Motiv
Das Motiv ist, wie der Begriff schon impliziert, untrennbar mit der Motivation der Fotografierenden verknüpft. Streng genommen existiert keine objektive Fotografie. Jeder gewählte Ausschnitt ist eine Selektion der äußeren Gegebenheiten, jede Komposition eine Manipulation des Blicks. Die Person hinter der Kamera beeinflusst also das Bild. Kennt man die Person näher, lässt sich ihr Blick auf die Wirklichkeit im historischen Kontext genauer deuten und somit der dokumentarische Wert des Bilds besser verstehen. Deshalb sollte der Bekanntheitsgrad der Fotografierenden oder die handwerkliche Qualität der Bilder kein vorrangiges Auswahlkriterium für eine museale Bestandserweiterung sein.
Die unten gezeigten Bilder folgen ganz unterschiedlichen interessen. Die ersten drei wurden für das Potsdamer Stadtbauamt angefertigt, die anderen sind Laienfotografien von Fischerfamilie Witte aus Frankfurt (Oder). Dem pragmatischen Ablichten eines Rohbaus, der Stadtbegrünung oder der Dachdeckung stehen Erinnerungen für das Familienalbum gegenüber. Gerade weil hier die Inszenierung des Motivs nicht gewollt oder gekonnt ist, „schwappen“ Peripherieinformationen zu Lebensumständen (Wäsche im Hinterhof, Fischernetze im Garten) und Alltagsmomenten (Passanten) ins Bild, die historisch erhellend sein können.
2019-01-29