Friedrich, unser Held

1. Gleim und Friedrich II.

Die enthusiastische Verehrung Friedrichs II. war neben dem Freundschaftskult, dem Dichten und dem Sammeln ein wesentliches Lebensmotiv Johann Wilhelm Ludwig Gleims.

Gleim und Friedrich II.

Noch als Kind hatte Gleim am Beispiel seines Schwagers, der zur Armee gepresst worden war, aus nächster Nähe erfahren, wie Friedrich, damals noch als Kronprinz, einem Untertanen zu seinem Recht verhalf. Als klugen und gerechten Herrscher erlebte er ihn auch im Rahmen seiner dienstlichen Tätigkeit als Sekretär des Halberstädter Domkapitels, in welcher er häufig mit der königlichen Kanzlei zu korrespondieren hatte. Mehrfach hat Gleim seinen König von Angesicht gesehen und war fasziniert von dessen Ausstrahlung. Erstmals war er ihm im Jahr der Thronbesteigung, 1740, begegnet, sodann beim Eröffnungsfeldzug des Zweiten Schlesischen Krieges, den Gleim als Sekretär des Markgrafen Wilhelm von Brandenburg-Schwedt mitmachte, ferner wenige Monate nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, 1763, als der König in Halberstadt war und der Dichter ihn aus nächster Nähe sah, so "daß [ihm] kein Zug seiner Mine entwischen konnte" (Gleim an Ramler, 3.6.1763). Im Dezember 1785, einige Monate vor dem Tod Friedrichs, war Gleim zur Audienz geladen und hatte damit erstmals Gelegenheit zum Gespräch mit dem verehrten Herrscher.

Gleim verehrte und idolisierte Friedrich II. als Repräsentanten der Musen, der Vernunft, Weisheit, Gerechtigkeit, Humanität, mithin der Aufklärung, als fürsorglichen Landesvater sowie als Kriegshelden. Gegenüber dem Epitheton ‚der Große‘ zog er das noch exklusivere ‚der Einzige‘ vor.

Auch für Gleims literarisches Schaffen war die Gestalt Friedrichs II. von Bedeutung. Bis in das 20. Jahrhundert hinein beruhte der Ruhm des Halberstädter Dichters maßgeblich auf dessen patriotischen Dichtungen zum Siebenjährigen Krieg, die 1758 Lessing unter dem Titel "Preußische Kriegslieder" mir der Verfasserangabe "von einem Grenadier" herausgegeben hatte.

2016-10-13

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