Das Tier und Wir. Über ein widersprüchliches Verhältnis

Prolog

Nie standen uns Haustiere näher, sei es als Begleiter im tristen (Corona-)Alltag oder als Gefährten in der Krise. 2019 lebten über 10 Millionen Hunde und etwa 14,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten. Zugleich ist der Preis für Rind- und Schweinefleisch auf einem Rekordtief. 2019 wurden in Deutschland rund 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf verzehrt. Um diesen hohen Bedarf an günstigem Fleisch zu decken, müssen Tiere in Massen gehalten und geschlachtet werden. Wir leben hier mit einem Widerspruch. Er wird offensichtlich, wenn man sich der längst wissenschaftlich bewiesenen Intelligenz von Schweinen und deren komplexem Gefühlsempfinden bewusstwird, das ähnlich wie das der Hunde ist. Die Ambivalenz ist größer als je zuvor, neu ist sie aber nicht.

Die Ausstellung im Museum August Kestner Hannover spürt Widersprüchen des Mensch-Tierverhältnisses in der Kulturgeschichte nach und deckt sie auf an Objekten aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit. Es werden Denkanstöße im Hinblick auf verschiedene Themen gegeben wie die Haltung im Zoo, die Jagd und die Abwehr gefährlicher Tiere.

Plakat zur Ausstellung

1. Du bist göttlich

Furcht und Verehrung liegen meist nah beieinander. Heute werden Tiere von Menschen immer noch vergöttert, wobei sich manches verehrte Tier inzwischen vom angsteinflößenden Wild- zum verhätschelten Haustier gewandelt hat.

Der Respekt vor gefährlichen Tieren veranlasste die Alten Ägypter, sie als Repräsentanten göttlicher Mächte anzusehen. Berühmt sind die ägyptischen Darstellungen von Göttern als Menschen mit Tierköpfen, worüber sich Goethe amüsierte: "Nun soll am Nil ich mir gefallen, Hundsköpfige Götter heißen groß …".

Dabei war es Absicht der Ägypter, den Menschen mit den überlegenen Fähigkeiten der Tiere (fliegen, im Dunkeln sehen, schneller rennen) zu einem Super-Wesen zu kombinieren. Auch kann das Krokodil selbst, wenn es als Gott angebetet wird, wohl am besten die Menschen vor gefährlichen Krokodilen schützen.

 

1.1. Warum die Ägypter „hundsköpfige Götter“ anbeteten

Vielen, aber nicht allen ägyptischen Göttern wurden so genannte Heilige Tiere zugewiesen. Nicht immer ist diese Beiordnung so einleuchtend wie bei dem Totengott Anubis. Sein heiliges Tier war der Aas fressende Schakal, der am Rande der Wüste lebt, wo sich alle ägyptischen Friedhöfe befinden. An seinem Schakalkopf ist Anubis immer eindeutig erkennbar. Die Eindeutigkeit war ein Grund für die Ägypter, ihre Götter oft als Mischwesen darzustellen. In reiner Menschengestalt wäre keine ägyptische Gottheit sofort identifizierbar gewesen. Es gab drei Arten der ägyptischen Götterdarstellungen: Abbild der Gottheit als Tier, als Mensch mit Tierkopf oder – weitaus seltener – als Tier mit Menschenkopf, wie es zum Beispiel beim ägyptischen Sphinx der Fall ist.

Statue des Gottes Horus als Falken im ersten Hof seines Tempels in Edfu

 

1.1.1. Götter als Tiere oder mit Tierkopf

Im pharaonischen Ägypten konnten Gottheiten als Menschen oder als Tiere abgebildet werden. Um die menschlich dargestellte Gottheit eindeutig zu zeigen, wurde sie häufig mit einem Tierkopf wiedergegeben.

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Das Fayence-Amulett aus der ägyptischen Spätzeit (25.-31. Dyn., 722-332 v. Chr.) zeigt den Gott Anubis mit Schakalkopf.

Die Bronzeplastik stellt den Krokodilgott als Tier mit erhobenem Kopf dar. Auf dem Kopf trägt er eine Sonnenscheibe zwischen zwei hohen Straußenfedern auf Widderhörnern. Die Rückenschuppen...

Dieses Amulett zeigt den Gott Thot in Gestalt eines Pavians.

1.1.2. Gottheiten mit Menschenkopf

Seltener als Gottheiten in Menschengestalt mit Tierkopf sind in Ägypten Darstellungen von Gottheiten in Tierform mit Menschenkopf. Von diesen ist der ägyptische (männliche) Sphinx sicher am besten bekannt. Löwenkörper mit Menschenköpfen gibt es aber auch in anderen Kulturen, wie z.B. die (weibliche) Sphinx der Griechen, die auch Eingang in die Künste vieler anderer Kulturen gefunden hat, etwa in die islamische Kunst.

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Möbeldekorfragment in Form eines liegenden Sphinx mit archämenidisch-griechischem Flügel und ägyptischem Nemes-Kopftuch, wohl in der Levante hergestellt. (CEL)

Der runde Bronzespiegel aus dem Iran des 12. Jahrhunderts zeigt Rücken an Rücken zwei Sphingen. Umlaufend am Rand verläuft eine kufische Inschrift.

Schlangengöttin Meretseger mit Menschenkopf Ehem. Sammlung Friedrich Wilhelm von Bissing

Göttin Selkis / Selket als Skorpion Ehem. Sammlung Friedrich Wilhelm von Bissing

1.1.3. Mischwesen

Neben Mensch-Tier-Kombinationen konnten die Ägypter ihre Gottheiten auch als tierische Mischwesen zeigen. Wenn – für uns besonders seltsam – der ägyptische Skarabäus-Mistkäfer einen Falkenkopf oder vier Paviansköpfe als Füße bekommt, wird seine Verbindung zum mächtigen Sonnengott Re besonders herausgestellt: Re kann mit Falkenkopf dargestellt werden, und Paviane schreien bei Sonnenaufgang. Das gleiche trifft auch für Tiere mit Widderköpfen zu: Re wird häufig auch mit Widderkopf gezeigt.

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Pantheos, „(Der aus) allen Göttern (Bestehende)“, wird als o-beiniger, hinten von einem Falken gestützter Kindgott dargestellt: mit zwei Köpfen: Schakal (vorne), Widder (hinten). Aus seinem...

Dieser ägyptische Skarabäus aus Fayence hat vier Paviansköpfe als Füße.

Bei diesem Mischwesen ist ein Krokodil mit einem Widderkopf versehen.

1.2. Vergötterte Tiere weltweit

 

Zeitgenössische Ganesha-Statue

Religiös verehrt werden Tiere heutzutage im Hinduismus, in dem Tiere als Inkarnationen von Menschen und Gottheiten gelten. In Indien wird die „Heilige Kuh“ verehrt, ursprünglich eine Göttin und der Grund für das Tabu von Rindfleisch. Der in Indien besonders populäre Glücks- und Weisheitsgott Ganescha wird immer mit Elefantenkopf dargestellt.

In wohlhabenden Ländern spricht man von „verehrten“ Haustieren, wenn diese von ihren „Frauchen“ oder „Herrchen“ über alle Maßen verhätschelt werden, indem sie wie menschliche Begleiter geliebt und gepflegt werden. Geradezu „vergöttert“ werden von vielen Kindern Tiere, die in Zeichentrickfilmen wie Menschen agieren und sprechen, allen voran das sicher berühmteste Reh der Welt: Bambi.

2. Du bist mein Ideal

Wer will nicht so stark sein wie ein Bär oder flink wie ein Wiesel? Dass sich der Mensch – nicht nur in der Fabel – tierische Eigenschaften aneignen möchte, ist nichts Neues. In fast allen Bereichen des täglichen Lebens fand und findet eine bildsymbolische Vereinnahmung bestimmter Tiere statt, die zur Selbstidentifikation herangezogen wird. Vielfach versichern sich international bekannte Firmen und Konzerne dieser Eigenschaften und wählen das entsprechende Tier für ihr Logo, sei es das aufbäumende Pferd einer italienischen Luxusautomarke, der elegante Kranich eines deutschen Luftfahrtunternehmens oder die springende Raubkatze eines Sportartikelherstellers. Bildungseinrichtungen wählen die Eule, Symbol der Weisheit und Geleittier der Göttin Athena.
Du bist mein Ideal hat viele Facetten, die durch die Kulturgeschichte von der Antike bis in unsere Gegenwart verfolgt werden können.

 

 

2.1. Raubkatzen in militärischen Diensten

Fast zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs rollte 1963 erstmals für die Bundeswehr ein Panzer vom Fertigungsband. Er trug den Namen einer Raubkatze: Leopard. Für andere folgende Panzertypen stand die Tierwelt ebenfalls als Namensgeber Pate. Die Eigenschaften der Tiere sollen die entsprechenden Vorzüge des jeweiligen Kampfgerätes zum Ausdruck bringen. In Vergessenheit geriet, dass bereits die Nationalsozialisten, erstmalig in der Geschichte überhaupt, ihren Kampfpanzern Namen von Raubkatzen gaben. Der 1942 bis 1944 gefertigte Panzerkampfwagen Tiger war der erste, der wendigere Panther der zweite.

Leopard 1 während der Übung Reforger 1983

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Das beidseitig bedruckte Blatt war ursprünglich wohl als Kleinplakat für Innenräume gedacht. Es zeigt auf der einen Seite einen Kampfpanzer und ist beschriftet „Krauss-Maffei: Kampfpanzer...

2.2. Der Löwe – und andere Raubkatzen – als Identitätsfigur

Im rassenideologischen Wahn der Nationalsozialisten spielten besonders Großkatzen wie Löwen oder Tiger eine besondere Rolle. Hermann Göring hielt Löwenbabys als Haustiere – sie waren für ihn Zeichen von Macht. Für Adolf Hitler waren die Gewandtheit, Aggressivität und Schnelligkeit der Tiere Eigenschaften, die er sich für eine siegreiche Soldatengeneration wünschte: "Das Schwache muss weggehämmert werden. Stark und schön will ich meine Jugend, herrisch und unerschrocken. Das freie, herrliche Raubtier muss aus ihren Augen blitzen."

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Die Körperhaltung signalisiert überlegene Kraft, das aufgerissene Maul mit hängender Zunge und gebleckten Zähnen die Wildheit des Tieres. Von Zypern aus gelangten...

