Fototechnik und Verfahren
Die frühen Fotograf*innen vereinten in ihrer Arbeit naturwissenschaftliche Kenntnisse in Chemie und Physik mit künstlerischen Fertigkeiten, wie Bildkomposition und Lichtführung. Naturwissenschaft deshalb, weil die fotografischen Medien, also die lichtempfindlichen Oberflächen von versilberten Kupferplatten (Daguerreotypie) oder etwas später von Glasplatten, mit zum Teil hoch toxischen Chemikalien selber hergestellt werden mussten. Nachdem Fotoplatten und bald darauf Filmmaterial industriell gefertigt wurden, blieb beim Fotografen immer noch die Arbeit in der Dunkelkammer, um Filme zu entwickeln und Positivabzüge herzustellen. Ein weiterer wesentlicher Tätigkeitsbereich war die Negativ-Retusche, sowie die Kolorierung von Positivmaterial.
Darüber hinaus war das Fotografieren in seinen Anfängen durchaus mit einiger körperlicher Anstrengung verbunden: Vor der Erfindung des Nitro-Zellulose-Films wurde hauptsächlich mit großformatigen Glasplattennegativen gearbeitet, die, in entsprechend großen Kameras zur Belichtung eingesetzt, wegen der langen Belichtungszeiten nur mit Stativ benutzt werden konnten. Bei Aufnahmen im Freien wurde zudem ein mobiles Labor mitgeführt, da bei der Arbeit mit Kollodium-Nassplatten die belichtete Platte sofort entwickelt werden musste. Die Gelantine-Trockenplatte war komfortabler, da sie gelagert werden konnte. Allerdings war sie auch teurer.
Mit der zügigen Verbesserung der Objektiv- und Kameratechnik wurden die Kameras leichter und lichtstärker, die Filme farbiger - was die Einsatzmöglichkeiten der Fotografie enorm erweiterte. An dieser technischen Entwicklung waren auch Brandenburger*innen maßgeblich beteiligt. Um nur zwei Innovationen zu nennen: Das Weitwinkelobjektiv wurde in Rathenow entwickelt und das Magnesiumblitzlicht erfand 1887 der Potsdamer Adolf Miethe. Letztere Erfindung hatte allerdings bei der Porträtfotografie aufgrund ihrer Blendwirkung seine Tücken, wie Miethe und sein Mitstreiter Johannes Gädicke berichteten:
„Das Resultat wird, selbst wenn keine zu markante Unschärfe vorhanden ist, ein gequältes, unähnliches, verängstigtes Gesicht sein, mit geistlosem Ausdruck und krebsartig hervorquellenden Augen." (Adolf Miethe und Johannes Gädicke, Praktische Anleitung zum Photographiren bei Magnesiumlicht, 1887, zitiert nach Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Blitzlicht, 20.12.2018)
2019-01-29