Brandenburgisches Glas

Grüne, schwarze, bernsteinfarbige, cyanblaue und weiße Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts aus Brandenburg

Erste Versuche, eine Färbung der Glasmasse zu erzielen, gab es bereits in der Antike. In größerem Umfang gelang es den venezianischen Glasmanufakturen im 15. und 16. Jahrhundert, farbige Hohlgläser zu erzeugen. Im Zeitalter des Barock zählte das Rubinglas zu den kostbarsten Farbgläsern. Für Johann Kunckel (um 1635–1703) gehörten jedoch nicht die rubinroten, sondern Gläser in Blau und Grün zu den "fürnemsten Hauptfarben" (Kunckel, Ars Vitraria Experimentalis, 1679, S. 274). Er stellte beide Sorten in der Potsdamer Hütte und auf der Pfaueninsel her. Königin Sophie Dorothea verwahrte in Schloss Monbijou einen Aufsatz aus "ganz grünem Glas, mit goldenen Rändern, Blumen und Bäumen" (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 59). Lediglich ein grüner Walzenkrug, ein vergoldeter Deckelpokal sowie wenige Gläser mit grünen Applikationen sind aus brandenburgisch-preußischer Produktion überliefert. Sie haben nichts mit den Waldglaserzeugnissen aus unreiner Glasmasse gemein, sondern sind von smaragdener Leuchtkraft. Ebenso rar sind Beispiele aus braunem Kristallglas, das – je nach Lichteinfall – ins warme Orange changiert, und milchblaue Glaswaren, die Kunckel mittels schwarzem Meersalz erzeugte (Kunckel, ebenda, S. 4).

Tief schwarzes Glas war im frühen 18. Jahrhundert eine Neuheit der brandenburgischen Glasherstellung. Zuvor wirkten Gläser lediglich schwarz, waren aber dunkelviolett, -grün, - braun oder -blau. Opakschwarze Gläser, etwa ein vierteiliger bemalter Aufsatz, sind im Inventar von Schloss Monbijou aus dem Jahr 1738 gelistet. Ein dort aufbewahrtes schwarzes Teeservice mit radiertem Goldornament hatte Kronprinz Friedrich 1726 bei der Potsdamer Glashütte bestellt. Bouteillen aus fast schwarzem Glas erzeugten dann in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die Glashütten Annenwalde, Basdorf, Globsow, Marienwalde, Nesselbruch, Rohrbruch und Stennewitz. Angeblich verwendete die Marienwalder Hütte zur Färbung einen schwarzen Stein "so auf dem dasigen Felde angetroffen wird" (Bekmann, Historische Beschreibung, 1751, Sp. 675). Später, 1804, entwickelte die Zechliner Hütte mit Schönebecker Soda ein Verfahren zur Schwarzglasherstellung.

Glas kann durch den Zusatz von Asche aus gebranntem Hirschhorn oder Scharfknochen weiß gefärbt werden. Seine Farbe changiert zwischen opalisierend und milchweiß. Mit Emailbemalung weisen diese Gläser enge Bezüge zum Porzellan auf und werden in der Literatur meist böhmischen, sächsischen oder thüringischen Hütten zugeschrieben. In Brandenburg stellte ab 1678 zunächst die Potsdamer Manufaktur feine Luxuswaren aus weißem Glas her. Allein im Bestand von Schloss Monbijou waren 86 Beispiele gelistet. Auch für die Nachfolgehütte in Zechlin ist die Produktion von sogenannten Milch- oder Porzellangläsern dokumentiert, etwa Salatieren, Waschbecken und Geschirr (vgl. zudem einen Deckelpokal mit goldstaffiertem Bildnis Friedrichs II., heute Schloss Ambras, Innsbruck). Die Glashütte Basdorf, heute auf Rheinsberger Gebiet, produzierte zwischen 1751 und 1783 weiße Glaswaren, etwas später auch der Standort in Annenwalde. In der Neumark, in Marienwalde und Stennewitz sollen bereits etwas früher beinweiße Waren entstanden sein, darunter Fläschchen, Teegeschirr, Vorratsbehältnisse, Waschbecken mit Kanne und auch ganze Tafelaufsätze. Danach übernahm die andere neumärkische Hütte in Lotzen die Milchglasproduktion. Etliche fälschlich anderen Herstellern zugeschriebene Gläser dürften zur Vielzahl brandenburgischer Erzeugnisse gehören.

2024-02-16

Related Objects ...

Kleiner Humpen aus dickwandigem, durchgefärbt grünem Glas, zylindrischer Gefäßkörper mit angesetztem Ohrenhenkel, mit aufgeglaster Münze, darauf das Reliefporträt König Friedrich Wilhelms...

