3. Gleim und der Krieg
Auch wenn Gleim nicht wie der Grenadier, der fiktive Verfasser seiner Kriegslieder, am Kampfgeschehen beteiligt war, so hat er doch drastische Eindrücke vom Soldatenleben und vom Sterben auf dem Schlachtfeld gewonnen.
Gleim und der Krieg
Auch wenn Gleim nicht wie der Grenadier, der fiktive Verfasser seiner Kriegslieder, am Kampfgeschehen beteiligt war, so hat er doch drastische Eindrücke vom Soldatenleben und vom Sterben auf dem Schlachtfeld gewonnen. Als Sekretär des Markgrafen Wilhelm von Brandenburg-Schwedt machte er 1744 den Eröffnungsfeldzug des Zweiten Schlesischen Krieges mit und erlebte dabei die Belagerung von Prag aus nächster Nähe. Er war zugegen, als sein Dienstherr einer Kanonenkugel zum Opfer fiel, die ebenso gut ihn selbst hätte treffen können. Noch als er neben dem Sarg saß und den Toten beweinte, wäre er "fast von einer Bombe zerschmettert" worden (Körte 1811, S. 30). Die anschließende kurzzeitige Anstellung als Stabssekretär des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, des ‚Alten Dessauers‘, eines der profiliertesten Feldherren Friedrichs II., führte Gleim abermals ins Feld. Das Amt des Sekretärs des Halberstädter Domkapitels, das Gleim 1747 antrat, war friedfertiger, dennoch brach der Krieg in Gleims Lebenssphäre hinein.
Der Siebenjährige Krieg führte bekanntlich zur Ausbildung eines preußischen Patriotismus. Das lebhafte Interesse an den Konstellationen und Ereignissen ließ manchen Freundesbrief zur Kriegsberichterstattung und zur Reflexion über die Bündnislage und die Schachzüge der kriegsführenden Parteien werden. "Seht doch, der Ramler spricht ja gar politisch", ertappte sich Ramler in einem Brief an Gleim nach Ausführungen über die Reichsexekution gegen Preußen, um erklärend hinzuzusetzen: "Aber ist es Wunder daß ich endlich einmal davon schreibe, wovon ich alle Mittage und Abende spreche?" (Ramler an Gleim, 29.1.1757)
Es blieb nicht bei Berichten und Gedanken über fernliegende Geschehnisse, der Krieg rückte näher und zog in Gestalt französischer und Reichstruppen erstmals am 1. September 1757 und in den folgenden Monaten mehrfach in Fürstentum und Stadt Halberstadt ein. Den Oktober über lagerte das riesengroße französische Hauptheer unter dem Herzog von Richelieu in Halberstadt und Umgebung. Gleim hatte in seiner Eigenschaft als der mit den Finanzen betraute Beamte des Domkapitels, der zudem der französischen Sprache mächtig war, den Feinden zur Verfügung zu stehen sowie außerdem die Nöte der Halberstädter Bevölkerung zu durchleiden. Von Einquartierungen bleib er auf beinahe wundersame Weise verschont.
Aus dem Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem feindlichen Heer wollte sich Gleim helfen, indem er die Dichtung als Waffe führte: "Schandsäulen wollen wir indeß in unsern Liedern, die wir eben deshalb ewiger machen wollen, der schändl. Nation, genug setzen" (Gleim an Ramler, 30.1.1758).
Vor dem Tod für König und Vaterland war Gleim freilich bei diesem literarischen Kriegsdienst gefeit, nicht jedoch sein Intimus Kleist, der diesen heldenhaften Tod geradezu suchte und bei Kunersdorf schließlich auch fand. Dies war der schwerste Verlust, den der Krieg Gleim zufügen konnte. Der Tod Kleists spiegelt sich wieder in Gleims Angabe, der preußische Grenadier, der fiktive Verfasser der Kriegslieder, sei bei Kunersdorf geblieben.
Auch wenn Gleim nicht wie der Grenadier, der fiktive Verfasser seiner Kriegslieder, am Kampfgeschehen beteiligt war, so hat er doch drastische Eindrücke vom Soldatenleben und vom Sterben auf dem Schlachtfeld gewonnen. Als Sekretär des Markgrafen Wilhelm von Brandenburg-Schwedt machte er 1744 den Eröffnungsfeldzug des Zweiten Schlesischen Krieges mit und erlebte dabei die Belagerung von Prag aus nächster Nähe. Er war zugegen, als sein Dienstherr einer Kanonenkugel zum Opfer fiel, die ebenso gut ihn selbst hätte treffen können. Noch als er neben dem Sarg saß und den Toten beweinte, wäre er "fast von einer Bombe zerschmettert" worden (Körte 1811, S. 30). Die anschließende kurzzeitige Anstellung als Stabssekretär des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau, des ‚Alten Dessauers‘, eines der profiliertesten Feldherren Friedrichs II., führte Gleim abermals ins Feld. Das Amt des Sekretärs des Halberstädter Domkapitels, das Gleim 1747 antrat, war friedfertiger, dennoch brach der Krieg in Gleims Lebenssphäre hinein.
Der Siebenjährige Krieg führte bekanntlich zur Ausbildung eines preußischen Patriotismus. Das lebhafte Interesse an den Konstellationen und Ereignissen ließ manchen Freundesbrief zur Kriegsberichterstattung und zur Reflexion über die Bündnislage und die Schachzüge der kriegsführenden Parteien werden. "Seht doch, der Ramler spricht ja gar politisch", ertappte sich Ramler in einem Brief an Gleim nach Ausführungen über die Reichsexekution gegen Preußen, um erklärend hinzuzusetzen: "Aber ist es Wunder daß ich endlich einmal davon schreibe, wovon ich alle Mittage und Abende spreche?" (Ramler an Gleim, 29.1.1757)
Es blieb nicht bei Berichten und Gedanken über fernliegende Geschehnisse, der Krieg rückte näher und zog in Gestalt französischer und Reichstruppen erstmals am 1. September 1757 und in den folgenden Monaten mehrfach in Fürstentum und Stadt Halberstadt ein. Den Oktober über lagerte das riesengroße französische Hauptheer unter dem Herzog von Richelieu in Halberstadt und Umgebung. Gleim hatte in seiner Eigenschaft als der mit den Finanzen betraute Beamte des Domkapitels, der zudem der französischen Sprache mächtig war, den Feinden zur Verfügung zu stehen sowie außerdem die Nöte der Halberstädter Bevölkerung zu durchleiden. Von Einquartierungen bleib er auf beinahe wundersame Weise verschont.
Aus dem Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem feindlichen Heer wollte sich Gleim helfen, indem er die Dichtung als Waffe führte: "Schandsäulen wollen wir indeß in unsern Liedern, die wir eben deshalb ewiger machen wollen, der schändl. Nation, genug setzen" (Gleim an Ramler, 30.1.1758).
Vor dem Tod für König und Vaterland war Gleim freilich bei diesem literarischen Kriegsdienst gefeit, nicht jedoch sein Intimus Kleist, der diesen heldenhaften Tod geradezu suchte und bei Kunersdorf schließlich auch fand. Dies war der schwerste Verlust, den der Krieg Gleim zufügen konnte. Der Tod Kleists spiegelt sich wieder in Gleims Angabe, der preußische Grenadier, der fiktive Verfasser der Kriegslieder, sei bei Kunersdorf geblieben.
2012-01-10