere Bibliothek, Archive und Depots und einen Zuwachs an Bibliotheks- und Archiv-Regalmetern um das ca. 2,5fache. Als nach ca. einem Jahr alle Archivalien wieder – oder erstmals – sachgerecht eingestellt worden waren, hatten sich unsere Arbeitsbedingungen und Leistungsfähigkeit sowohl als museale Forschungseinrichtung als auch als Dienstleister für unsere Besucher deutlich verbessert.

 Archiv 1b (KTL, CC BY-NC-SA)

Und sonst noch... ?

Im Jahr 2015 erforschten Schüler und Schülerinnen das Leben von Kurt Tucholsky in ihrem Fach "Seminarkurs". In Kooperation mit dem Museum erstellten sie schließlich ihre Version seines Lebens als kurzen Spielfilm.

 

30 Jahre - Devotionalien

Devotionalien
Eine Buchhülle mit einem Tucholsky-Zitat - macht jedes Buch zu einem Tucholsky-Buch; ein Portrait auf Briefmarken aus der DDR, der BRD und Schweden; eine Sonderedition des "Rheinsberg"-Buches auf einem Silbertablett serviert; eine Keramikplakette oder ein Tischkalender.

30 Jahre - Nicht geschafft

Nicht geschafft...
Dinge aus dem Archiv, die es wohl nie in die Ausstellung schaffen werden: die Türglocke aus Kurt Tucholskys schwedischem Nachlaß; originale Kinderfotos von Tucholskys Bruder Fritz (1896 – 1936); Korrespondenz von Mary Tucholsky; ein Foto, das Kurt Tucholsky 1919 als Diphterie-Patient im Krankenhaus Berlin-Friedrichshain zeigt (aber leider zu dunkel ist); der Fahrplan des InterRegio „Kurt Tucholsky“ von Berlin-Lichtenberg (13:25 Uhr) nach Malmö (22:30 Uhr) oder die Handschuhe von Tucholskys Schwester Ellen (1897 – 1982).

PS: Trotzdem gehören sie natürlich ins Archiv!

30 Jahre - Archivalien

Archivalien, die keine (mehr) sind...
Im Laufe der Zeit kommen auch Dinge ins Museum, deren Bedeutung irgendwann keiner mehr kennt oder die einfach "aus der Zeit gefallen" sind. Bei uns sind es ein Fotoalbum aus dem Nachlaß von Michael Hepp, von dem wir nicht wissen, wem es gehörte und wer es anlegte; ein Zitat ohne Quelle; eine Dia-Show mit Tonband-Begleitung; alte ZIP-Speicher, Tonkassetten und Disketten; VCR- und VHS-Videos und ein Zettelkasten.

30 Jahre - Preußen

"Hier soll Preußen schön sein."
Kurz vor Weihnachten 2019 erschien das Buch: „Hier soll Preußen schön sein. Fünfzig Stadtschreiber zu Rheinsberg erfinden eine poetische Provinz“.

„Die Rheinsberger sind freundlich. Sie grüßen und erzählen einem was. Nur wenn man antwortet, fahren sie wortlos in ihren Rollatoren davon“ – so fasst der Berliner Lesebühnen-Autor Ahne seine Erfahrungen als Rheinsberger Stadtschreiber zusammen. Ähnlich, oder auch ganz anders, haben fünfzig Autorinnen und Autoren die Stadt und die brandenburgische Provinz erfahren, reflektiert und literarisiert. Zwei Autoren pro Jahr nahmen seit 1995 für jeweils fünf Monate in der Stadtschreiberwohnung Quartier. Die literarischen Ergebnisse ihres Aufenthalts erscheinen jeweils in einem eigenen Bogendruck – die in dem Buch versammelten Texte sind überwiegend Auszüge aus diesen Drucken. Barbara Köhler, Wolfgang Hilbig, Bert Papenfuß, Katja Lange-Müller, Uwe Kolbe, Wiglaf Droste, Marion Poschmann, Volker Braun, Peggy Mädler, Thomas Rosenlöcher, Kathrin Schmidt, Jan Faktor und 38 weitere – Rheinsberg ist richtig Provinz, dünn besiedelt, viel Landschaft, wenig los, und erlaubt eben deshalb die Konzentration auf die eigene Sprache und eine Tiefenschärfe, die aus der Überschaubarkeit kommt.

Impressum

Stadt Rheinsberg
Kurt Tucholsky Literaturmuseum
Schloß 1 / Marstall
16831 Rheinsberg
Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV
Museumsleiter Dr. Peter Böthig

Die Ausstellung wird gehostet bei www.museum-digital.de.