Brandenburgisches Glas

Brandenburgische Humpen mit Emailbemalung aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert war die Emailbemalung die am häufigsten gewählte Form der Glasveredelung nördlich der Alpen. Ebenso wie brandenburgische emailbemalte Vierkantflaschen sind emailbemalte Humpen aus Brandenburg jedoch nicht in großer Anzahl überliefert. Der wohl größte zusammenhängende Bestand wurde während des Zweiten Weltkriegs im Berliner Schlossmuseum zerstört. Eine kleine Anzahl von Museen erfreut sich heute noch an den mit leuchtenden Farben bemalten großvolumigen Gläsern, im Handel sind sie in der Regel nicht mehr zu haben. Im Historismus erlebte die Emailmalerei eine Renaissance. Damals entstanden bürgerliche und adlige, auf emailbemalte Gläser spezialisierte Privatsammlungen und – entsprechend des Prinzips von Angebot und Nachfrage – hervorragende Fälschungen, die zum Teil heute noch heimlich, still und leise zwischen den Originalen in musealen und privaten Sammlungen stehen.

Die erhaltenen originären brandenburgischen Humpen weisen eine hohe, zylindrische Form mit flachem oder tief eingestochenem Boden, eine leicht grünlich gefärbte Glasmasse sowie einen mit weißen, eng gesetzten Strichen dekorierten Standring auf. Ein Henkel fehlt. Die Wandung ist in der Regel in ansprechender, intensiver Farbigkeit dekoriert. Eine spezifische Gestaltung floraler Dekorelemente, leuchtendes Gelb und die Verwendung von Gold sowie die schwarze Konturierung der Wappen sind nach Robert Schmidt ein zweifelsfreies Zeichen brandenburgischer Herstellung, unsicher sind die Grisaille- und Schwarzlotmalerei.

Das Themenspektrum barocker Humpen aus allen Regionen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation umfasst Reichsadler-, Kurfürsten-, Apostel-, Wappen-, Innungs- und Ochsenkopfhumpen. Die brandenburgischen Hütten lieferten nach heutigem Kenntnisstand vorrangig Humpen mit Herrschaftswappen, Kurzepter oder Adler, seltener Kurfürsten- und Zunftdarstellungen. Ein einziges allegorisch dekoriertes Glas ist dokumentiert (ehem. Kunstgewerbemuseum Berlin). Die vergleichsweise geringe Motivvariation liegt in der relativ späten Gründungszeit der brandenburgischen Glashütten begründet. Auch die Verdrängung der Emailbemalung durch den Glasschnitt bei Aufträgen des Hofes als diplomatisches Geschenk oder für den eigenen Bedarf dürfte eine Rolle für den überschaubaren Bildkanon gespielt haben.

 

2018-12-06

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