Der Löwe, das stärkste und gefährlichste aller Tiere, war das Maß, das der mutige, heldenhafte Kämpfer bzw. Sportler an seine Körperkraft und seinen Mut...

Die Geschmeidigkeit sollte sich der heldenhafte Kämpfer bzw. Sportler vom Leoparden abgucken. (AVS)

Eine Sonderform der Einvernahme von Tieren als Identifikationssymbol ist im altägyptischen Kulturkreis der Sphinx: Ein Mischwesen mit Löwenkörper und häufig einem...

Der Sphinx gilt als der mit dem Alten Ägypten am engsten verbundene Statuentyp. Eine Sonderform ist dieser Mähnensphinx, bei dem ausschließlich das königliche...

Der Igel war bereits im antiken Griechenland und Italien heimisch. Obwohl eigentlich ein Wildtier wurde er in Griechenland auch als Haustier gehalten. Er spielte aber auch eine Rolle bei...

Von der ritterlich-höfischen Selbstidentifikation zum modernen Stadtwappen

Seit etwa 1100 sind Wappen, Münzbilder, Siegel und Ordenssignets mit Tiermotiven stark verbreitet. Als eingängiges Symbol ist der Löwe seit dem 12. Jahrhundert Teil der ritterlich-höfischen Selbstidentifikation. Der Löwe macht rund 70% aller Tierdarstellungen der vor 1170 entstandenen Siegel oder Wappen aus.

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Heinrich der Löwe hat den propagandistischen Einsatz des Löwensymbols am konsequentesten betrieben. Schon als ‚puer adhuc infantulus‘ (unmündiger Knabe) wird...

Viele Staaten wählten den Löwen zum Symboltier. So kämpft der ‚Dänische Löwe‘ gegen das braunschweigische Ross (Vorbild des Niedersachsenpferdes). Der Hintergrund ist, dass die Herzöge von...

Unter den zahlreichen Tierfiguren, die auch unter Emile Gallé als künstlerischem Leiter noch in der väterlichen Fayencemanufaktur ausgeführt wurden, nehmen die Leuchterlöwen eine...

Das Wappen der Stadt Hannover wurde erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verwendet. Der Löwe auf der Stadtmauer symbolisiert den Stadtherrn und seine Macht, die...

Dieses plastisch geschnitzte und farbig gefasste Schild zeigt das Wappen des Prince of Wales. Seit 1729 trug Friedrich Ludwig (1707–1751), der älteste Sohn König Georgs II. von...

2.3. Von Zeus zum Bundesadler

Im Mittelalter war der Adler das Symbol des Heiligen Römischen Reiches und wurde so zum Vorbild des Reichsadlers. Die Idee geht auf die Feldzeichen der römischen Legionen zurück. In ein Wappen schafft es der Adler aber erst unter dem Stauferkönig Heinrich VI. (1165–1197), der 1191 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches ernannt wird. Als Hoheitszeichen wird der Adler seither unabhängig von der jeweils regierenden Dynastie verwendet, bis er schließlich als Bundesadler zum Symbol reiner Staatsmacht auch im wiedervereinten Deutschland wird.

Es waren die makedonischen Herrscher Ägyptens, die Ptolemäer, die im 4. Jahrhundert v. Chr. als Erste den Adler als gewisse Vorform des Herrschaftszeichens verwendeten. Als eine Art Wappentier verkörperter der Adler die von Zeus legitimierte Königsmacht. Dieses bringen die Münzen der ptolemäischen Könige zum Ausdruck, indem er in unveränderter Darstellung seit Ptolemaios I. Soter bis Ptolemaios XI. Alexandros II. auf den Münzrückseiten abgebildet wird.

Kirchenfenster in Sankt Marien, Lübeck

 

 

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Der Adler ist das Symbol und das Begleittier des Iuppiter. Mit ausgebreiteten Schwingen kauert er über einer Schlange, die er mit den Fängen am Boden hält. (AVS) Ehem. Sammlung August...

Vs: Kopf des Ptolemaios I. nach rechts mit Diadem im Haar; Punktkreis. - Rs: Adler stehend nach links auf Blitz; im Feld l. A; Legende: PTOLEMAIOY - BASILE (OS) (gr. Buchstaben).

Es waren die makedonischen Herrscher Ägyptens, die Ptolemäer, die im 4. Jahrhundert v. Chr. als erste den Adler als eine gewisse Vorform des Herrschaftszeichens verwendeten. Wie ein...

2.4. Weisheit im gefiederten Gewand

 

In der europäischen, auf den Grundlagen der griechischen-römischen Antike basierenden Kultur wird die Eule als Symbol der Weisheit verstanden. Als Geleittier war der Steinkauz der Athena heilig. Die ägyptische Kultur wies der Eule eine andere Bedeutung zu. So war sie nicht Symbol für Weisheit, sondern war innerhalb der Hieroglyphenschrift die Bildmarke für den Buchstaben M. Für die Weisheit stand in Ägypten ein anderes gefiedertes Tier, der weibliche Ibis.

 

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Die so genannte attische „Eule“ ist der berühmteste Münztyp der Antike und dient als Vorbild für die Rückseite der heutigen griechischen 1-Euromünze. Das 4-Drachmenstück aus Silber wurde in...

Auf dem kleinen Trinkbecher ist auf beiden Seiten ein Steinkauz (Eule) zwischen zwei Ölzweigen dargestellt. Tier und Pflanze sind der Göttin Athena heilig, und als Wahrzeichen Athens...

In der europäischen, auf den Grundlagen der griechischen-römischen Antike basierenden Kultur wird die Eule als Symbol der Weisheit verstanden. Die ägyptische Kultur wies der Eule eine...

In der europäischen, auf den Grundlagen der griechischen-römischen Antike basierenden Kultur wird die Eule als Symbol der Weisheit verstanden. Für die Weisheit stand in Ägypten ein anderes...

2.5. Nächstenliebe und Familiensinn

Als ein Symbol für Jesus Christus gehören Pelikane zur christlichen Ikonographie. Nach dem Physiologus, einem frühchristlichen Tierkompendium, öffnet sich der Pelikan mit dem Schnabel die eigene Brust, lässt sein Blut auf seine toten Jungen tropfen und holt sie so wieder ins Leben zurück. Dies wurde allegorisch in Bezug zum Opfertod Jesu Christi gesetzt. Die Grundlage für diese Vorstellung ist die Fütterung der Pelikanküken, die sich ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holen, was den Eindruck erweckt, sie würden sich an deren Brustfleisch nähren.
Wie der Löwe die Stärke symbolisiert, die Eule die Weisheit oder der Adler für Freiheit und Weitsicht steht, so steht der Pelikan für Tugend der Nächstenliebe.

Mosaik im Dom zu Aachen

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Der Name dieses Krug-Typs beruht auf seinem Dekor mit dem Pelikan-Medaillon. Dieses zeigt einen Pelikan, der sich für seine Jungen opfert. Rechts davon ein Medaillon mit dem Wappen...

Die christliche Aufopferung und Nächstenliebe, wie sie durch Ordensleute praktiziert wird bzw. wurde, symbolisiert die Kombination von Pelikan und seinen Jungen zusammen mit der Beischrift....

3. Du bist so schön

105 Tonnen beschlagnahmter Elfenbeinzähne mit einem geschätzten Wert von 88 Millionen Euro wurden 2016 im Nairobi-Nationalpark verbrannt. Mit dieser, von der Presse weltweit beachteten Aktion wollte Kenia auf das Ausmaß des illegalen Elfenbeinhandels aufmerksam machen.

Trotz gesetzlicher Regelungen zum Artenschutz führt der Bedarf an tierischen Rohstoffen für Dekorations- und Luxuswaren noch heute zur bestandsgefährdenden Jagd nach Tieren. Hohe Gewinne sind möglich und die Behörden sind dem weitverzweigten Netz an Wilderern kaum gewachsen.

Schon in frühen Kulturen wurden Tierzähne und -hörner zu Schmuck verarbeitet. Für kunstvoll verarbeitete Preziosen eignen sich aber auch andere Tierarten. So stammt das im Licht funkelnde Perlmutt von Muscheln und Meeresschnecken, das transparente Schildpatt von Meeresschildkröten. Ganze Tiere, wie Käfer und Schmetterlinge werden aufgrund ihrer bestechenden Farbigkeit gefangen und zu Souvenirs verarbeitet. Jeder kann einen Beitrag zum Artenschutz leisten, wenn er bei Reisen auf den Kauf derartiger Mitbringsel verzichtet.

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Bei diesem reich geschmückten Schrank sind außergewöhnlich viele verschiedene Materialien verarbeitet worden, darunter Perlmutt und Elfenbein an den Schubladen sowie...

Die ovale Muschelschale ist graviert und zeigt eine Reiterschlacht in einer Landschaft. Das Loch am oberen Rand deutet darauf hin, dass es sich um einen Schmuckanhänger handeln könnte.

Auf einer am Rand profilierten Liege aus Schildpatt liegt ausgestreckt der in Elfenbein geschnittene nackte Körper einer Frau. Bauch und Brustdecke sind abnehmbar und im Innern ist der...

Der Einsiedlerheilige und Kirchenvater Hieronymus wird hier mit seinem Symbol, dem Löwen, und einem Totenkopf zu seinen Füßen dargestellt. In der Hand hält er ein Kreuz. Der Baumstumpf, auf...

Die Dose hat die Form eines Hundekopfes mit sparsamer Bemalung in Rot und Schwarz und mit eingesetzten Augen aus facettiert geschliffenem Pyrit. Fassung und Deckel sind aus vergoldetem...

Die Nautilus-Muschel ist mit einer silber-vergoldeten Montierung versehen und dadurch als Trinkgefäß gestaltet. Sie wird von vier senkrechten, ornamentierten Bändern gehalten. Die...

3.1. Elfenbeinverbrennung im Nairobi-Nationalpark, Kenia

105 Tonnen Elfenbein, für die mehr als 8.000 Elefanten sterben mussten, wurden 2011 auf elf Scheiterhaufen mit je drei Meter Höhe aufgeschichtet. Es war die größte Menge an Elfenbein, die je zerstört wurde. Der illegale Handel sei – so sagte der Staatspräsident von Kenia dazu – "ein Synonym für den Tod unserer Elefanten und den Tod unseres Naturerbes". Zwar ist der Handel mit Elfenbein in Kenia rückläufig, aber noch immer sterben in ganz Afrika jährlich ca. 30.000 Elefanten aufgrund der Wilderei nach ihren Stoßzähnen.