Kleine Kanne aus opakem, schwarzem (dunkelrotem) Glas mit einem aus aufgelegtem Blattgold radierten Dekor aus Laubranken mit Blüten und Fruchtgehängen. Schmaler Fuß. Bauchiges Gefäss mit...

Leicht konischer Humpen mit angeschmolzenem Henkel aus cyanblauem Opakglas, vergoldete Messingmontierung mit Kugelknauf. Auf der Wandung in vergoldetem Tiefschnitt zwischen zwei Zierborten...

Henkellose Tasse und zugehörige Untertasse aus cyanblauem Opakglas, jeweils mit Standring und mit Abrissnarbe am Boden. An den vergoldeten Rändern befindet sich jeweils eine goldstaffierte...

Ovale Schale oder Teller aus rotbraunem, bernsteinfarbigem Glas mit Resten einer ornamentalen Vergoldung auf der breiten Fahne, der zur Standfläche hin viermal je doppelt eingedrückt ist...

Trinkschale mit abgerundet ansteigender Wandung und zugehöriger Untertasse aus dickwandigem, opakschwarzem Glas, beide mit angeschmolzenem Standring und Abrissnarbe. Alle Ränder verwärmt...

Pokal aus farblosem Glas, durchweg exquisit vergoldet, ansteigender Fuß mit doppeltem Rundbogenfries, der Schaft als glatte, lange Säule mit facettiertem Baluster, am bauchigen Ansatz der...

Fragmente von Hohlgefäßen aus opakweißem, getrübt milchig weißem und opakhellblauem Glas. Mit dem Eintreffen Johann Kunckels in Potsdam 1679 begann die Potsdamer Hofglashütte, feine...

Pokal aus farblosem Glas, durchweg exquisit vergoldet, ansteigender Fuß mit vertieftem Rundbogenfries, der Schaft als glatte, lange Säule mit wabenfacettiertem Nodus und massivem...

Stutzerpokal mit zugehörigem Deckel aus besonders reinem, grünem Glas, sorgfältig verwärmter Abriss. Der ansteigende Fuß ist mit einem Strahlenfacettenkranz dekoriert, und geht in einen...

Vier dünnwandige Fragmente aus opakem, weiß durchgefärbtem Glas mit einseitig aufgekämmten, blauen Glasfäden. Maße: 1 x 3,8 cm; 1,1 x 2,3 cm; 1,3...

Marke aus blauem Glas, auf Flaschenscherbe aus farblosem Glas aufgeschmolzen, nahezu unleserlich gestempelt mit "C...", korrodiert und irisiert. Der Vergleich mit anderen Glasmarken...

Hals einer Flasche aus farblosem, schlierigem Glas mit umgelegtem Faden aus blauem Glas am Mündungsrand, dieser abgeschnitten und nicht verwärmt, korrodiert und irisiert. Dieser...

Runde, kurze Fußscherbe aus opakweißem, opalisierendem Glas, Abriss am hochgewölbten Boden, korrodiert und irisiert. Vermutlich gehört dieser Bodenfund vom Gelände des Museums zu einem...

Sechs hohlgeblasene Produktionsabfälle aus opakweißem Glas, im Durchlicht grün schimmernd, verschmutzt und korrodiert. Diese Bodenfunde stammen aus einem Konvolut 168 "gemischter...

Zwei Brocken und drei Produktionsbruchstücke aus opakweißem Glas, verschmutzt und korrodiert. Diese Bodenfunde stammen aus einem Konvolut von 168 "gemischten Glasbruchabfällen", die im...

Niedriges Vierkantgefäß mit eingezogenem kurzem Hals und leicht ausgestellter Mündung aus blaugrünstichigem Bein- bzw. Milchglas, die Wandung ist umlaufend mit einer blumengeschmückten...

Niedriges Vierkantgefäß mit eingezogenem kurzem Hals und leicht ausgestellter Mündung aus blaugrünstichigem Bein- bzw. Milchglas, die Wandung ist umlaufend mit einer blumengeschmückten...

Pokal mit Tellerfuß und ausgestellter Kuppa aus farblosem, sowie einem Schaftbaluster aus smaragdgrünem Glas. Der Rand des breiten Fußes ist nach unten umgelegt, seine Oberseite bedeckt ein...

Sehr schwerer Becher aus bernsteinfarbigem bzw. gelbem Glas, leicht grünlich, Bodenkugel mit spiegelbildlicher Umschrift, die beim Blick in den Becher gelesen werden kann: Ich liebe dich...

Niedrige Schale aus sehr dickwandigem, rotbraunem bzw. bernsteinfarbenem Glas, Boden plangeschliffen, der Ansatz der Wandung ist gekehlt und mit einer Borte aus Rundfacetten in Schälschliff...