Antike und Aufklärung: Winckelmann

Vasenmalerei, Umrisslinie der Darstellungen

In der Umrißlinie einer Figur sah Winckelmann den Beginn aller Kunst. Auch hierin sah er die Vorbildwirkung der Griechen. „Könnte auch die Nachahmung der Natur dem Künstler alles geben, so würde gewiß die Richtigkeit im Kontur durch sie nicht zu erhalten sein; diese muß von den Griechen allein erlernet werden.“  (1755)  In den Vasenmalereien mit ihren Linienzeichnungen sah er seine These deutlich bestätigt. Das Sammeln antiker Vasen gewann an gleicher Popularität, wie das Sammeln antiker Skulpturen. Mit der Publikation von Sir William Hamiltons Vasensammlung in Neapel und ihrer Rezeption durch Josiah Wedgwood eroberte diese Mode endgültig ganz Europa.

„In der Zeichnung ist die Schönheit selbst der Probierstein“ schreibt Winckelmann 1763 in seiner kunsttheoretischen Schrift „Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst, und dem Unterrichte in derselben“. Winckelmann zufolge werden Zeichnung und Kontur zum probaten Mittel, die Mannigfaltigkeit im Kunstwerk zur Einheit zu führen. Mehr noch, die „Außenbegrenzung“ des Werks ist nicht nur das Mittel des Künstlers, sein Gedankenbild im Kunstwerk zu materialisieren, aus wirkungsästhetischer Perspektive ist sie zugleich eingebunden in den Prozess der Erkenntnis des Kunstschönen.

Von dieser Ästhethik wurde auch die Zeichenkunst des Klassizismus beeinflusst. Zeichnungen, die vor allem den Umriß einer Figur zum wesentlichen Wirkungsaspekt erhoben, erlangten höchste Anerkennung. Auch die weiße Oberfläche vieler antiker Skulpturen trug dazu bei, vor allem das zeichnerische vor dem farbmalerischen zu betonen.

 

2018-06-11

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