Verbrennung von 105 Tonnen Elfenbein und 1 Tonne Rhinozeroshorn im Nairobi National Park

3.2. Souvenirs aus Elfenbein von Afrikanischen Elefanten

Bei Zollkontrollen auf Flughäfen werden noch immer häufig Elfenbeinzahnstücke oder daraus gefertigte Schmuckobjekte aus illegalem Handel entdeckt. Teils sind es aber auch Souvenirs, die bei Privatreisen im Ausland erworben wurden und deren Einfuhr nach Deutschland untersagt ist. Elefanten zählen zu den streng geschützten Tierarten. In Deutschland besteht für Produkte aus Elfenbein ein Besitz- und Vermarktungsverbot – es sei denn, sie wurden vor dem 1. Juni 1947 hergestellt und zählen als Antiquitäten oder sind Altbesitz (vor 1975 erworben). Tierschützer fordern ein generelles Handelsverbot, unabhängig der Entstehungszeit.

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Die Laffe, also der vordere Teil des Löffels, ist sehr breit und rund gestaltet. Der Griff, der aus einem eigenen Stück Elfenbein gefertigt und angesetzt wurde, ist geschnitzt und zeigt die...

Dieses kunstvoll gefertigte Werkzeug in Form einer Bohrleier wurde als Schädelbohrer eingesetzt. Ein Pilzknauf mit balusterförmigem Schaft bildet den hinteren Griff. Ein profiliertes...

Die beiden kantigen Armreife aus Elfenbein sind umlaufend mit je zwei Palmzweigen graviert, die zwei Kreuze einschließen. Dabei sind die Zweige auf der einen Seite mit den Spitzen zum Kreuz...

3.3. Schildpattgewinnung

Aus dem Panzer von Meeresschildkröten, die in tropischen und subtropischen Gewässern heimisch sind, wurde über viele Jahrhunderte Schildpatt gewonnen und teuer gehandelt. Hauptlieferant war die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata). Genutzt wurden lediglich Teile der Panzerschilde. Von einer etwa 75 Kilogramm schweren Karettschildkröte erhielt man etwa 2,5 Kilogramm Schildpatt. Geschätzt wurde dessen Transparenz, variierende Farbgebung und die guten Verarbeitungsmöglichkeiten. Schildpatt ist press- und spaltbar, lässt sich beizen und polieren sowie mit Wärme auch verformen und miteinander verschweißen.

Echte Karettschildkröte

 

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Die Schildpattdose in Muschelform hat einen Deckel, der an zwei Scharnieren befestigt ist und mit einem silbernen Rand über den Dosenkörper greift. Der Deckel ist mit einem versilberten...

4. Du sollst so sein wie ich will

Verbraucher*innen kaufen zurzeit am liebsten mageres Fleisch zum günstigen Preis. Um diesen Bedarf zu decken, werden vor allem Schweine mit viel Muskelfleisch gezüchtet.
Züchter*innen paaren Tiere planmäßig, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Erste Zuchtversuche sind für die Antike und das späte Mittelalter belegt. Im Zuge der Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts hat man begonnen, systematisch nach menschlichen Wünschen zu züchten. Bald wendeten die Züchter*innen die 1865 von Gregor Mendel entdeckten genetischen Regeln an, so dass es möglich wurde, bestimmte tierische Eigenschaften zu verstärken. Die Zuchtziele unterliegen dem Wandel der Zeit und bestimmter Moden: Sie betreffen den Körperbau, die Widerstandskraft oder das Aussehen. Vom Aussterben bedrohte Tierarten können mit Hilfe von Zucht erhalten werden. Negative Folgen der Zucht sind nicht auszuschließen: Erwünschte Merkmale der Tiere können erhebliche Konsequenzen für deren Gesundheit haben.

4.1. Die Zucht von Nutztieren

Eine Bedingung für "hohe Aufzuchtleistungen" sind "Sauen mit hoher Fruchtbarkeit". So beschreibt ein Infoblatt der Niedersächsischen Landgesellschaft mbH (NLG) aus dem Jahr 1983 ein wichtiges Zuchtziel.
Vor hundert Jahren waren die Zuchtziele andere als heute: Weil die Menschen eher körperlich arbeiteten, war fetthaltiges Fleisch gefragt. Heute möchten sich die deutschen Verbraucher*innen gesund ernähren, so dass die Tiere – ungeachtet deren eigener Gesundheit – möglichst mageres Fleisch haben sollen. Die Fleischausbeute soll aber gleichbleibend hoch sein, damit günstige Preise angeboten werden können.
Gelungene Züchtungen werden nach wie vor bei Landwirtschaftsschauen mit Ehrungen und Medaillen ausgezeichnet.

Für besonders gelungene Züchtungen können Züchterinnen und Züchter Auszeichnungen erhalten. Das gilt sowohl für Züchtungen von Rindern, Pferden und Geflügel als auch für Hunde. Als bleibende Erinnerungen werden Medaillen mit den entsprechenden Aufschriften und Bildmotiven verliehen. Erhalten auch die Tiere Belohnungen? Das wird in der Regel nicht überliefert.

Gewinner der Royal Dublin Societys Show, Farmer and Stockbreeder 32, 1919

 

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In dem kleinen Gebäudeteil werden Eber und Sauen am Beginn ihrer Trächtigkeit untergebracht. In dem anderen Gebäudeteil befinden sich die so genannten Abferkelboxen, wo...

Die Medaille zeigt auf der Vorderseite einen Hahn und um ihn herum pickende Hühner. Für besonders gelungene Tierzüchtungen können Züchterinnen und Züchter Auszeichnungen erhalten. Als...

Es handelt sich um eine typische Medaille, die für Verdienste in der Kaninchenzucht verliehen wurde. (SV)

Hundeausstellungen finden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in England, Deutschland und in anderen Ländern statt. Sie dienen dem Austausch, der Weiterbildung und dem Wettbewerb...

4.2. Der niedliche und kranke Gefährte

Neben der landwirtschaftlichen Zucht gibt es Kleintierzuchten, die den Bedarf an Heimtieren für den privaten Haushalt decken.
Das Aussehen und die Eigenschaften von Hunden zum Beispiel unterliegen häufig modischen Vorstellungen. Besonders Bulldoggen und Möpse mit großen Augen und kurzen Köpfen – dem Kindchenschema entsprechend – sind aktuell besonders beliebt. Sie stillen das emotionale Bedürfnis des Menschen, sich um diese 'niedlichen' Tiere kümmern zu können. Allerdings können diese Züchtungen gesundheitliche Folgen für den Hund haben. Verkürzte Atemwege erschweren unter anderem das Luftholen und die Temperaturregulierung. Zwar sind die so genannten Qualzuchten verboten, werden aber weiterhin rege gehandelt.

Mops in heutiger Form

 

 

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Die Schädel weisen aus erblichen Gründen Fehlbildungen auf, die vermutlich auf Zucht nach bestimmten Kriterien zurückzuführen sind. Der erste Schädel links eines...

Der Bullterrier entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England aus der Kreuzung einer Bulldogge und eines White English Terrier. Die neue Rasse sollte besonders...

Heute sind Kämpfe mit Bullterriern verboten, aber in vielen Deutschen Hundeverordnungensind sind die Tiere nach wie vor  als gefährlich eingestuft. Der eiförmige Kopf...

Die ersten Möpse wurden im 16. Jahrhundert aus China nach Europa importiert. An europäischen Fürstenhöfen wurde die Rasse sehr beliebt. Abbildungen des 18. und 19....

Der Deutsche Boxer ist im 19. Jahrhundert aus einer Kreuzung der Jagdhunderasse Bullenbeißer mit der Bulldogge entstanden. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten Boxer einen...

Ähnlich wie beim Mops ist auch beim Boxer die Kurzköpfigkeit (Brachycephalie) verbreitet, bei der zu kurze Nasen und Schädel zu Atemwegsproblemen führen. Sie sind das...

Hundeausstellungen finden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in England, Deutschland und in anderen Ländern statt. Sie dienen dem Austausch, der Weiterbildung und dem Wettbewerb...

5. Du kleidest mich

Im Jahr 2020 wurden allein in Dänemark 17 Millionen Nerze getötet, nachdem in den Farmen ein mutiertes Covid-19-Virus aufgetreten war. Dieses Ereignis machte das große Ausmaß der Tierzucht zur Fellgewinnung öffentlich bekannt. Auch wenn sich seit den 1970er-Jahren in Europa die Kritiker mehren, werden heute weltweit so viele Pelztiere gezüchtet wie nie zuvor. Längst hat Pelz seine ursprüngliche Exklusivität verloren.

Bereits die Menschen der frühen Steinzeit kleideten sich mit Pelz und Leder zum Schutz vor Kälte und Feuchtigkeit. Mit der Entwicklung neuer Jagdwaffen und dem Beginn der Viehzucht nahm die Verarbeitung tierischer Rohstoffe zu Bekleidungszwecken zu. Dabei wurden besonders edle Materialien vermehrt zu rein schmückenden und repräsentativen Zwecken eingesetzt. Standesunterschiede wurden so augenfällig.

Aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften sind tierische Rohstoffe sehr vielfältig einsetzbar. Bei Leder reicht die Palette vom feinstem Handschuhleder bis zu Arbeitsschutzkleidung.

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Das Winterfell der Hermeline wurde schon im Mittelalter sehr geschätzt und war seit jeher höhergestellten Personen vorbehalten. Die weiße Farbe stand symbolisch für...

Das Hermelin gehört zur Familie der Marder. Durch seine schwarze Schwanzspitze unterscheidet es sich von anderen Wieselarten. Im Sommer ist das feine Haar der Hermeline auf dem...

Rosshaar eignet sich aufgrund seiner Stabilität und Elastizität vor allem zum Aussteifen und Wattieren von Bekleidungsteilen. Die Verarbeitung ist jedoch aufwändig,...

Die Verarbeitung von Leder zu Schuhen hat eine lange Tradition. Das Material bietet sich aufgrund seiner Robustheit, Flexibilität und Haltbarkeit für diese Nutzung an. Der...

Besonders prunkvoll präsentiert sich der bestickte Stulpenhandschuh aus dem 17. Jahrhundert. In der heutigen Zeit werden edle Handschuhe zum Beispiel aus Pekarileder gefertigt....

