Johannes Gesch
Im Alter von 20 Jahren kommt Johannes Gesch 1910 nach Bad Freienwalde und übernimmt das Fotoatelier in der Gesundbrunnenstraße 9c. Das ursprünglich von Fotograf R. I. Rohde 1864 gegründete Atelier verfügt über eine komplette Ausstattung und einen Kundenstamm. Johannes Gesch erhält von Rohdes Nachfolger, Robert van Stuyvenberg, außerdem dessen Negativbestand. Gesch nennt sein Atelier „Werkstätten für Photographie“, macht selbst Porträt-, Auftrags- und Außenaufnahmen und erweitert das Angebot um Laborarbeiten für Privatpersonen und eine Fotohandlung. Er verkauft Kameras mit Zubehör, Fotoplatten, Filme, Bilderrahmen, Fotoalben und andere Bildpräsentationsträger. Etliche seiner Bilder dienen als fotografische Vorlagen für Ansichtspostkarten, die von verschiedenen Verlagen im Auftrag örtlicher Unternehmer herausgegeben werden.
Während der NS-Zeit (in den Krieg muss er wegen seines vorgerückten Alters nicht ziehen) macht Gesch viele Porträtfotos u. a. von SA-Männern in Uniform, auf denen die Namen der Porträtierten verzeichnet sind (man hat sie zum Glück und wohl nur zufällig nach dem Krieg nicht vernichtet). Mit dem Fotografieren von Landschaften oder anderen Außenaufnahmen beschäftigt er sich während dieser Jahre weniger. Dafür fotografiert er auf Hochzeiten und andere Familienfeiern, macht Passbilder, Freundschaftsbilder und Einzelporträts.
Auch nach dem Krieg führt er seine Werkstätten für Photographie weiter, bis er im Jahre 1958, nach seinem 68. Geburtstag, das Geschäft aufgibt. Von nun an arbeitet er im Oderlandmuseum Bad Freienwalde ehrenamtlich als Fotograf weiter, macht Objektfotos und überlässt dem Museum schließlich seinen gesamten fotografischen Nachlass. Darunter befinden sich viele Glasnegative, die leider nicht sofort und noch zu Lebzeiten des Fotografen genau beschrieben und inventarisiert wurden. Johannes Gesch arbeitet bis zu seinem 80. Geburtstag im Jahre 1970 als Fotograf im Oderlandmuseum. Ein Jahr später stirbt er und wird auf dem Evangelischen Friedhof in Bad Freienwalde beigesetzt.
Die fotografischen Arbeiten Johannes Geschs zeugen von routiniertem Handwerk, wie bei vielen Kolleg*innen der klassischen Berufsfotografie seiner Generation. Umso eindrücklicher erscheinen einzelne Aufnahmen von Landschaften, aber auch von Alltagsszenen. Ihre Komposition macht sie zu Sinnbildern von Lebensumständen und Zeitgeschehen, wie bei einigen der unten gezeigten Objekte zu sehen ist.
2019-01-10