Aufklärung in Sachsen-Anhalt

Aufgeklärte Gärten und Parks

In der Zeit der Aufklärung erlebte auch die Gartenkultur eine neue Blüte.

Im deutschsprachigen Raum kam es allerdings erst wesentlich später als beispielsweise in England zu einem grundsätzlichen Stilwandel in der Gartengestaltung. Die bisher übliche Orientierung an den streng geometrisch gegliederten Barockgärten, oft auch als französische Gärten bezeichnet, verschob sich. Ein Beispiel für solch einen repräsentativen Barockgarten findet man heute noch in Blankenburg, wo er zusammen mit dem Kleinen Schloss an die höfische Prachtentfaltung zu Zeiten des Braunschweiger Herzogs Ludwig Rudolf zu Braunschweig-Wolfenbüttel (1671–1735) erinnert. Dagegen war die aufkommende Mode in der Gartengestaltung beeinflusst von Vorbildern aus der Landschaftsmalerei und orientierte sich an einem Ideal der Natürlichkeit. Die wohl berühmtesten Gartenanlagen und Parks dieser Art findet man im heutigen Gartenreich Dessau-Wörlitz.

Der Gedanke, durch Kunst zu erziehen, lag dem damals regierenden Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) besonders am Herzen und wurde Angelpunkt dieser erstmals frei zugänglichen Parklandschaft. Hierin folgte er direkt den Ideen Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768), dessen Einfluss auf die kunsttheoretischen Debatten ab der Mitte des 18. Jahrhunderts beträchtlich war. Kunst sollte, gespeist aus der griechischen Antike, sittliche Vorbilder zur Verfügung stellen und damit auch moralisch wirksam werden. Entsprechend verband man nützliche Landwirtschaft mit gestalteter Natur zu einem aufklärerischen Landschaftsensemble, in dem die Ideen von Schönheit, Nützlichkeit und Bildung ineinandergriffen. An vielen weiteren Orten wie dem Landschaftspark Spiegelsberge bei Halberstadt, dem Garten des Komponisten Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) in Halle, dem Schlosspark Ostrau oder auch dem Irrgarten im Gutspark Altjeßnitz kann man sich der grünen Seite der Aufklärung auf besonders anschauliche Weise annähern.

2018-12-21

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