Porträts und grafische Reproduktionen
Die Ikonografie Johann Joachim Winckelmanns ist gering an Umfang. Lediglich fünf zu Lebzeiten beziehungsweise, das postume Bildnis von der Hand Anton Raphael Mengs‘ hinzugerechnet, sechs authentische Porträts des Archäologen sind bekannt, wovon zwei verschollen und auch nicht durch Abbildungen überliefert sind. Gemessen an der Dauer von Winckelmanns Lebenszeit und zumal an der kurzen Zeit seiner Karriere ist dies gleichwohl eine stattliche Zahl. Wäre dem Gelehrten mehr Lebenszeit und somit eine längere Karriere beschieden gewesen, so hätte sich die Reihe seiner Porträts womöglich in demselben Takt fortgesetzt, mit dem sie 1760 begonnen hatte.
Sämtliche bekannte Porträts entstanden erst in der römischen Zeit Winckelmanns, seitdem dieser in enger Verbindung mit der internationalen Künstler- und Besucherschaft stand und durch eine rege Publikationstätigkeit zur Autorität der Altertumskunde avanciert war. Sie alle verdanken ihre Entstehung dem Freundschaftskult der Aufklärung, an dem Winckelmann rege Anteil hatte. Formal sind sie jedoch nicht als Freundesporträts anzusprechen. Während man dem empfindsam-freundschaftlichen Porträtgebrauch typischerweise mit dem auf die geistig-seelische Ausstrahlung verknappten Brustbild entsprach, nahmen Winckelmanns Porträtisten repräsentative Porträtformeln in Anspruck und schufen so Zelebritätenbildnisse.
Bei der geringen Zahl von authentischen Bildnissen ist die Ikonografie Winckelmanns doch hochkarätig, was die Künstler und die jeweils gefundenen künstlerischen Lösungen angeht.
Die Bildnisse von der Hand Anton von Marons und Angelika Kauffmanns wurden bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein dutzendfach druckgrafisch reproduziert.
2018-02-12