In britischen Militärkapellen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts spielten häufig Schwarze, aus den Kolonien stammende Trommler. Ihr Überwurf aus Leopardenfell diente...

Der Falt-Fächer besteht aus einem Gestell von 20 schmalen, braunen Holzstäben, die mit zum Teil vergoldeten, geschnitzten floralen Ornamenten verziert und mit grau-braunen Straußenfedern...

Zunächst bestanden Hornknöpfe aus Geweihscheiben oder festen Teilen der Hornspitze. Man weichte jedoch das Horn auch ein, wodurch es plastisch wurde und geformt werden konnte....

Die Ohrenbrille mit Doppelfedern nach innen ist als Vollrandgestell aus braunem Horn per Hand hergestellt. Der kürzere - hintere - Teil der rechten Seitenstange fehlt. Ursprünglich sind die...

6. Du fehlst mir

Menschen trauern um den Verlust eines geliebten Haustieres. In wohlhabenden Ländern hat sich das Bestattungswesen von liebgewonnenen Tieren zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickelt. Dass dabei das umfangreiche Produkt- und Serviceangebot auch auf genügend Nachfrage stößt, zeigt der jährliche Umsatz: Der Bundesverband der Tierbestatter e. V. schätzt ihn auf 16 bis 20 Millionen Euro. In Deutschland gibt es zurzeit über 20 spezielle Tierkrematorien. Eines davon, in Lauf bei Nürnberg, trägt den Namen des altägyptischen Totengottes "Anubis".

Der Grund hierfür ist im Umstand zu finden, dass im pharaonischen Ägypten Tiere genauso aufwändig mumifiziert und bestattet wurden wie Menschen. Nicht nur Stiere, Widder, Affen, Schakale, Katzen, Falken und Ibisse wurden mumifiziert, sondern auch Eidechsen, Schlangen und Mistkäfer. Sie alle waren heilige Tiere bestimmter Gottheiten und wurden ab etwa 1000 v. Chr. zu zigtausenden in riesigen, unterirdischen Katakomben bestattet.

Grabgestaltung auf dem Tierfriedhof am Kernberg in Buseck

 

 

 

6.1. Tierbestattungen als gewinnbringendes Geschäft

Stündlich sterben viele Tiere – um die wenigsten davon wird getrauert, kaum welche werden bestattet. Wenn jedoch ein Haustier ein treuer Gefährte war, fällt das Abschiednehmen schwer. Deshalb gibt es in wohlhabenden Ländern mittlerweile Bestattungsbräuche auch für Tiere. Daraus ist eine eigene Branche geworden. Das vielfältige Angebot rund um die Einäscherung von Haustieren kommt den individuellen Wünschen der Trauernden entgegen. Erst kürzlich wurde das Tierkörperbeseitigungsgesetz (TierKBG) erweitert: In Hamburg ist es nun erlaubt, Tiere zusammen mit Menschen zu bestatten. Damit wird an eine lange Tradition angeknüpft. 14.000 Jahre alt ist die erste nachgewiesene Bestattung dieser Art: Im heutigen Bonn-Oberkassel ließen sich zwei Menschen zusammen mit ihrem Hund begraben.

Tierfriedhof in Wien, angrenzend an den Zentralfriedhof

 

6.2. Bestattungsaufwand für einen Mistkäfer

Die meisten der ägyptischen Götter manifestierten sich auch in Tieren, die an den Hauptkultorten der Gottheiten zu Zigtausenden bestattet wurden. So gibt es gigantische Tierbestattungsanlagen beispielsweise in Bubastis im Nildelta, wo die Katzengöttin Bastet verehrt wurde, oder in Hermopolis Magna (Mittelägypten), dem Hauptkultort für den Mond- und Schreibergott Thot, der sogar zwei heilige Tiere hatte: den Pavian und den Ibis. Für die Mumien beider Tiere gibt es dort unterirdische Grabkammern, in denen nach Schätzungen wohl über 4 Millionen Ibisse bestattet und noch erhalten sind. Vögel, Schlangen und Mistkäfer waren zwar keine Haustiere der Ägypter. Aber mit dem Mumifizieren und Bestatten solcher Tiere erhofften sich die Ägypter die Gunst der jeweiligen Gottheiten.

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Unter die von den Ägyptern mumifizierten Tiere gehörten auch die dem Gott Sobek heiligen Krokodile, die besonders im für sie idealen Biotop des Sumpfgebietes des Fayum verehrt wurden. Wie...

Das kleine Behältnis aus Kalkstein hat oben eine Öffnung, die den toten Insektenkörper aufnimmt.

Der sockelförmige, farbig bemalte Holzsarg zeigt umlaufend verschiedene Götterfiguren. Er ist mit einem Horusfalken bekrönt, ein Hinweis auf die Bestimmung des Behältnisses für die...

Exkurs: Animalisches Design

Sie bellen nicht, sie kratzen und sie beißen nicht – die Haushaltshelfer, Küchengeräte und Sitzmöbel in Tierform. In lustig-bunten Farben produziert, sollen sie uns Freude bringen. Der Handel bietet eine breite Vielfalt solcher Produkte und befriedigt damit offenbar ein menschliches Bedürfnis. Doch was sagt dieses Bedürfnis über das Verhältnis zwischen uns Menschen und den Tieren?

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Tiere stets in dienender Funktion dargestellt sind. Dies lässt sich bis in das Alte Ägypten und in die Antike zurückverfolgen. Pferde sind Dosengriffe, Löwen Gießgefäße und aus Eulen kann man trinken.

Seit den 1990er Jahren ist die Vielfalt an Produkten in Tierform größer denn je. Sie sind Spiegel der untergeordneten Position der Tiere in der Hierarchie. In ihrer Symbolik vermögen sie aber auch Phantasie anzuregen, Geschichten zu erzählen und Erinnerungen zu wecken. Welche Assoziationen haben Sie beim Betrachten dieser Objekte?

Mouse lamp; Design: Marcantonio Raimondi Malerba

 

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Rhyton der sog. "Base Ring Ware" in Gestalt eines Stieres mit langem, zylindrischem Körper und kurzen, Beinen, kräftigem zylindrischem Hals und kleinem Kopf. Kleine plastische Wulstscheiben...

Eine Katze, die mit einem Wollknäuel spielt, war Vorbild für dieses Design der französischen Marke Pylones. Der geringelte Schwanz dient dabei als Aufhängung der...

Das Multi Tool des Designer-Duos Scratch Design aus Tel Aviv, Israel bietet nicht nur verschiedene Funktionen wie bei einem klassischen Schweizer Taschenmesser, sondern mit den...

Gedrungener Körper mit anliegender Mähne. Im Maul, in dem breite Zähne sichtbar werden, ein Mönch, der sich mit beiden Händen gegen die Oberlippe des Tieres stemmt. Die Kapuze seiner Kutte...

Auf einem ovalen, violett mit Mageritenblüten bemalten Postament sitzt ein Affe, ein mit Punkten und Blumen verziertes Gefäß vor das Maul haltend, desssen Öffnung dem Topf als Tülle, der...

7. Ich habe Angst vor Dir

Auch wenn heute viele Tiere gezähmt sind oder hinter Gittern gehalten werden, lauern noch genug Gefahren. Teils sind die Befürchtungen sehr real, teils überzogen – wie bei Phobien –, oder sie gehen auf menschliche Urängste zurück. Die Rückkehr des Wolfs beschäftigt die Menschen ebenso wie die durch Klimaveränderungen bedingte Ausbreitung von Insekten. Von aktueller Brisanz sind Zoonosen: Infektionskrankheiten, die durch Tiere auf den Menschen übertragen werden.

Die Angst vor Tieren begleitet den Menschen seit Anbeginn. Wenn die Flucht nicht gelingt oder die eigenen Nahrungsmittel bedroht sind, muss der Kampf aufgenommen werden. Nicht immer bleibt der Mensch Sieger.

Die Waffen, mit denen der Mensch sich der Tiere zu erwehren sucht, werden immer wirksamer. Das führt teils zu starker Dezimierung oder gänzlicher Ausrottung einzelner Tierarten, und das ökologische Gleichgewicht droht verloren zu gehen.

 

7.1. Zoonosen: Tiere als Virusüberträger

Das 2019 aufgetretene Virus Sars-CoV-2 verändert nachhaltig unser Leben. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass eine Fledermausart bei der Übertragung auf den Menschen beteiligt war. Zwischen Mensch und Tier übertragene Krankheiten nennt man Zoonosen. Sie werden durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht. Etwa 60 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten sind Zoonosen; der überwiegende Teil kommt von Wildtieren. Die Zahl der Ausbrüche steigt seit Jahren kontinuierlich. Die Ursachen sind vielfältig – nicht nur der sich verringernde Lebensraum für Wildtiere, Massentierhaltung, globaler Handel und schnelle Mutationsraten der Erreger spielen eine Rolle. Auch bei der Pest handelt es sich um eine Zoonose. Der erste Ausbruch fand in Europa bereits im 6. Jahrhundert n. Chr. statt; zu einer großen Pandemie kam es im Mittelalter.

Chronologie der Tier-zu-Mensch-Seuchen (Zoonosen) aus: Bartz/Stockmar - Fleischatlas 2021

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Die Übertragung von Krankheitserregern kann direkt zwischen Mensch und Tier, über tierische Produkte oder über Zwischenwirte wie den Floh erfolgen. Flöhe sind...

Die Aufschrift „Theriac andr“ verweist auf den ursprünglichen Inhalt: Theriac von Andromache. Theriac war eine seit der Antike bekannte Mischung aus sehr vielen Substanzen. Der Leibarzt...

Für jüngere Pestausbrüche sind zumeist Ratten und deren Flöhe als Überträger des Pestvirus nachgewiesen. Ob dies bereits im Mittelalter der wichtigste...

Ein mittelalterliches Traktat aus Nürnberg empfiehlt zur Behandlung der Pest auch Hähne. Man solle, so heißt es, einem Hahn die Federn am After rupfen und diesen mit der...

Der Schweizer Conrad Gesner (1516-1565) war der Herausgeber des ersten, in lateinischer Sprache verfassten Tierlexikons. Posthum erschien es als Thier-Buch auch in deutscher Sprache....

