Brandenburgisches Glas

Brandenburgisches Wald- und Formglas aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Für die frühneuzeitliche Glasherstellung war neben Quarzsand reichlich Holz erforderlich. Es diente als Brennstoff für die Schmelzöfen und als Ausgangsprodukt für die Pottasche, einem notwendigen Flussmittel. Überall dort, wo geeignetes Rohmaterial in großer Menge vorhanden war, entstanden ab dem 14. Jahrhundert nördlich der Alpen Glashüttensiedlungen. Dafür zahlten die Betreiber eine Pacht an den jeweiligen Landesherrn. Die Niederlassungen der Glasmacher machten auch die unwirtlichen Flächenwälder Brandenburgs rentabel. In der Mark hat es sicherlich eine Vielzahl kleiner Produktionsstandorte gegeben. In ihrem unersättlichen Bedarf an Holz rückten die Hütten dem Wald nach und veränderten mehrfach ihren Standort. Sie stellten das sogenannte Waldglas her, ein grünes oder braunes, meist trübes Glas.

Das Waldglas entsprach in seiner derben Ausführung den rohen Trinkbräuchen. Außer dem althergebrachten Römer kamen in der Spätrenaissance weitere Trinkgläser von oftmals enormer Größe auf. Die gewaltigen Humpen hießen auch "Willkomm". Sie besaßen einen ausladenden Fuß für festen Stand und waren häufig mit aufgelegten Nuppen zur besseren Handhabung verziert. Die spaßige Aufgabe der Passgläser oder "geschnürten" Gläser mit ihren umgelegten, gekerbten Ringen bestand darin, das eingefüllte Bier genau bis zur nächsten Markierung zu leeren. Eine andere Eigenheit der deutschsprachigen Länder waren Ziergläser mit emailbemalten Wappen oder Genredarstellungen. Erzeugnisse mit Emailbemalung sind aus den ersten kurfürstlichen Glashütten in Grimnitz bei Joachimsthal und Marienwalde (heute Bierzwnik) in der Neumark dokumentiert sowie aus Globsow. Sie werden als "Gläser mit Emailbemalung" vorgestellt. Im 17. und 18. Jahrhundert stellten rund 40 brandenburgische Hütten Flaschen und Vorratsgefäße aus Waldglas her, um den Massenbedarf zu decken. Die meisten dieser Manufakturen erzeugten zudem Hohlglas aus farblosem Kreideglas. 

2019-10-24

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