Handwerk in Brandenburg

Gießer - Metallguß

Wer Brandenburg erkundet, dem werden im Norden wie im Süden des Landes Dorfkirchen, Umfriedungen und Gebäude auffallen, die aus einem groben, auf den ersten Blick wie Vulkangestein anmutenden, Baustoff bestehen. Das rot-braune bis schwärzliche Gestein ist typisch für Brandenburg und damit auch seine Nutzung als Baumaterial. Raseneisenerz gehörte über Jahrhunderte zu den wichtigsten Rohstoffen der Region und machte bis etwa zum Anfang des 20. Jahrhunderts weite Teile Brandenburgs zu bedeutenden Standorten der Eisenherstellung und -verarbeitung.

Meist schon direkt unter der Grasnabe auffindbar (daher der Name) und von besonderer metallurgischer Qualität, wurde es intensiv genutzt. Das gewonnene Raseneisenerz, ursprünglich mittels Holzkohlenfeuerung in „Rennöfen“ verhüttet, wurde hier seit etwa 500 Jahren vor Chr. abgebaut. Archäologische Grabungen In Brandenburg haben den, mit über 100 Herdstellen, bisher größten spätgermanischen Verhüttungsplatz Deutschlands freigelegt. (1)

Der erste Hochofen Brandenburgs wurde 1660 in Peitz in Betrieb genommen. Kanonenkugeln und -rohre wurden aus Gußeisen hergestellt. Aber auch Töpfe, Pfannen, Öfen, Pumpen sowie Kirchenglocken und Bronzestatuen (Kunstguß). Auch für den, im Laufe des 19. Jahrhunderts, immer wichtigeren Maschinenbau, war der Eisenguß eine wesentliche Fertigungstechnik. Der Zinnguß ist an anderer Stelle aufgeführt, da seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle, im Gegensatz zu allen anderen Metallgußtechniken, schon im 19. Jahrhundert an Bedeutung verlor.

Das Element Metall bezeichnet nicht zufällig Menschenzeitalter. Kupfer, Bronze- und Eisenzeit, kennzeichnen wesentliche Entwicklungsstufen der menschlichen Gesellschaft. Eisenerzverhüttung in Hochöfen wurde zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig, der z.B. mit der Produktion mechanischer Webstühle, Voraussetzung für den Übergang in das Industriezeitalter war und damit die entsprechenden handwerklichen Professionen konsequent und vor allen anderen Handwerksbereichen, in eine abhängige Arbeiterschaft überführte.

Waren Schmiede, Kunst- und Glockengießer, insbesondere im städtischen Gefüge, in der Lage sich zünftig zu organisieren und einen entsprechenden Status zu etablieren, blieb dem gemeinen „Wandergießer“, und allen beruflichen Sparten der Eisen- und Stahlverhüttung, nur die schlecht entlohnte Saisonarbeit in Eisenhütten und Hammerwerken. Hierzu zählten u.a.: Fuhrleute, Köhler, Pocher (Erzaufbereitung), Aufgeber, Eisenstein- und Kohlenmesser, Gießer, Vorläufer und Hüttenknechte. Von den Arbeitern in den Hammerwerken heißt es in der Ökonomisch-technologische Enzyklopädie von J. G. Krünitz, sie seien „ größtentheils (ein) sehr rüdes Volk, welches keinen gewissen Sitz hat“, und von „mehrentheils liederliche(r) Lebensart“. Hierzu sei nur bemerkt, dass ein Hochofen 24 Stunden am Tag in Betrieb gehalten werden musste und dass „zu Baruth () bey jedem Hammer 1 Meister, 1 Vorschmied, 1 Aufgießer, und 1 Junge (sind), welche zusammen wöchentlich 32 bis 48 Centner Roheisen verschmieden können.“ (2)

 

 

(1): „Raseneisenerz – auch in Brandenburg ein mineralischer Rohstoff mit bedeutender wirtschaftlicher Vergangenheit“, von: Sitschick, Heidemarie, Ludwig, Frank, Wetzel, Elke, Luckert, Joachim & Thomas Höding in: Mitteilung aus dem Landesamt No. 199 / Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2005 / S. 119-128

(2): Artikel "Eisen", in: Johann Georg Krünitz: Ökonomisch-technologische Enzyklopädie, Band 10 (1785), S. 546ff (elektronische Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier http://www.kruenitz.uni-trier.de/)

 

 

 

 

 

2017-04-16

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