Die Pest versuchte man in Mittelalter und Neuzeit mit verschiedenen medizinischen Praktiken zu behandeln. Bei Bezoarsteinen handelt es sich um verfestigte Haare und unverdauliche...

Fledermäuse gelten heute weltweit als die wahrscheinlichsten Wirtstiere für alle Coronaviren und damit als Überträger für Sars, Mers und Corvid-19. Bis zur...

7.2. Insekten: nützlich und schädlich

Schwarm der Wanderheuschrecke (Acrididae). - Aus: Brehms Thierleben, Bd. 9.4, 2. Bd.: Die Niederen Thiere (Leipzig 1887)

 

2020 zogen riesige Schwärme von Heuschrecken durch Afrika und hinterließen kahl gefressene Böden. Ein Schwarm mittlerer Größe kann die Nahrungsmittel für etwa. 35.000 Menschen vernichten. Viele Länder mussten den Notstand ausrufen. Bei einem intensiven Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel werden jedoch auch die Böden kontaminiert und viele nützliche Insekten vernichtet. Die Zahl der Insekten verringert sich auch in Europa stetig. Für Deutschland haben Krefelder Forscher über 27 Jahre die Population in 63 Schutzgebieten untersucht und einen Rückgang um mehr als 75 Prozent festgestellt. Intensive Landwirtschaft und Pestizide gehören zu den Hauptursachen. Der effektivste Schutz vor Insektenplagen ist Klimaschutz. Denn durch die von den Menschen verursachte globale Erwärmung wird die Vermehrung von Schädlingen begünstigt.

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Reproduktion aus: Biblia: dat ys: de gantze Hillige Schrifft / Düdesch [...]. Martin Luther. Wittenberg: Hans Lufft, 1541, Blatt XLvIn der Bibel wird von der Drohung Gottes...

Ein Schwarm Wüstenheuschrecken von durchschnittlicher Größe besteht aus ca. 150 Millionen Tieren pro Quadratkilometer. Sie legen bis zu 150 km täglich zurück....

Die industrielle Herstellung synthetischer Insektizide begann 1892. Seit den 1960er Jahren wurden deren schädliche Auswirkungen zunehmend offensichtlicher. Mit einem Aufdruck auf...

7.3. Gefährliche Zähne

Konflikte zwischen Mensch und Tier entstehen häufig dann, wenn sich Lebensräume eng überschneiden und beide die gleichen Nahrungsquellen nutzen. So war der Wolf seit dem Mittelalter zunehmend gefürchtet, weil er der sich intensivierenden Viehwirtschaft Schäden zufügte. Die Sorge vor dem Verlust der eigenen Lebensgrundlage forcierte die Angst. Die Dämonisierung des Wolfs und seine jahrhundertelange Verfolgung als Nahrungskonkurrent führte zur Ausrottung in Deutschland. Dank vieler Förderprogramme und Schutzgesetze sind inzwischen Wölfe und auch andere, ursprünglich heimische Tiere zurückgekehrt. Aber in der heutigen Kulturlandschaft kollidieren die Bedürfnisse von Mensch und Tier. Daher muss auch bei streng geschützten Arten über eine wirksame Abwehr und Bestandsregulierung diskutiert werden.

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2018 tötete der Staffordshire Mischling Chico seinen 27jährigen Halter und dessen Mutter in ihrer Wohnung in Hannover. Als bekannt wurde, dass er eingeschläfert werden...

Auf dem bemalten Walzenkrug mit Zinndeckel ist eine Szene zu sehen, auf der ein Mann von einem Hund in die Wade gebissen wird.

Die Kaumuskulatur ist bei dieser Rasse besonders stark ausgeprägt. Dadurch haben die Hunde eine hohe Bisskraft. Obwohl Bullmastiffs als familienfreundlich gelten, führen einige...

Im Rahmen des 1999 gestartete EU-Projekts Life Ursus wurden 10 Jungbären in einem Naturpark in den Dolomiten angesiedelt mit dem weiteren Ziel, Bären im gesamten Alpenraum...

8. Ich bezähme Dich

Psychologisch gesehen dient der Anblick fremdartiger Lebewesen der Abgrenzung und Bestätigung der eigenen menschlichen Lebenswelt. Seit der griechisch-römischen Antike ist die Faszination des Menschen für exotische Tiere belegt und bis heute ungebrochen. Der Blick auf Tiere aus fernen Ländern und mit ungewohntem Aussehen löste immer Anziehung und Abstoßung zugleich aus.
Elefanten und Nashörner erhalten oft große Aufmerksamkeit. Das Bestreben, diese und andere Tiere zu beherrschen und sie dem menschlichen Willen zu unterwerfen, begleitet die Faszination seit jeher und führte dazu, die Tiere einzufangen, sie nach Europa zu bringen und hier zu präsentieren.
Lebendige Elefanten und Nashörner können wir in Deutschland im Zirkus und im Zoo erleben. Die Tierhaltung wird durch Leitlinien und Gutachten geregelt, die seitens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aufgestellt wurden (BMEL). Für die Tiere macht es einen großen Unterschied, ob sie in Deutschland in einem Zirkus oder in einem Zoo leben.

8.1. Tierkämpfe zur Belustigung des Volkes

Römische Villa in Nennig, Detail des Mosaikfußbodens mit Tierkampf

Die Römer importierten fremde Tiere aus den entlegenen Gebieten ihres Reiches und darüber hinaus, um sie in den Amphitheatern der römischen Städte der schaulustigen Bevölkerung zu präsentieren. Unter den Tieren waren Löwen, Tiger, Elefanten, Nashörner und viele andere. Zur Unterhaltung des Publikums ließ man sie gegeneinander oder gegen eigens dafür ausgebildete bestiarii, kämpfen. Bei der mehrtägigen Eröffnungsfeier des Kolosseums in Rom (80 n. Chr.) wurden viele tausend Tiere bei Tierhetzen (venationes) getötet. Das Zitat aus dem Brief des Cicero zeigt aber, dass Tierhetzen nicht jedem Römer gefielen.

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Der Elefant ist in einem Netz gefangen und wird auf ein Schiff geführt. Das Bodenmosaik zeigt noch andere wilde Tiere wie ein Nashorn und einen Leoparden, die gefangen wurden und...

Weil die Römer davon ausgingen, dass die Stadt Rom 753 v. Chr. gegründet wurde, lag das 1000. Jubiläum der Stadtgründung im Jahr 247 in der Regierungszeit des Kaisers Philippus Arabs...

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Auf der Rückseite ist vermutlich ein Elch abgebildet. Erst in den 230er Jahren wurden erstmals Elche in Rom vorgeführt, wie man aus antiken Schriftquellen weiß. Die...

8.2. „Jungfer Clara“ – ein Nashorn auf Europa-Tournee

Im 18. Jahrhundert wurde ein junges weibliches Panzernashorn zu einer europäischen Berühmtheit mit Kultstatus. Der niederländische Kapitän Douwe Mout brachte es aus Indien in seine Heimat. Dort verwirklichte er seinen Plan, das Tier in Europa zu zeigen, um damit Geld zu verdienen. Hannover war 1746 die erste Station der Tournee. Hier und an den weiteren Präsentationsorten kursierten Flugblätter als Werbezettel für die Ausstellung des Nashorns. Das Tier begeisterte allein durch seine Anwesenheit die allgemeine Bevölkerung genauso wie die gekrönten Häupter. Es erhielt den Rufnamen (Jungfer) Clara und wurde in vielen Gemälden, Grafiken, Skulpturen und Medaillen verewigt, bevor es 1758 in London starb.

Klaras Tour durch Europa

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Dieses Blatt ist eines der Flugblätter, mit dem für den Auftritt des Nashorns geworben wurde. Der Text erzählt, wie Clara nach Europa gekommen ist und beschreibt ihr...

Unter dem Aquarell ist zu lesen: „Dieses Rhinoceros war a. 1746 in Hanover lebendig zu zugegen […]“. Der Mann im roten Gehrock wurde abgebildet, um die...

Das von Dürer wiedergegebene Nashorn war wahrscheinlich das erste, welches seit der Spätantike und dem Ende der römischen Tierhetzen nach Europa gekommen ist. Dürer...

In manchen Orten, in denen Clara zu sehen war, wurden Medaillen als Souvenirs geprägt und vermutlich verkauft. Die Abbildung auf dieser Nürnberger Medaille versetzt Clara in...

8.3. Wilde Tiere im Zirkus

Die Haltung von Wildtieren in Zirkussen ist in Deutschland noch erlaubt, anders als in den meisten anderen europäischen Staaten. Erst im November 2020 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Entwurf einer neuen Verordnung vorgelegt, die es Wanderzirkussen verbieten soll, Elefanten und andere wilde Tiere neu anzuschaffen. Derzeit gelten lediglich die Leitlinien des BMEL von 2005. Sie besagen, dass nur solche Tiere gehalten werden dürfen, die "unter Zirkusbedingungen verhaltensgerecht untergebracht" werden können. Der Auslauf (Paddock) soll für drei Zirkuselefanten mindestens 250 Quadratmeter betragen, also eine wesentlich kleinere Fläche als das Gehege in einem Zoo.

The Hagenbeck Animal Show. - Aus: Die Gartenlaube, 1892

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Das amerikanische Unternehmen Ringling Bros. Barnum and Bailey „The Greatest Show on Earth“ (1871-2017) gehörte zu den bekanntesten und größten Zirkussen der...

Das Spielzeugnashorn aus Holz stammt aus dem Besitz einer hannoverschen Familie. Es wurde als Gelenktier hergestellt, d.h. die einzelnen Glieder: Beine, Füße, Hals, Kopf und Schwanz sind...

8.4. Wilde Tiere im Zoo

In einem deutschen Zoo sollen jedem Elefanten mindestens 500 Quadratmeter Außenfläche zur Verfügung gestellt werden, also etwa das Fünffache des Platzes, der einem Zirkuselefanten zugestanden wird. Diese Gehegegröße ist in dem "Gutachten über die Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geregelt. Zoologische Gärten haben ihren Ursprung in den fürstlichen Sammlungen exotischer Tiere im Zeitalter des Barock, den Menagerien. Heute dienen Zoos der Bildung, der Forschung und dem Artenschutz. In vielen Städten wie auch in Hannover gehört der Zoo zur städtischen Identität. Deutliche Kritik an Zoos äußern Tierschutz- und Tierrechtsbewegungen, die sich grundsätzlich gegen die Gefangenhaltung von Tieren richtet.

