Handwerk in Brandenburg

Hutmacher

Der Hutmacher geht mit der Mode - und die kann eine industrielle Fertigung begünstigen

Die Revolutionen und politischen Veränderungen 1848 brachten ein neues Hutmodell in Mode und lösten den aus Seide gefertigten Zylinder ab: ein weicher breitkrempiger Filzhut aus Hasen- und Kaninchenhaar – der sogenannte Calabreser. Dieser Hutmodenumschwung kam dem Hutmacherhandwerk zu Gute. Haarfilzhüte waren nun wieder gefragt. Hutmacher Wilke in Guben, versuchte nun den Calabreser statt aus Hasenhaar aus Schafswolle herzustellen. Wollhüte hatten gegenüber den Haarhüten den Vorteil, dass sie billiger und haltbarer waren. Und auch die Farben der Hüte aus Wolle wirkten schöner als die von Haarhüten. Während das Geschäft mit dem Wollhut-Calabreser gut lief, widmete sich Carl Gottlob Wilke zunehmend der Herstellung von Wollfilzhüten.

Wollhüte kamen zu dieser Zeit aus England. Ihr Nachteil war jedoch, dass sie bei Regen und feuchtem Wetter ihre Farbe und Form verloren. An dieser Stelle begann Carl Gottlob Wilke zu forschen. Dazu versuchte er die aus der Tuchindustrie bekannte Dampfbehandlung (Fachbegriff: Dekatur) auf die Herstellung von Wollhüten zu übertragen. Hierbei behandelte er die Hutstumpen (Rohlinge) aus Wolle unter Druck mit sehr heißem, trockenem Dampf, um die Hutstumpen formstabiler zu machen. Dadurch entstand ein dünner, witterungsbeständiger Filzstoff, aus dem er sehr gut Hüte formen konnte.

1852 erhielt Carl Gottlob Wilke schließlich das Patent für sein lang erforschtes Herstellungsverfahren und verhalf damit der Hutmacherstadt Guben zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung, der bis zum Beginn des 2. Weltkriegs andauern sollte.

2016-12-10