Brandenburger Fotografinnen und Fotografen

Fotografie als historisches Zeugnis - eine Herausforderung für Museen und Archive

Bis um 1840 die ersten fotografischen Objekte entstanden, war für den Menschen ein Abbild der Realität immer und ausschließlich Interpretation. Ob als Erfahrungsbericht, Zeugenaussage, Gemälde oder Zeichnung, es gab ausschließlich subjektive Wirklichkeitsderivate. Die einzige Möglichkeit ein Ereignis, einen Ort oder eine Person authentisch zu erfassen, bestand in der persönlichen Anwesenheit. Mit der Fotografie erweiterte sich die persönliche Wahrnehmung:

„Während ein gemaltes Bild – selbst wenn es den fotografischen Normen von Ähnlichkeit entspricht – niemals mehr als eine Interpretation bietet, ist eine Fotografie nie weniger als die Aufzeichnung einer Emanation (Lichtwellen, die von Gegenständen reflektiert werden) – eine materielle Spur ihres Gegenstands, wie es ein Gemälde niemals sein kann.“ aus: Susan Sontag, „Über Fotografie“, 1977, S. 142 

In der ersten angefertigten Fotografie ist bereits die Matrix für unser digitales Zeitalter angelegt - die rein technische Erfassung eines Motivs, dessen Reproduzierbarkeit und daraus folgend, dessen massenhafte Rezipierbarkeit. Die industrielle Revolution ist auch eine mediale Revolution.

Fotografische Bestände wurden in der Vergangenheit oftmals und werden zum Teil jetzt noch von Museen und Archiven „nur“ als dokumentarische Zeugnisse historischer Gegenstände, Personen oder Ereignisse betrachtet. Man würde lieber nach Motiv und nicht nach Bildträger oder Fotograf*in archivieren. Spätestens aber die dringend notwendige Sicherung der von Verfall bedrohten fotografischen Objekte fördert ein Bewusstsein für Urheberschaft und Vielschichtigkeit des fotografischen Objekts.

2019-01-29