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Der (Erlebnis-)Zoo Hannover gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in und um Hannover. Wie wohl in anderen Städten auch, ist er fester Bestandteil der städtischen Identität. Im...

Elefantenhaken (Ankus) wurden und werden noch immer bei der Arbeit mit Elefanten eingesetzt, sei es in Asien oder in Europa und bereits seit der Antike. In den letzten Jahren gehen Zoos...

Zum 125-jährigen Jubiläum gab der Zoo eine Plakatserie heraus mit Zeichnungen verschiedener Zootiere und passenden Sprüchen dazu: Das Chamäleon erscheint in allen...

Die Geschichte der Elefantenkuh Jenny war im Jahr 1985 ein mediales Großereignis in Hannover. Bei der Geburt ihres Kalbes starb dieses im Geburtskanal und musste schnell entfernt...

9. Ich opfere Dich

Im Dezember 2019 berichtete die Weltpresse über ein alle fünf Jahre stattfindendes Opferfest in Nepal. Damit löste sie vor allem in der westlichen Welt Entsetzen und Empörung aus, war doch von der Tötung Tausender Wasserbüffel und anderer Tiere die Rede.
Unseren mitteleuropäischen, vornehmlich christlich geprägten Gesellschaften ist die Tradition des Tieropfers heute fremd. In antiken und vormodernen oder polytheistisch geprägten Gesellschaften spielte das Darbringen von Tieren als Geschenke an die Götter jedoch eine große Rolle – ähnlich den Ereignissen in Nepal. Dieses spiegelt sich für die griechisch-römische Antike in archäologisch nachweisbaren Knochenfunden aus Heiligtümern oder Votivfiguren in Form von Schweinen, Schafen oder Rindern wider.
Im Judentum, Christentum und im Islam hatte bzw. hat das Tieropfer einen engen Bezug zum Menschenopfer. Die Tiere, vor allem Lämmer und Schafe, sind ein Ersatz. Das Menschenopfer, auf das sich die Juden, Christen und Moslems beziehen, ist mit Abraham und seinem Sohn Isaak verknüpft.

9.1. Mahlzeit und Wirtschaftlichkeit

In der Antike sind zwei Kategorien von Tieropfern zu unterscheiden: Zum einen Opfer, die anlässlich offizieller und großer religiöser Feste abgehalten wurden. Hierbei wurden vor allem Rinder geschlachtet. Zum anderen wurde kleineres Vieh – wie Ziegen, Schafe und Schweine – im Alltagsleben von Dorfgemeinschaften geopfert. Schlachtung, gemeinsame Mahlzeit und Wirtschaftlichkeit waren Grundmotive des Tieropfers. Die Zahlen und Mengenverhältnisse lassen sich beispielsweise aus den attischen Opferkalendern herauslesen. Das Knochenmaterial aus Heiligtümern passt mit Blick auf Spezies, Geschlecht und Alter der Opfertiere gut zu den normalen Zuchtstrategien der Bauern und Hirten im antiken Mittelmeerraum.

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Der Hirte mit Lamm als Votiv-Statuette ist im Kontext des Tieropfers zu sehen. Das Tieropfer kann als funktionaler Ausdruck praktischer Erfordernisse gesehen werden. Das Opfern von...

The pig is one of the oldest domesticated animal species. Primarily, it was kept and specifically bred to expand the nutritional basis for humans as a source of meat. Nevertheless, man's...

9.2. Schlachtfest für die Menschen

In der griechischen Kultur hatte das Tieropfer eine herausragende Bedeutung im gesellschaftlichen Leben. Abgesehen von den rituellen Handlungen zur Verehrung der Götter waren die ‚Schlachtfeste‘ für viele Menschen eine seltene Gelegenheit zum Fleischverzehr. Ohnehin erhielten die Götter nur die für den Menschen ungenießbaren Teile des Tieres: Knochen, Fett, Galle und manche Innereien. Da die Götter als unsterblich galten, bedurften sie des guten Fleischanteils nicht.

Innereien als Schlachtabfall

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For the religious rituals to run smoothly, subordinate batches were needed: working personnel whose task was to ensure that a rite ran smoothly, to bring in the sacrificial animal and to...

Auf der A-Seite eine Opferszene am Altar. - An einem loderndern Altar bringen junge Männer ein Opfer bestehend aus einer Weinspende und einem Stück Fleisch an einem Spieß...

9.3. Opfer als Machtdemonstration

Die Opfer anlässlich großer religiöser Feste, wie sie schon Homer beschreibt, zeugten von Freigiebigkeit und Wohlstand, der den Standesgenossen gegenüber zum Ausdruck gebracht werden sollte. Auch in den griechischen Stadtstaaten des 5. Jahrhunderts v. Chr. ist dieses Phänomen zu finden. Es zeigt sich besonders anschaulich in den alle vier Jahre in Athen abgehaltenen Panathenäen, dem bedeutenden Kultfest für die Göttin Athena. Höhepunkt war die große Prozession zum Athena-Heiligtum auf der Akropolis und die große Opferzeremonie, bei der mehrere Hundert Rinder geopfert, also geschlachtet wurden. Diese prestigeträchtige Form der Opferfeierlichkeiten demonstrierte die Macht und Stärke Athens.

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Seite A: Opfer an Athena - Ein Stier wird zum Altar geführt Seite B: Musikalische Prozession

Höhepunkt der Panathenäen war die Prozession zum Athena-Heiligtum auf der Akropolis. Die Außenwand der Tempel-Cella wurde von einem Fries bekrönt, der diese...

9.4. Opferqualen

Alle fünf Jahre findet in Bariyarpur in Nepal das größte Tieropferfest der Welt statt. Die Besucher*innen kommen größtenteils aus Indien, wo Tieropfer verboten sind. Zehntausende Tiere werden dort der Göttin Gadhimai geopfert. 2009 waren es geschätzte 50.000 Wasserbüffel. Schon der Weg nach Bariyapur ist für die Tiere eine Quälerei. Danach werden diese von nicht ausgebildeten Schlachtern einem qualvollen Todeskampf überlassen. Tierrechtsorganisationen wie Animal Equality oder PETA kämpfen seit langem für ein Ende dieser Praxis. 2014 erließ die indische Regierung ein Transportverbot von Tieren nach Nepal während des Festes. So wurden rund 70 Prozent weniger Tiere getötet. Im Juli 2015 verkündete das Tempel-Komitee sogar, die Tieropfer ganz zu beenden. Am 3. Dezember 2019 fand das Fest unter großem internationalen Protest jedoch erneut statt.

Opferschlächter beim Gadhimai-Fest

9.5. Neue Wege gehen

Animal Equality beschloss, die Massaker beenden-Kampagne fortzusetzen. Eine Petition fordert die nepalesische Regierung auf, die grausamen Tieropfer endgültig zu verbieten und gewaltfreie Alternativen für das Opferfest aufzuzeigen. In Übereinstimmung mit der ursprünglichen Tradition schlägt die Tierrechtsorganisation daher eine sinnvolle Form des Blutopfers vor.

In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz in Nepal organisierte das Team 2019 vor Ort eine Blutspendeaktion. Die Gläubigen konnten ihr eigenes Blut für medizinische und wissenschaftliche Zwecke spenden und auf diese Weise der Göttin huldigen.

Blutspende statt Tieropfer

 

10. Ich esse Dich

Zu einer ausgewogenen Ernährung mit Eiweiß gehört für die meisten Menschen immer noch Fleisch. Die Industrialisierung von Tierhaltung und Fischfang ist für Viele jedoch der Grund, diesen Nahrungsteil zumindest zu reduzieren: Im Jahr 2020 bezeichneten sich 6,5 Millionen Menschen in Deutschland als Vegetarier und damit 400.000 Personen mehr als im Jahr davor. In bevölkerungsreichen Regionen liefern zunehmend Insekten die Proteine: Seidenspinnerraupen gelten in Korea gekocht oder zu Chips getrocknet als Hochgenuss.

Vegetarisch oder vegan zu leben, ist keine Erfindung der Moderne. Schon immer sind bestimmte Tiere vom Speiseplan der Menschen verbannt; sie zu essen ist tabu. Dabei denkt man zuerst an das Schweinefleisch-Verbot im Judentum und im Islam. Aber auch ohne Verbot: Würden wir Katzen oder Hunde essen? Letztere sind in Korea eine beliebte Delikatesse.

10.1. Vom Tier zum Ersatzstoff: Neue Lebensmittel

Schweine im Stall

Gebratene Insekten auf einem Markt in Thailand

Fotos und Filme von unwürdiger Massentierhaltung lösen oft ein Umdenken der Essgewohnheiten aus. Fleisch und Fisch wird im Speiseplan reduziert oder sogar ganz gestrichen, weshalb vegetarische und vegane Ernährung immer beliebter werden. Bei dieser Lebensform stellt die Versorgung des Körpers mit Eiweiß ein Problem dar, für das seit langem nach Ersatz gesucht wird. Aktuell wird an Stoffen geforscht, die aus natürlichen, nicht gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden. In den bevölkerungsreichen Staaten Asiens werden Insekten als Eiweißlieferanten immer beliebter. Auch bei uns könnten sie bald Alternativen zur umweltschädlichen und problematischen Massentierhaltung werden.

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Das Restaurant bietet Fleisch vom Hund an.

10.2. Vom Schwein und Co.: Verordnete und vereinbarte Speise-Tabus

Es hat einen einfachen Grund, warum im Judentum und im Islam Schweine nicht gegessen werden dürfen: Besonders in den heißen Ländern Vorderasiens kann das schwierige Reinigen und die unsachgemäße Lagerung vor allem von Schweinefleisch Krankheitserreger hervorrufen. Um die Bevölkerung davor zu schützen, wurde das Schweine-Verbot zu einem in den heiligen Büchern niedergeschriebenen Gesetz. Neben diesen religiös begründeten, gibt es aber auch eine Reihe anderer Nahrungstabus. So ist es in westlich geprägten Kulturen ungeschriebenes Gebot, keine fleischfressenden Tiere zu essen. In anderen Gesellschaften hingegen sind zum Beispiel Katzen und Hunde Spezialitäten und explizit der Verzehr von Wild tabuisiert.

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Unusual depiction of 'everyday work' on gems. - Three men around a kettle scalding pigs. Two large stones under the kettle mark the hearth. The men are depicted in profile, the two facing...

