Antike und Aufklärung: Winckelmann

Briefeditionen, Denkmale

Im April 1768 trat Winckelmann eine Reise von Rom nach Deutschland an. Freunde und Briefpartner an Fürstenhöfen erwarteten den berühmten Altertumsforscher. Nach Empfang bei der österreichischen Kaiserin Maria Theresia brach er diese aus Gründen psychischer Überlastung ab und beabsichtigte, über Triest und Ancona nach Rom zurückzukehren. In Triest nahm er ein Zimmer in der Osteria Grande an der Piazza San Pietro. Dort schloss er Bekanntschaft mit dem Zimmernachbarn Francesco Arcangeli. Unter dem Vorwand die goldenen und silbernen Medaillen, die Winckelmann in Wien erhalten hatte, sehen zu wollen, betrat Arcangeli am 8. Juni dessen Zimmer, attackierte Winckelmann zunächst mit einem Strick, dann mit einem Messer und verletzte ihn schwer – vier der sieben Stichverletzungen waren tödlich. Winckelmann diktierte noch sein Testament und erlag sechs Stunden später seinen Verletzungen.

Das blutige Ende Winckelmanns in Triest schockierte die gebildete Welt. Der junge Johann Wolfgang Goethe wartete vergeblich in Leipzig auf sein Idol. Für ihn war die Nachricht ein „Donnerschlag bei klarem Himmel“. Später, 1805, trug er mit seinem Buch „Winckelmann und sein Jahrhundert“ wesentlich zum Nachruhm Winckelmanns bei. Auch Johann Gottfried Herder reagierte auf die Mordmeldung mit einem Lobgesang „Auf meinen Landsmann Johann Winckelmann“. 1777 wurde von der Gesellschaft der Altertümer in Kassel ein Preis für die beste Schrift auf den großen Toten ausgelobt. Diesen errang der Göttinger Archäologe Christian Gottlob Heyne.

Bald nach Winckelmanns Tod begannen seine Korrespondenzpartner mit der Veröffentlichung von Briefen, die sie von dem Gelehrten erhalten oder auch an diesen gerichtet hatten. Diese Publikationen wohnte ein wichtiger Memorialaspekt inne, sie dienten aber auch dazu, winckelmannsche Gedanken, die sich nicht in seinen eigenen Büchern niedergeschlagen hatten, zu verbreiten.

Adam Friedrich Oeser, Winckelmanns früherer Zeichenlehrer in Dresden, fertigte im selben Jahr einen Entwurf für ein Erinnerungsdenkmal an, das aber nicht zur Ausführung kam. Erst Jahrzehnte später, 1822, schuf Antonio Bosa für Triest einen monumentalen reliefgeschmückten Sarkophag auf dem Friedhof San Giusto. Diese Ehrung für Winckelmann ist ein Verdienst von Domenico Rossetti, einem Triestiner Juristen und Kunstliebhaber. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts steht das Denkmal in einem tempelähnlichen Gebäude. Im 19. Jahrhundert wurde Winckelmann europaweit mit Büsten und Statuen geehrt (siehe unter „Winckelmanns Bild für die Nachwelt“)

Die Erinnerung an den Gelehrten sollten auch Entwürfe für ein ein Denkmal in seiner Heimatstadt Stendal aufrecht erhalten. 1859 wurde schließlich das Winckelmann-Denkmal des Berliner Bildhauers Ludwig Wichmann in Stendal geweiht.

2018-06-11

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