Handwerk in Brandenburg

Das Fotografenhandwerk

Das Fotografenhandwerk ist das mit Abstand jüngste Handwerk in unserer Auswahl. Im Gegensatz zu anderen neuzeitlichen Handwerken, wie dem Karosseriebau oder der Gas-Wasser-Installation, hat es sich nicht aus einem älteren Handwerk entwickelt. Im Gegenteil könnte man sagen, mit der Fototechnik wird ein neuer Zweig des Handwerks eröffnet, der sich im Zuge der wachsenden Bedeutung von Kommunikationsmedien am Anfang des 20. Jh. rasch etablierte. Offsetdruck-, Kamera-, Schnitt-, und Tontechnik als Lehrberufe sind hier zu nennen. Die allgemeine Elektrifizierung beschleunigte die technische Entwicklung. Parallel hierzu entstand der Beruf des Elektrikers - unverzichtbar bis heute.

Die Fotografie, entstanden um 1840, zeichnete sich also Ende des 19. Jh. durch einen regen Pioniergeist aus – auch in Brandenburg. „Während im Jahr 1863 in Potsdam nur fünf photographische Ateliers arbeiteten, stieg die Zahl 1869 auf das Doppelte, 1895 auf 13 Einrichtungen, bis sie 1903 mit 21 Standorten einen Höhepunkt erreichte. Nicht selten wurde hierbei ein Atelierstandort über Jahrzehnte hinweg durch mehrere Photographen genutzt. (…) Anders als in den „zünftigen Gewerben“ fehlte es den Photographen noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts hinein an berufspraktischen Erfahrungen (...), um eine verbindliche Ausbildungsordnung einzuhalten. Erst als per Gesetzeserlass vom 25. April 1902 alle Lichtbildner auch in den preußischen Ländern zu „Handwerkern“ erklärt wurden, konnten die Handwerkskammern und Innungen zusammen Richtlinien für die Lehrlingsausbildung, die Gehilfenprüfung und das Meisterwesen ausarbeiten, die sie schließlich auch in der praktischen Anwendung überwachen konnten. Zur Förderung der gewerblichen Interessen beantragte der Photographische Verein zu Berlin für das Photographenhandwerk die Errichtung einer Zwangsinnung, deren Bezirk sich auch auf Potsdam erstrecken sollte. Nachdem sich nach einer Abstimmung bis zum 31. Januar 1912 der überwiegende Teil für die Einführung des Beitrittzwanges ausgesprochen hatte, ordnete der Brandenburgische Oberpräsident die Errichtung einer Zwangsinnung für die Bezirke und Gemeinden an. (…) Die Ausbildung von Nachwuchs im Photographenhandwerk gehörte mit zu den wichtigen Aufgaben der Innung. Nachweislich bildeten in Potsdam die Photographen Max Baur, Ernst und Walter Eichgrün, Richard Kruschwitz und Carl Schatzmann ab den 1930er Jahren junge Menschen in ihrem Beruf handwerklich aus. Die theoretischen Grundlagen erhielten sie an der „Städtischen Berufsschule für Photographen“, der „Technischen Hochschule Charlottenburg“ oder im „Lette-Haus“ in Berlin-Schöneberg.“

Herrmann, Peter: Auslöser Potsdam. Photographen und ihre Bilder von 1850 bis heute, Potsdam 2006 

Ein Großteil der in Museum-Digital präsentierten historischen Fotografien stammen von Brandenburger Berufsfotografen. Deshalb sollen hier einige von ihnen namentlich vorgestellt werden.

 

2017-11-08