Der kriegerische Kurfürst
Die 48 Jahre währende Regierungszeit Kurfürst Friedrich Wilhelms von Brandenburg war von zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Zum Zeitpunkt seines Regierungsantritts 1640 befanden sich die europäischen Mächte noch im Dreißigjährigen Krieg. Durch die Bestimmungen des Westfälischen Friedensschlusses, der diesem Krieg ein Ende setzte, musste er zwar hinnehmen, dass er einen wichtigen Teil Pommerns an die Schweden verlor, dafür wurden jedoch kleinere Territorien (Bistum Halberstadt, Bistum Minden, Grafschaft Hohenstein und eine Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg) als sein Hoheitsgebiet anerkannt. Als Lehnsherr in Preußen und in der Kurmark blieb der brandenburgische Kurfürst vom polnischen König und vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation abhängig.
Zur Erweiterung des Herrschaftsgebietes fielen kurbrandenburgische Truppen 1651 vor dem Hintergrund des seit Jahrzehnten schwelenden Konflikts um die jülich-klevische Erbfolge in das Herzogtum Berg ein und begannen einen Krieg mit Pfalz-Neuburg. Diese erste eigenständige militärische Aktion des Kurfürsten endet jedoch erfolglos. Im Zweiten Nordischen Krieg (1655-1660) trat Friedrich Wilhelm die Übermacht des schwedischen Heers vor Augen gezwungenermaßen einer Allianz mit Schweden gegen Polen bei, um sich das Herzogtum Preußen zu erhalten. Die Verbündeten schlugen zunächst das polnische Heer, wurden aber bald in die Defensive gedrängt. Von polnischen Truppen bedroht, trat Kurbrandenburg aus dem Bündnis mit den Schweden aus und schloss mit Polens König Frieden. Dieser bestätigte Friedrich Wilhelm die Souveränität im Herzogtum Preußen, und 1660 erkannten ihn die europäischen Mächte im Friedensvertrag von Oliva endgültig als Souverän über das Herzogtum Preußen an. Die spätere Geschichtswissenschaft hat darin den Grundstein für den Aufstieg Kurbrandenburgs und später des Königreichs Preußen zu einer europäischen Großmacht sehen wollen.
Hauptziel des Kurfürsten blieb jedoch die Vertreibung der Schweden aus Pommern. Er reformierte das Heer Kurbrandenburgs und unternahm, dieses Ziel stets vor Augen, mehrere Feldzüge mit immer wieder wechselnden Bündnispartnern. 1675 gelang es ihm, die in Brandenburg eingefallenen Schweden in einem Gefecht bei Fehrbellin zu besiegen. Die Schweden zogen sich zurück, die brandenburgischen Truppen eroberten Stralsund, Rügen und Greifswald und gewannen mit Stettin einen wichtigen Zugang zur Ostsee. Seine Eroberungen musste der Kurfürst bereits 1679 auf französischen Druck durch die Bestimmungen des Friedens von Saint-Germain wieder an die Schweden zurückgeben, was er seinen Bündnispartnern anlastete. Seine Kränkung, die militärischen Eroberungen des Brandenburgisch-Schwedischen Kriegs wieder abtreten zu müssen, sorgte in den folgenden Jahren erneut für eine Abwendung von früheren Verbündeten und eine wechselnde Bündnispolitik. Während Friedrich Wilhelm in den 1670er Jahren im Niederländisch-Französischen Krieg mit der Republik der Vereinigten Niederlande und dem Kaiser koalierte, verbündete er sich 1679 mit Frankreich. 1685 wandte er sich wiederum von Frankreich ab und verbündete sich erneut mit der niederländischen Republik.
Obwohl seine Kriegshandlungen in mehrfacher Hinsicht nicht erfolgreich waren und die ständig wechselnde Bündnispolitik eine fehlende übergeordnete Strategie erkennen ließ, gelang es dem Kurfürsten am Ende, die Souveränität über das Herzogtum Preußen zu gewinnen und zu erhalten und sich einen guten Teil des jülich-klevischen Erbes zu sichern. Das öffentliche Bild von seinen Errungenschaften prägte er durch die Herstellung von Medaillen, die seine siegreichen Momente bezeugten und nach außen repräsentierten. Auch die von ihm beauftragte Bildteppichfolge der „Kriegstaten des Großen Kurfürsten“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie der Kurfürst das Medium der Kunst zur Vermittlung seiner politischen Ziele einsetzte. Bildteppiche galten bis in die Barockzeit als das ideale Mittel zur Inszenierung fürstlicher Macht.
2020-04-15