Griff eines Messers mit feststehender Klinge in Form eines kauernden Wildschweines, das den Kopf auf die Vorderläufe gelegt hat. Am hinteren Ende ein blattförmiges Ansatzstück mit Rest...

11. Ich jage Dich

Jagd ist als Sport in vielen Gesellschaftsschichten beliebt, weshalb sich zum Beispiel Jagdtourismus zu einem lukrativen Geschäft entwickeln konnte – von Tierfreund*innen verachtet, von Anhänger*innen als Regulierung von Wildtierpopulationen zur Reduktion von Wildschäden gelobt.

Die Jagd auf wilde Tiere war lange ein Hobby der Reichen und Mächtigen dieser Welt. Mit dem Veranstalten großer Jagden konnte beeindruckt werden, wobei weniger das Erlegen als das Event von Bedeutung war und heute noch ist. Seit Ackerbau und Viehzucht erstmals um 9500 v. Chr. im Nahen Osten aufkamen und durch Einwanderer um 5500 v. Chr. auch Mitteleuropa erreichten, war die Jagd nicht mehr wesentlicher Faktor der Nahrungsbeschaffung. Wilde Tiere wurden zu besonderen Delikatessen, deren Töten schon in der Antike in erster Linie Freizeitspaß war. 1380 v. Chr., in seinem 10. Regierungsjahr, ließ der ägyptische Pharao Amenhotep III. die Welt stolz wissen, dass er bis dahin schon 102 wilde Löwen getötet habe.

11.1. Jagd – Freizeitspaß mit religiöser Bewandtnis

In vielen antiken Kulturen war die Jagd sichtbarer Ausdruck dafür, dass der Mensch die Fähigkeit besitzt, die wilde, ungebändigte Natur regulieren und somit beherrschen zu können. Für die Alten Ägypter waren Wüstentiere, wie Antilopen und Steinböcke, Tiere des bösen Gottes Seth, der seinen Bruder Osiris, Herrscher des fruchtbaren Niltals, umgebracht hat. Gleichsam als Ritual wurden sie in Gehege getrieben, um sie dadurch leicht mit Pfeil und Bogen erlegen zu können. Dies sollte den Göttern beweisen, und auch allen Menschen sichtlich vor Augen führen, dass das Chaos bezwingbar ist und dadurch Ordnung und Korrektheit, von den Ägyptern „Maat“ genannt, im Kosmos und auf Erden herrschen kann.

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Für Pharao Amenhotep III. ist einmalig, dass er fünf besondere Ereignisse aus den ersten zehn Jahren seiner Regierung auf großen, so genannten Gedenkskarabäen schriftlich verewigen und...

Die so genannten Jagdbecher, benannt nach den Szenen auf dem umlaufenden Bauchfries, zeigen entweder Jagdsituationen in der freien Wildbahn oder vielleicht Vorführungen im Rahmen von...

Ein jugendlicher Jäger - nur ein Teil des unbärtigen Kopfes, Schulter und vorgestreckte Hand sind erhalten - stößt einem Eber den Jagdspieß entgegen. Vor dem Mann steht ein Hund (nur...

Das Holzplättchen in Form eines militärischen Schildes war zum Schutz eines Toten auf dessen Mumienbinden genäht. Als Schutzgarant ist darauf der vergöttlichte Pharao...

Der einachsige Pferdewagen ist in ein Quadratnetz gezeichnet, das zum Einhalten von Proportionsregeln bestimmt ist. Es zeigt, dass es sich hierbei nur um eine Vor- und noch nicht die...

Auf der Stele sind fünf Jäger und Krieger zu Pferd zu sehen. Sie tragen Speere und Schilde. Offenbar jagen sie Wasservögel, die mittig zu erkennen sind.

11.2. Jagd heute – wo sich die Geister scheiden

Ihre Freund*innen lieben sie, viele andere hassen sie: die Jagd, wie sie heute als Freizeit-Event betrieben wird. Für die einen ist sie Naturschutz, für die anderen die pure Lust am Töten. Der Deutsche Jagdverband (DJV) betont, dass seine Mitglieder nicht nur den durch Wildschäden bedrohten Forstbestand, sondern auch mit der Jagd vor Krankheiten und Seuchen schützen. Gegner*innen führen unter anderem ins Feld, dass mit Munition pro Jahr 3.000 bis 4.000 Tonnen Blei in die deutsche Landschaft geschossen werden, das sich im Boden und Wasser anreichert und somit in die Nahrungsketten gelangt. Freizeitjäger*innen würden eben nicht nach ökologischen Gesichtspunkten, sondern nach Trophäen jagen. Die Jagd hat schon immer die Gemüter erregt, und sie wird es wohl noch lange tun, solange es sie geben wird.

Jagdtrophäe in Schloss Rothestein

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Diese Prunkwaffe war nicht für den Gebrauch bestimmt. Sie ist ein Sammlerstück für Kunstliebhaber. Neben den vielen kleinen Bildern von Jagdgeschehen gibt es auch zwei...

Die zylindrische Wandung ist von der Darstellung einer Treibjagd im Deister (Steinheide) bei Hannover ganz bedeckt. Innerhalb von Netzen, aufgespannten Tüchern und Palisaden spielen...

Ein Jägerpaar ruht mit seinen beiden Hunden an einem Baumstamm, der - gleichsam als Rahmen der Szenerie - in eine Rokokovolute, also ein Architekturelement übergeht. Hingegen ist der Sockel...

Es handelt sich um eine Medaille des "Erdhund-Clubs Oelper", die aus Anlass einer Ausstellung 1897 geprägt wurde. Erdhunde sind eine Jagdhundrasse, die bei der Baujagd eingesetzt werden....

Die Plakette ist oben mit einer Öse versehen. Sie zeigt einen Jagdhund mit einem erlegten Fuchs.

Franz Ferdinand von Österreich (1863-1914) galt seiner Zeit als einer der besten Schützen der Welt. Seiner Jagdleidenschaft ging er nicht nur in großen heimischen...

12. Ich gebrauche Dich

In der Gegenwart dienen Tiere dem Menschen in erster Linie als geliebtes Heimtier sowie als Fleisch- und Ertragstier. Die einen werden gepflegt und verhätschelt, die anderen industriell gehalten und geschlachtet. Nie wurde der Gegensatz stärker empfunden als heute.
Der Gebrauch von Tieren durch den Menschen hat sich im Verlauf der Geschichte immer mehr eingeschränkt. Denn mit der Domestikation verschiedener Tierarten in der Jungsteinzeit vor etwa 12.000 Jahren begann zunächst ihr umfassender Nutzen für den Menschen: zum Beispiel als Transportmittel, als Helfer in der Landwirtschaft oder als Unterstützer im Kampf. Das Pferd dürfte das vielseitigste und wichtigste Nutztier in der Menschheitsgeschichte gewesen sein. Heute aber ist das Pferd in Deutschland vor allem Sport- und Freizeittier.
Besondere tierische Fähigkeiten machen sich die Menschen weiterhin zu nutzen, so etwa den Geruchssinn der Hunde.

12.1. Kriegselefanten der Antike

Im Krieg gegen den Perserkönig Dareios lernten Alexander der Große und seine griechischen Soldaten erstmals Elefanten kennen. Trotz des Einsatzes der mächtigen Tiere gegen ihn gewann Alexander Schlacht um Schlacht (334-330 v. Chr.) und nahm Elefanten als Beute. Hannibals Überquerung der Alpen mit afrikanischen Elefanten (218 v. Chr.) ist bis heute im kulturellen Gedächtnis verankert. Der karthagische Heerführer setzte die Tiere im Zweiten Punischen Krieg (218-202 v. Chr.) gegen die Römer zunächst erfolgreich ein. Doch diese ließen sich nicht von den Tieren abschrecken. Die letzten Elefanten Hannibals starben bei dem Übergang über den Apennin, und Hannibal verlor den Krieg.

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Der große makedonische Eroberer Alexander III. (356-323 v. Chr.), seine Soldaten und ihre Pferde trafen erstmals in der Schlacht von Gaugamela (heute im Irak, 331 v. Chr.) auf 15...

Auch wenn die Kriegselefanten nicht zu den erwünschten Siegen gegen Alexander führten, erkannte man ihre Nützlichkeit. In den unzähligen Schlachten unter den Nachfolgern Alexanders in...

Auch wenn die Kriegselefanten nicht zu den erwünschten Siegen gegen Alexander führten, erkannte man ihre Nützlichkeit. In den unzähligen Schlachten unter den Nachfolgern Alexanders in...

Die Punische Münze ist während des Zweiten Punischen Krieges geprägt worden. Der karthagische Heerführer Hannibal (247-183 v. Chr.) ließ gezähmte, afrikanische Kriegselefanten über das...

Auf manchen Münzen der führenden Familien in der späten Römischen Republik wurden Elefanten abgebildet, so auch auf einer Münze Julius Caesars. Der Grund ist nicht genau bekannt, denn...

The Roman cut gemstone depicts an African elephant. The Romans knew the animals mainly as war elephants, but also saw them at animal shows in the amphitheatres. (SV)

12.2. Das Pferd – vielseitig nutzbar

Vermutlich im 3. Jahrtausend v. Chr. entdeckten die Menschen den Nutzwert des Pferdes für ihren Alltag: als Lasttier für Transporte, für landwirtschaftliche und militärische Zwecke sowie nicht zuletzt zur Ernährung. Wurde ein Pferd zu schwach, hat man es geschlachtet. Monarchen hingegen hielten Pferde zu Repräsentationszwecken und als Reittier bei der Jagd. Mit der Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert und später weiterer Maschinen und Fortbewegungsmittel wie dem Automobil wurden die meisten dieser Aufgaben nach und nach hinfällig. Heute dienen Pferde vor allem dem Sport sowie als Begleiter und Freund vieler Besitzer*innen.

Sport- und Festwoche Hannover 14. bis 22. Juni 1913 (Postkarte), Entwurf und Lithographie: H. Bestehorn, Magdeburg; Historisches Museum Hannover

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Bevor Traktoren im Ackerbau zum Einsatz kamen haben Jahrtausende lang Ochsen und Pferde den Pflug gezogen und so ihren Beitrag zur Ernährung des Menschen geleistet. Denn...

Vermutlich im 3. Jahrtausend v. Chr. wurde das Pferd domestiziert. Es erwies sich bald als unverzichtbar für die Mobilität des Menschen. Diese griechische Statuette stellt ein...

Das Bildmotiv der Lampe zeigt einen Reiter mit dem typisch römischen Soldatenmantel. Am Pferd sind Zaumzeug, Sattelgurt und Brustgurt zu erkennen. Steigbügel benutzten die Römer noch nicht....

Wagenrennen gehörten zu den Höhepunkten der Olympischen Spiele der Antike und anderer Feste. Sie waren vor allem ein Sport der Aristokraten. Bereits im griechischen Mythos kommen häufig...

Das Plakat zeigt eine (Hannoveraner?) Stute mit Fohlen vor dem Giebel eines niederdeutschen Hallenhauses. Bei der Zucht der Pferderasse Hannoveraner waren die Ziele bis nach dem Zweiten...

Die Lithographie zeigt ein Pferderennen mit Jockeys. Es handelt sich um eine frühe Darstellung eines Pferderennens als Sportveranstaltung, wie es sie erst seit dem späten 18....

12.3. Der beste Freund und Diener des Menschen

 

Hunde und Katzen sind die beliebtesten Heimtiere in Deutschland. Bei den Besitzer*innen genießen sie fast wie ein Familienmitglied besondere Aufmerksamkeit. Darüber hinaus sind Hunde durch ihren dem Menschen weit überlegenen Geruchssinn besonders hilfreich: Als Assistenzhunde (Blindenhunde) bieten sie Orientierung, werden hochgeachtet und gelten rechtlich als 'Hilfsmittel' für Menschen mit Behinderungen. Spürhunde stehen im Dienst der Polizei oder der Rettungsdienste. Die Tiere müssen ausgebildet werden, um Personen, Leichen, Rauschgift oder vieles andere zu finden. Neuerdings werden Hunde trainiert, um mit dem Covid-19-Virus infizierte Menschen zu entdecken.

Polizeihundeprüfung, 1947/48

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Der Anfang des Zeitungsartikels lautet:„Die Tatsache, dass zu Beginn des Krieges acht Hunde mit ihren Führern ins Feld gingen, während jetzt 1600 an unserer Front...

Das Foto wurde bei der Bahnpolizei (heute Bundespolizei) gemacht und zeigt eine Prüfung am Ende der Ausbildung von Personenspürhunden in der Reichsbahn-Schule Hasperde....

Kindermarken

 

In der Ausstellung gibt es Stationen, die sich speziell an Kinder richten. Hier wird thematisiert, wie Tiere im Zoo leben, dass Tiere Rechte haben (wollen) und in einem eigens gestalteten Spiel können Tiere auf ein sicheres Rettungsboot gebracht und so symbolisch gerettet werden. Die Illustratorin Lisa Rammensee hat anlässlich der Ausstellung für das Museum August Kestner detailreiche Wimmelbilder zum Spielen und Entdecken - nicht nur für Kinder - entworfen.

 

 

 

 

Epilog

Wie wollen wir mit Tieren leben?

Die Ausstellung führt vor Augen, wie widersprüchlich Menschen mit Tieren in der Vergangenheit umgegangen sind und noch heute umgehen. Das Thema erhält zurzeit eine große Aufmerksamkeit im öffentlichen Diskurs. Offenbar besteht das gesellschaftliche Bedürfnis, den Zwiespalt und das Unbehagen zu überwinden.
Der gesetzliche Rahmen schützt das Leben der Tiere weltweit nur unzureichend. Neuerungen sind notwendig und werden in Teilbereichen angestrebt, beispielsweise mit dem anstehenden Verbot von Wildtieren im Zirkus oder durch Initiativen für das Tierwohl in der Nutztierhaltung. Weitergehende Forderungen an die Gesetzgebung sind jedoch notwendig, wie die Ausstellung ebenfalls verdeutlicht.
Doch Gesetze allein können nicht zu einer guten Beziehung zwischen Menschen und Tieren führen. Jeder Mensch kann nur selbst sein Leben mit Tieren gestalten und zum Beispiel durch Kaufentscheidungen beeinflussen. Die Bewegungen zum Tierschutz, zum Artenschutz und zum Tierrecht bündeln jeweils verschiedene Ziele und werben um Unterstützung. Letztlich führt an dem Schutz bedrohter Tiere kein Weg vorbei, denn nur eine intakte Tierwelt garantiert auch das Wohl der Menschen.

E0: Epilog Texte

Artenschutz
Im Zentrum des Artenschutzes stehen Populationen, nicht einzelne Tiere. Während der Tierschutz und die Tierrechtsbewegungen sich um das Wohlergehen auch individueller Tiere kümmern, richtet sich der Artenschutz vorwiegend um den Erhalt von wildlebenden Tier- und Pflanzenarten im Hinblick auf ein ganzes Ökosystem. Artenschutzprogramme zielen zumeist auf bestimmte gefährdete Arten. Oft sollen dabei beliebte Tiere wie der Pandabär oder Elefanten eine „Flaggschiff“-Funktion übernehmen: Wird ihr Lebensraum unter Schutz gestellt, so werden indirekt auch andere, weniger bekannte Tiere in demselben Lebensraum geschützt. Hieraus erwächst auch einer der Kritikpunkte gegen den Artenschutz, der besagt, dass zu sehr die menschlich empfundene Ästhetik der Tiere im Vordergrund steht. Weiterhin kann es durchaus im Sinne des Artenschutzes sein, Fressfeinde bedrohter Tierarten zu töten. Dies wollen Tierrechtler*innen und viele Tierschützer*innen wiederum nicht verantworten.

Tierschutz
2002 wurde in Deutschland der Tierschutz im deutschen Grundgesetz fest verankert. Zahlreiche Organisationen engagieren sich hierzulande, aber auch weltweit für den Schutz von Tieren. Jedoch gibt es große nationale Unterschiede. Auch die Zielsetzungen und Arbeitsweisen der einzelnen Organisationen sind vielfältig und reichen vom caritativen Tierschutz vor allem für Haustiere bis hin zu politischem Engagement. Eine organisierte Tierschutzbewegung bildete sich im frühen 19. Jahrhundert heraus, ausgehend von Großbritannien. Als erstes Tierschutzgesetz gilt der englische Martin’s Act von 1822; der erste deutsche Tierschutzverein wurde 1837 in Stuttgart gegründet. Das erste deutsche Tierschutzgesetz wurde 1933 verabschiedet. Seit den 1960/70er Jahren radikalisierten sich Teile der Tierschutzbewegung zunehmend, und die Tierrechtsbewegungen entstanden. Im Unterschied zu Tierrechtler*innen akzeptiert der Tierschutz die Nutzung und Tötung von Tieren durch den Menschen solange ein „vernünftiger Grund“ vorliegt (Deutsches Tierschutzgesetz §1).

Tierrechtsbewegungen
Die Tierrechtsbewegungen fordern Grundrechte wie Freiheit und das Recht auf Unversehrtheit für Tiere und zwar für jedes individuelle, leidensfähige Tier. Da die geforderten Rechte in vieler Hinsicht durch den Menschen eingeschränkt werden, sei es durch Nutztierhaltung, Jagd, Tierversuche usw., wollen Tierrechtler*innen jeden Umgang mit Tieren, der ausschließlich im Interesse des Menschen geschieht, abschaffen. Manche Tierrechtsbewegungen arbeiten mit radikalen Mitteln, die ihre Zwecke heiligen sollen. Dies ist einer der Kritikpunkte gegen sie. Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangende Eindeutigkeit: Sollen Tiere Menschenrechte erhalten? Sollen diese für alle Tiere gelten oder nur für bestimmte Tiere? Zur Verbesserung der Situation von leidenden Tieren kooperieren einige Tierrechtlicher*innen mit Tierschutzorganisationen, auch wenn sich die grundsätzlichen Ziele beider Gruppen unterscheiden.

Impressum


"Das Tier und Wir. Über ein widersprüchliches Verhältnis“

Ausstellungsidee, Konzept und Texte
Mirjam Brandt, Pia Drake, Christian E. Loeben, Katharina Rünger, Sally Schöne, Thomas Schwark, Anne Viola Siebert, Carmen Vey, Simone Vogt

Ausstellungsleitung
Simone Vogt

Digitale Ausstellung
Mirjam Brandt, Anne Viola Siebert

Wissenschaftliche Beratung
Dr. Marcel Sebastian, Soziologe, Group for Society and Animals Studies, Universität Hamburg

 

Landeshauptstadt Hannover
Museum August Kestner
2021

 

Bildnachweise

1.1 Olaf Tausch, via Wikimedia Commons (CC BY 3.0)
1.2 Jonoikobangali, via Wikimedia Commons (Public domain)
2.1 Aerospace Av Service, via wikimedia Commons (Public domain)
2.3 Bjoertvedt, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
2.4 Ibrahim El-Sayed Tammam, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
2.5 Horst J. Meuter, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
3.1 Mwangi Kirubi, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
3.3 U.S. Fish and Wildlife Service Southeast Region, via Wikimedia Commons (Public domain)
4.1 Internet Archive Book Images, via Wikimedia Commons (No restrictions)
4.2 Martin Weicker, via Wikimedia Commons (CC BY 3.0)
6 Frank Vincentz, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
6.1 bwag, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
7.1 Bartz/Stockmar - Fleischatlas 2021, via Wikimedia Commons (CC-BY 4.0)
7.2 Brehms Thierleben, 2. Bd. (Leipzig 1887), via Wikimedia Commons (Public domain)
8.1 Römische Villa in Nennig, via Wikimedia Commons (CC BY 2.0)
8.2 Anke von Bremen, DIESSEITS Kommunikationsdesign
8.3 Die Gartenlaube, 1892, via Wikimedia Common (Public domain)
9.2 Aktion "Wolf. Nein Danke"
9.4 Amit.cr.yadav, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
9.5 Christian Rose, Museum August Kestner
10.1 KSRE Photo, https://www.flickr.com/photos/43276854@N02/37134256306/, via Wikimedia Commons (CC BY 2.0)
  Jnpet, via Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
11.2 Christoph Braun, Eigenes Werk, via Wikimedia Commons (CC0)
12.2 Entwurf und Lithographie: H. Bestehorn, Magdeburg; Historisches Museum Hannover
12.3 Hauschild-Archiv, Historisches Museum Hannover
Exkurs Christian Rose, Museum August Kestner
Kindermarken Lisa Rammensee